Kommentar

Warum du dir die neue Staffel «Black Mirror» sparen kannst

· Online seit 23.06.2023, 09:18 Uhr
Die Netflix-Hit-Serie «Black Mirror» veröffentlichte letzte Woche ihre sechste Staffel. Die neuen Folgen überraschen – und erinnern nur noch lose an das klassische Black-Mirror-Konzept. Vorsicht Spoiler!
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«Die sechste Staffel kommt und erfindet sich neu», kündete Netflix letzte Woche an. Tatsächlich erinnert die neue Staffel nur noch lose an das alte Konzept der Hit-Serie. Lediglich die erste und dritte Folge halten noch an das Sci-Fi-Theme. Folge 1, «Joan Is Awful», erzählt die Geschichte einer jungen, durchschnittlichen Frau, der eines Tages ihr eigenes Leben auf der Plattform Streamberry entgegenlächelt. Die bekannte Schauspielerin Salma Hayek verkörpert darin Joan, die in dem Drama über sie selbst gar nicht gut wegkommt.

Joan hat aber unwissend zugestimmt, dass ihr Leben für Content verwenden darf, und zwar über die sogenannten «Terms and Conditions». Die hat auch Salma Hayek unterschrieben und Streamberry damit die Rechte gegeben, eine AI-Version von ihr selber für ihre Produktionen zu verwenden.

Mit der ersten Folge bringt «Black Mirror» gleich mehrere Punkte an, die den Nerv der Zeit treffen: Wie viel darf und soll künstliche Intelligenz die Film- und Serienwelt künftig bestimmen? Welche Rechte habe ich? Und sollte ich die «Terms and Conditions» vielleicht doch nicht einfach achtlos wegklicken?

«Joan Is Awful» lässt mich zwar nicht wie manch andere Black-Mirror-Folge mit offenem Mund zurück, aber die Folge regt dennoch zum Nachdenken an und lässt mich mit der Frage zurück: Bin ich der Hauptcharakter in meiner eigenen Geschichte?

Von wegen unvorhersehbar

Schon die zweite Folge hat mit dem «Black Mirror», das wir kennen und lieben, kaum mehr etwas zu tun. Die Folge handelt von einem fiktiven True-Crime-Fall, den die zwei jungen Dokumentarfilmer Davis und Pia aufdecken.

Spätestens jetzt ist klar, dass Netflix ihr Versprechen, dass die sechste die unvorhersehbarenste Staffel sei, nicht einhalten kann. Der Plottwist, dass Davis' Eltern selber mitverantwortlich für die brutalen Morde sind, kommt weder überraschend noch schockierend. Und auch Pias Tod ist bereits früh in Stein gemeisselt, als Davis ihr erklärt, wie gefährlich die Natur in Schottland sein kann.

Ebenso wenig überraschend kommt das tragische Ende der dritten Folge «Beyond The Sea». Hier sind die beiden Astronauten Cliff und David in einem alternativen 1969 auf einer Mission im All, können sich jedoch mit Roboter-Versionen ihrer selbst auf der Erde verbinden. Nachdem Davids Familie vor seinem Roboter-Ich brutal ermordet wird, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er durchdreht.

Spätestens als sein Freund Cliff David dann offeriert, seinen Roboter ab und an benutzen zu können, war klar, dass das nicht gut gehen wird. Zwischen David und Cliffs Frau Lana entfaltet sich der Beginn einer zarten Liebesgeschichte – bis Cliff das herausfindet. David klagt ihn an, nicht zu wissen, was er habe. Eine Aussage, die Davids blutige Tat am Ende ankündigt. Absolut vorhersehbar, aber dennoch schockierend.

Von Werwölfen und Dämonen

Die Folgen 4 («Mazey Day») und 5 («Demon 79») haben dann gänzlich wenig mit fortgeschrittener Technologie und Sci-Fi zu tun. In «Mazey Day» geht es um eine Schauspielerin, die Fahrerflucht begeht und danach mit den Konsequenzen zurechtkommen muss. Und um Paparazzi, die die Schauspielerin verfolgen, bis es zur Katastrophe kommt. Denn die Konsequenzen von Mazey Days Tat sind nicht, was sie scheinen. Der Zuschauer wird hier zunächst auf eine falsche Fährte geführt und glaubt, Mazey kämpfe mit starken Schuldgefühlen, die sie in eine Drogensucht abrutschen lassen.

Tatsächlich aber verwandelt sich Mazey seit der Tat bei Vollmond in einen Werwolf. Der aufmerksame Zuschauer bemerkt die Anzeichen, die spätestens bei der Nahaufnahme auf den Vollmond sehr deutlich werden. Auch wenn Werwölfe nicht etwas sind, dass man in einer Folge «Black Mirror» erwartet.

Ebenso wenig erwartet man einen Dämon. Der spielt in der fünften und letzten Folge eine zentrale Rolle. Von technologischen Errungenschaften fehlt auch hier jede Spur.

Funktioniert das? Für mich nicht. Die beiden Folgen sind zwar durchaus unterhaltsam, Folge 5 dürfte besonders allen «Disenchantment»-Fans gefallen, aber sie sind nicht das, was ich von «Black Mirror» erwarte. Die Elemente Werwolf und Dämon wirken fehl am Platz und ich frage mich: Ist den Machern nichts Besseres mehr eingefallen? Jede Folge «Supernatural» überzeugt mich mehr als das.

Das Fazit? «Black Mirror» schlägt mit der sechsten Staffel definitiv eine neue Richtung ein und büsst damit ein: Die Storylines wirken einfallslos, die krassen Wendungen überzeugen nicht und der Sci-Fi-Charakter geht zu Gunsten eines 70s-Setting verloren.

Hast du die neueste Staffel schon gesehen? Was ist deine Meinung dazu?

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veröffentlicht: 23. Juni 2023 09:18
aktualisiert: 23. Juni 2023 09:18
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch