In Ungarn stirbt die Medienfreiheit auf Raten
Tatsächlich schleppt sich das Portal in einer Art Notbetrieb dahin, seitdem der Chefredakteur Szabolcs Dull vor anderthalb Wochen auf Druck der regierungsnahen Eigentümer entlassen wurde. Zwei Tage später reichte deshalb fast die gesamte 90-köpfige Redaktion die Kündigung ein. Die Mitarbeiter unterliegen noch der Kündigungsfrist, sie arbeiten auf Sparflamme weiter. Die Eigentümer suchen unterdessen fieberhaft nach einer neuen Mannschaft.
Doch in seiner bisherigen Form wird es index.hu nicht mehr geben. Es war nicht nur ein Internetportal, sondern eine Institution im Lande. Vor 21 Jahren hatten es Journalisten, Privatleute und Kleinanleger gegründet. Mit sprachlichen, multi-medialen und inhaltlichen Innovationen brachte es einen frischen, unverbrauchten Wind in die bis dahin eher behäbige ungarische Medienlandschaft.
Auffallend war auch, dass sich das Portal keinem der politischen Lager - dem national-konservativen oder links-liberalen - zuordnen liess. index.hu recherchierte, deckte auf und teilte aus, egal welchem Lager die Missetäter und «Korruptionisten» angehörten.