Todesfalle Selfie

Gipfel, Wildtiere und Waffen: Hier bleibt das Handy lieber im Sack

· Online seit 01.11.2021, 17:10 Uhr
Früher wurde man komisch angeschaut, hielt man sein Mobiltelefon oder seine Digitalkamera «falsch herum» vor sich in die Höhe. Heute schaut niemand zweimal hin, wenn an einem Touristen-Hotspot mit Selfiesticks herumgefuchtelt wird – ausser es geht etwas schief, was immer häufiger vorkommt.
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Ausrutscher, Stolperer und manchmal einfach viel Pech kann ausreichen, um aus einem Traumurlaub einen Albtraum zu machen. Nämlich dann, wenn das Selfie-Knipsen ordentlich in die Hose geht. Damit hat sich eine spanische Studie befasst, über dessen Resultate der «Tagesanzeiger» berichtete.

Wie häufig sind Selfie-Todesfälle

Zwischen Januar 2008 und Juli 2021 sind laut der Studie weltweit 379 Personen beim sich selbst fotografieren ums Leben gekommen. Manuel Linares Rufo, der Präsident der Stiftung iO und Hauptautor der Studie, erklärt in der spanischen Zeitung «El País», dass die Unfälle wegen Selfies zunehmen. 2021 hätte durchschnittlich rund eine Person pro Woche so das Zeitliche gesegnet.

Zum Vergleich: Blitzschläge kosten jährlich rund 2000 Menschen das Leben und Haiattacken enden im Durchschnitt vier Mal pro Jahr tödlich. Fatale Selfie-Unfälle sind also viel seltener als tödliche Blitzschläge, kommen aber häufiger vor als tödliche Haiattacken.

Laut dem «Tagesanzeiger» könnte die tatsächliche Zahl der Selfie-Toten aber weitaus höher sein. Die NGO habe die Fälle mit einer Software gesucht, die das Internet für Meldungen in nur sechs Sprachen durchsucht.

Wer ist gefährdet?

Von den 379 in der Studie dokumentierten Fällen waren 141 Touristen und 238 Einheimische. Natürlich gibt es weltweit viel mehr Einheimische als Touristen, was es sehr viel wahrscheinlicher macht, im Urlaub in die Selfie-Todesfalle zu tappen. Rund 40 Prozent der Opfer waren jünger als 19, dies bei einem Durchschnittsalter von fast 24 Jahren. Männer trifft es ein Drittel häufiger als Frauen.

Wo sollte man kein Selfie machen?

Gefährlich scheinen vor allem luftige Höhen zu sein: Schnappschüsse auf Bergspitzen, Balkonen, Dächern oder Wasserfällen endeten in 216 Fällen mit dem Tod. Auch in Verkehrsmitteln (123 Fälle) und im Wasser (66 Fälle) sollte man vorsichtig sein. Weiter kann die Nähe zu Kabeln oder Leitungen, aber auch zu elektronischen Geräten und Schusswaffen gefährlich werden (je 24 Fälle). Wilde Tiere sorgten 17 Mal für ein unschönes Ende.

Im Länder-Ranking liegt Indien mit 100 Fällen vorne, gefolgt von den USA (39) und Russland (33). Sehenswürdigkeiten wie die Niagarafälle in den USA, das Uralgebirge in Russland oder der Taj Mahal und die Bergstation Doodhpathri in Indien gehören zu den gefährlichsten Orten für Solo-Fotoshootings.

Studie soll sensibilisieren

Mit der Studie wolle Manuel Linares Rufo Reisemediziner und Behörden dazu animieren, sich des Problems anzunehmen, so der «Tagesanzeiger». Präventive Massnahmen gäbe es beispielsweise bereits in der spanischen Küstenstadt Benidorm. Dort patrouilliere die Polizei regelmässig an bekannten Orten und schreite ein, wenn sich jemand in eine potenziell riskante Pose begibt. Auch im Selfie-Risikoland Indien gebe es ganze Zonen, die von den Behörden für «Selfie-frei» erklärt wurden.

Für waghalsige Aufnahmen besuchte der YouTuber Shiey die Schweiz. Nicht nachmachen!

Quelle: PilatusToday

(red.)

veröffentlicht: 1. November 2021 17:10
aktualisiert: 1. November 2021 17:10
Quelle: PilatusToday

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