Jahrestag von George Floyds Tod: Biden trifft Angehörige
Biden forderte den Kongress erneut dazu auf, ein nach George Floyd benanntes Gesetz für Polizeireformen zu verabschieden. «Um eine wirkliche Veränderung herbeizuführen, müssen wir Rechenschaft ablegen, wenn Polizeibeamte ihren Eid verletzen.» Er hoffe darauf, dass er das Gesetz bald unterzeichnen könne. «Wir müssen handeln. Wir stehen an einem Wendepunkt.»
It’s been one year since George Floyd was murdered. In that time, George’s family has shown extraordinary courage. Last month’s conviction was a step towards justice – but we cannot stop there.
— President Biden (@POTUS) May 25, 2021
We face an inflection point. We have to act.
Bei einer öffentlichen Stellungnahme vor dem Weissen Haus forderten nach dem Treffen auch Floyds Angehörige eine Verabschiedung des Gesetzes. Sein Bruder Philonise Floyd sagte: «Wenn man Bundesgesetze machen kann, um den Vogel, den Weisskopfseeadler, zu schützen, kann man auch Bundesgesetze machen, um People of Color zu schützen.»
Biden hatte den Kongress vergeblich dazu aufgerufen, das Gesetz spätestens zum Jahrestag von Floyds Tod zu beschliessen. Das von Bidens Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus hat den Entwurf zwar im März verabschiedet. Im Senat sind die Demokraten aber auf die Stimmen mehrerer Republikaner angewiesen. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte am Dienstag, Biden lasse den Verhandlungsführern im Kongress «Zeit und Raum» für ihre Gespräche über das Gesetz. Sie verwies auf Fortschritte bei den Verhandlungen.
Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass die Bundesregierung Anreize für das Verbot von Würgegriffen bei Polizeieinsätzen schafft. Die Immunität von Polizisten soll eingeschränkt werden, um Strafverfolgung nach unzulässiger Gewaltanwendung zu erleichtern. Ausserdem soll unter der Ägide des Justizministeriums eine nationale Datenbank für polizeiliches Fehlverhalten aufgebaut werden. Damit soll erschwert werden, dass gewalttätige Polizisten nach einer Entlassung bei anderen Polizeibehörden anheuern.
An dem Gespräch mit Biden und Harris im Weissen Haus nahmen mehrere Angehörige Floyds teil, darunter dessen siebenjährige Tochter Gianna. Biden erinnerte in seiner Mitteilung daran, wie Gianna ihm vor der Beerdigung ihres Vaters gesagt habe: «Papa hat die Welt verändert.» Biden fügte nun hinzu: «Das hat er.»
Floyds Tod am 25. Mai 2020 in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota hatte in den USA Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst, die über Monate anhielten. Biden war damals Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten. Er hat den Kampf gegen Rassismus zu einem der zentralen Anliegen seiner Amtszeit erklärt.
Das Weisse Haus kündigte am Dienstag eine Reise Bidens nach Tulsa im Bundesstaat Oklahoma am 1. Juni an, dem Jahrestag eines rassistischen Pogroms in der Stadt. Vor genau 100 Jahren hatten dort Mobs weisser Angreifer unzählige von Schwarzen betriebene Unternehmen zerstört, Hunderte Häuser gingen in Flammen auf. Dutzende Schwarze wurden getötet, Hunderte verletzt.
Wegen der Tötung Floyds wurde der Polizist Chauvin im April in einem Verfahren in Minneapolis unter anderem wegen Mordes zweiten Grades schuldig gesprochen. Das Strafmass wurde noch nicht verkündet. Der Prozess gegen drei mutmassliche Komplizen Chauvins soll im März kommenden Jahres beginnen. Auf Videos ist dokumentiert, wie Chauvin vor einem Jahr sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals presste, während der 46-Jährige flehte, ihn atmen zu lassen.