Der gebürtige Thuner Lukas Bärfuss hat sich über die Grenzen der Schweiz hinweg einen Namen gemacht: als Autor von Romanen, als Dramaturg, als Dozent und vor allem als zuweilen scharfzüngiger und sozial engagierter Essayist. Er ist einer der wenigen Schreibenden aus der Schweiz, der mit dem deutschen Georg-Büchner-Preis (2019) ausgezeichnet wurde. 2014 erhielt er den Schweizer Buchpreis für seinen Roman «Koala».
Weg aus der Armut
Bärfuss selbst kommt aus sozial schwierigen Verhältnissen. 2022 veröffentlichte er seinen Essay «Vaters Kiste», in dem er über sein schwieriges Elternhaus und das ausgeschlagene väterliche Erbe nachdachte. Es seien die Bücher gewesen, erinnerte er sich, die ihm den Weg aus der Spirale der Armut und Randständigkeit eröffnet hätten.
Seit fast drei Jahrzehnten arbeitet er als Schriftsteller. Sein Prosaschaffen umfasst beispielsweise die Novelle «Die toten Männer» (2002) oder die Erzählungen «Malinois» (2019), Romane wie «Hundert Tage» (2008), «Koala» (2014) oder «Hagard» (2017). Zuletzt hat er im vergangenen Frühling den Roman «Die Krume Brot» veröffentlicht.
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Darüber hinaus hat er mit über dreissig Dramen das Gegenwartstheater weit über die Schweiz hinaus geprägt. Zu erwähnten sind etwa seine Stücke «Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» oder «Meienbergs Tod». In seinen Essays setzt er sich mit aktuellen Themen wie Migration, Kolonialismus, Drogenmissbrauch oder dem Nord-Süd-Gefälle auseinander.
Sein Archiv dokumentiert die Entstehung all dieser Werke und deren Wirkung. Seine frühe Lyrik, Erzählungen, Dramen, einige unveröffentlichte Texte, Entwürfe und Recherchematerialien zu seinen Dramen und Romanen gehen nun in die Sammlung des SLA. Dazu kämen Reden und Dokumente zu seiner vielfältigen Kulturarbeit sowie Pressedokumentationen, Programmhefte und Übersetzungen. Das SLA hebt dazu besonders «mit der Feder geschriebene erste Fassungen seiner Werke» hervor.
Und das SLA freut sich darüber, dass die Übernahme dieses Archivs «eine namhafte Erweiterung seiner Sammlung» sei, die «das SLA als Gedächtnisinstitution für die Literaturen des 21. Jahrhunderts stärkt».
Debatte mit der Gesellschaft
Lukas Bärfuss übergibt sein Archiv mit gerade einmal 51 Jahren. Das ist ungewöhnlich, gehen doch die meisten Schreibenden diesen Schritt erst im hohen Alter oder überlassen ihn gar den Nachkommen. Das SLA wertet diese frühzeitige Übergabe in dem Sinn, dass Bärfuss «historische Verantwortung für sein Werk» wahrnehme.
Er suche die Zusammenarbeit und die Debatte mit dem Archiv, der Forschung und der Gesellschaft, schreibt das SLA. «Bärfuss versteht sein Archiv als Beitrag zur Reflexion des Zeitgeschehens, das er in seinen Werken historisch verankert und erfahrbar macht.»
(sda)