Kulturszene kämpft

«Sind darauf angewiesen, dass die Produktionen gezeigt werden können»

17.01.2021, 15:52 Uhr
· Online seit 16.01.2021, 09:43 Uhr
Und weitere 30 Tage geschlossene Türen. Die Kulturszene wird auf Sparflamme gehalten. Die neusten Massnahmen des Bundes treffen Freischaffende wie auch Kulturinstitutionen hart. Wir haben nachgefragt.
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«Wir haben es kommen sehen, trotzdem ist es ein Schock», sagt Bettina Glaus, freischaffende Regisseurin und Mitgründerin der Luzerner Theatergruppe Grenzgänger. Ihre Premiere der neuen Produktion «Nora, Nora, Nora» musste nun zum zweiten Mal verschoben werden. «Es war eine belastende Situation, auch weil wir während des Probeprozesses alles verschieben und umplanen mussten», so Glaus, die künstlerische Leiterin der Produktion. Allgemein gäbe es eine grosse Ungewissheit in der freien Szene: Können wir weiterproben oder werden wir wieder ausgebremst? Um diese Fragen kreisen die Gedanken der Freischaffenden.

Haben Kulturhäuser zu, können Freischaffende nicht aufführen

Trotzdem sieht Glaus optimistisch in die nahe Zukunft. Im März sind acht Vorstellungen in Zug, Bern und Zürich geplant. Ende Februar werden sie die Proben wieder aufnehmen, um für die Premiere im Burgbachkeller gerüstet zu sein, die eigentlich im Kleintheater hätte stattfinden sollen, erzählt Glaus. Die weitere Saison wird jedoch eine Herausforderung – für alle Kulturschaffenden. Weil diverse Veranstaltungen abgesagt und verschoben werden mussten, sind die meisten Aufführungstermine bei den Kulturhäusern weg.

Umso wichtiger sei die finanzielle Hilfe für die Kulturinstitutionen, damit Veranstaltungen durchgeführt werden können mit Schutzkonzept und trotz reduziertem Publikum, so Glaus. Denn die Kulturhäuser sind die Arbeitsorte der freien Szene: «Wir sind darauf angewiesen, dass die Produktionen gezeigt werden können.» Auch die Erwerbsersatzentschädigung für selbstständigerwerbende Künstlerinnen und Künstler sowie Techniker, Kostümbildnerin und Grafiker usw. sei essenziell. Für die Zukunft ist sich die Freischaffende sicher: «Die Lust auf Live-Kultur wird wieder da sein, gerade weil man auf Entzug war.»

Herzstück der Saison musste abgesagt werden

Für Judith Rohrbach, Co-Leiterin des Kleintheaters, sind die verlängerten Massnahmen jedoch kein Schock. Sie haben ihren Betrieb bereits im Voraus bis am 21. Februar eingestellt. Die neue Saison hätte dann einen Tag später mit dem Unfrisiert-Festival eröffnet werden sollen. Nun fällt auch das ins Wasser. «Wir haben das Festival während eines Jahres geplant. Die Absage trifft uns hart, auch weil es das Herzstück der Saison gewesen wäre», sagt Rohrbach. Andererseits ist sie auch froh, denn sie mussten bereits einige Abstriche beim Festival machen. «So können wir das Unfrisiert-Festival im nächsten Jahr wenigstens mit 200 Leuten durchführen und nicht nur mit 50.»

Nicht wieder öffnen, um dann wieder schliessen zu müssen

Für die weitere Saison ist die Co-Leiterin des Kleintheaters vorsichtig mit Prognosen. Vor allem wünscht sie sich, dass nicht zu früh geöffnet wird, um dann wieder schliessen zu müssen: «Das wäre der Horror.» Als überlebenswichtig stuft Rohrbach die weiteren finanziellen Unterstützungsbeiträge seitens des Kantons Luzern und des Bundes ein. Gerade weil beinahe ein Jahr lang kein regulärer Spielbetrieb stattfinden konnte und die ganze Saison nie voll ausgelastet war. Trotzdem: Die Bilanz sei ok, es gäbe zwar ein Loch in der Kasse, aber es sei nicht bedrohlich, so Rohrbach.

veröffentlicht: 16. Januar 2021 09:43
aktualisiert: 17. Januar 2021 15:52
Quelle: PilatusToday

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