Luzern

Zivilschutz-Aufgebot bringt Unternehmen in Personal-Engpass

02.11.2020, 06:18 Uhr
· Online seit 02.11.2020, 06:16 Uhr
Aufgrund der aktuellen Lage mit dem Coronavirus können Zivilschützer auch kurzfristig aufgeboten werden. Das bringt Unternehmen schon mal in die Bredouille, denn gerade kleine Unternehmen sind auf ihre Mitarbeiter angewiesen.

Quelle: PilatusToday

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Arbeit hätte René Koch genug. Im Lager seiner Firma stapeln sich Kabel: Für den Flughafen, für Signalisationen und Baustellen. In seinem Betrieb arbeiten sieben Leute.

Nun muss Koch aber einen seiner Mitarbeiter abgeben, da dieser vom Zivilschutz aufgeboten wurde. «Wenn man uns einen Mann wegnimmt, fehlen 15 Prozent der Belegschaft», sagt der Geschäftsführer. Der betroffene Mann sei ihr Lagerist. «Wir haben viel Arbeit zu erledigen. Ich muss jetzt andere Leute abziehen, die für andere Aufgaben vorgesehen wären. Es ist einfach unmöglich, alles unter einen Hut zu bringen, ohne dass es am Ende zu Verzögerungen für unsere Kunden kommt.»

Am Dienstag sei der Zivilschützer aufgeboten worden – am Freitagmorgen habe er einrücken müssen. Jetzt unterstützt er mit anderen Zivilschützern für eineinhalb Wochen die Drive-In-Testcenter bei der Eingangskontrolle und bei der Administration.

«Das finde ich eine Zumutung»

Die Notlage erlaube solche kurzfristigen Aufgebote, heisst es seitens des Kantons Luzern und der zuständigen Zivilschutzorganisation:

«Aufgrund der aktuellen Situation können die Zivilschützer per sofort aufgeboten werden (Art. 27 BZG Einsätze bei Katastrophen und in Notlagen sind gegenüber von Wiederholungs- oder Ausbildungskursen keine planbaren Einsätze und berechtigen keinen Urlaub und keine Verschiebungen. Bei einem Aufgebot nach Art. 27 haben die Schutzdienstpflichtigen gemäss den Anordnungen der aufbietenden Stelle einzurücken (Art. 7 ZSV)).»

René Koch ist mit dieser Antwort nicht zufrieden. Man schade in der Krise so jenen Firmen, bei welchen es gut laufe. «Dass man uns als Betrieb, der normal funktioniert, der weder Kurzarbeit beantragt hatte, noch Coronakredite in Anspruch genommen hat, Leute wegnimmt, um eine Situation zu bereinigen, das finde ich eine Zumutung. Ich habe vollstes Verständnis für die Situation, glaube aber, dass man das auch mit anderen Leuten machen könnte, die bereits vom Staat unterstützt werden.»

Viele Optionen hat der Chef der Kabelfirma allerdings nicht. Er wird jetzt wohl eine Weile ohne seinen Angestellten auskommen müssen. Der einzige Weg, um das Dienst-Aufgebot zu umgehen, wäre ein Attest vom Bund, dass die Firma systemrelevant ist. Dann könnte der Einsatz eines Mitarbeiters aufgeschoben werden.

veröffentlicht: 2. November 2020 06:16
aktualisiert: 2. November 2020 06:18
Quelle: PilatusToday

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