«Im Namen unserer Freunde»

BBC gibt grünes Licht: ESC 2023 findet in Grossbritannien statt

25.07.2022, 16:05 Uhr
· Online seit 25.07.2022, 15:58 Uhr
Grossbritannien wird den Eurovision Song Contest definitiv anstelle des diesjährigen Siegers Ukraine ausrichten. Für die Briten ist es nicht das erste Mal, dass sie für ein anders Land einspringen müssen. Jetzt beginnt die Suche nach dem Ort für die Show.
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Eurovision Song Contest - das bedeutet neben dem Wettstreit um das beste Lied auch Glitzerfontänen, bombastische Lichtshows, Windmaschinen, viel Plüsch und Tausende kreischende Fans.

Wie passt das zusammen mit Raketeneinschlägen und umkämpften Frontlinien, von denen kaum jemand zu sagen vermag, wo sie morgen, geschweige denn im nächsten Jahr, verlaufen werden?

Die Verantwortlichen des ESC haben nun entschieden: gar nicht. Die Ukraine - die diesjährige Siegerin des Musikwettbewerbs, der grössten TV-Show Europas - wird den kommenden Contest nicht im eigenen Land ausrichten. Stattdessen springen die zweitplatzierten Briten ein.

Ausrichtung in der Ukraine nicht möglich

«Nach der Anfrage der European Broadcasting Union und der ukrainischen Behörden freue ich mich, dass die BBC zugesagt hat, den Wettbewerb im nächsten Jahr auszurichten», sagte die britische Kulturministerin Nadine Dorries am Montag. Allerdings sei es traurig, dass der ESC wegen des «andauernden russischen Blutvergiessens» nicht in der Ukraine stattfinden könne, dort wo er eigentlich hingehöre.

Mitte Mai gewann die ukrainische Gruppe Kalush Orchestra mit dem Lied «Stefania» im italienischen Turin den 66. ESC. Damit haben die Ukrainer eigentlich zum dritten Mal das Recht auf die Austragung im Folgejahr erlangt, schon 2005 und 2017 waren sie Gastgeber.

Doch auf den bunten Triumph folgte schnell die harte Kriegsrealität: Wie die Sicherheit der Teams aus aller Welt und Tausenden Fans gewährleisten, wenn die Ukrainerinnen und Ukrainer vielerorts selbst um ihr Leben bangen müssen? Rund fünf Monate nach Ausbruch des Krieges weiss niemand, wann und wie dieser endet. Die Planung einer Veranstaltung dieser Dimension grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Zweitplatzierte springt in die Bresche

Der Brite Sam Ryder («Space Man») hat in Turin den zweiten Platz belegt. Schnell brachte das Vereinigte Königreich sich als potenzieller Ausrichter ins Gespräch - wobei Premierminister Boris Johnson als enger Verbündeter der Ukraine schnell jeden Zweifel auszuräumen versuchte, das Spektakel an sich reissen zu wollen. «Tatsache ist, dass sie ihn gewonnen haben, und sie verdienen es, ihn zu haben», sagte er damals. Nun versprach er, «im Namen unserer ukrainischen Freunde einen fantastischen Wettbewerb zu veranstalten».

«Der ESC 2023 wird nicht in der Ukraine sein, aber in Unterstützung der Ukraine», sagte am Montag der ukrainische Rundfunkchef Mykola Tschernotyzkyj. «Wir sind unseren BBC-Partnern dankbar für die Solidarität, die sie uns zeigen.» Er sei zuversichtlich, dass das Ereignis mit «ukrainischem Geist» bereichert werde.

Für Grossbritannien nicht das erste Mal

Es ist bereits das fünfte Mal, dass Grossbritannien den ESC ausrichtet, ohne den Wettbewerb im Vorjahr gewonnen zu haben. 1960 sprang das Land für die Niederlande ein, 1963 für Frankreich, 1972 für Monaco und 1974 für Luxemburg.

Auch ESC-Chef Martin Österdahl zeigte sich dankbar, dass Grossbritannien einspringt. «Die BBC hat den Wettbewerb bereits vier Mal anstelle anderer Sieger ausgerichtet», sagte Österdahl. «Wir setzen diese Tradition der Solidarität fort.»

Jetzt startet die Suche nach dem Ort für die Show

Damit sei zudem sichergestellt, dass die Ukraine als Sieger 2022 während der gesamten Veranstaltung gefeiert und präsentiert werde. Als Sieger 2022 muss sich die Ukraine im kommenden Jahr ebenso wie die «Grossen Fünf» Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Grossbritannien nicht qualifizieren, sondern nimmt automatisch am Finale teil.

Grossbritannien richtet den ESC damit zum neunten Mal aus. Vier Mal wurde die Bühne in London aufgebaut, beim bisher letzten Mal 1998 war die zweitgrösste Stadt Birmingham der Party-Ort.

BBC-Chef Tim Davie sprach von einem «grossen Privileg»: «Die BBC möchte diese Veranstaltung zu einem wahren Spiegelbild der ukrainischen Kultur machen und die Vielfalt der britischen Musik und Kreativität demonstrieren.» Nun beginne die Suche nach der Ausrichterstadt. Dabei können sich Interessenten wie Manchester und Glasgow ab dieser Woche bewerben. Auch Bristol soll Interesse haben.

(sda/osc)

veröffentlicht: 25. Juli 2022 15:58
aktualisiert: 25. Juli 2022 16:05
Quelle: Today-Zentralredaktion

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