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Missbrauchs-Skandal bei der BBC: Was wir wissen – und was nicht

Viele Fragezeichen

Missbrauchs-Skandal bei der BBC: Was wir wissen – und was nicht

· Online seit 12.07.2023, 17:44 Uhr
Ein BBC-Mitarbeiter soll einen oder mehrere Teenager für freizügige Bilder bezahlt haben. Die Vorwürfe haben zu viel Spekulationen geführt. Was ist passiert? Was stimmt und was nicht? Wir erklären dir den bisherigen Stand der Dinge.
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Eine Enthüllung erschüttert die renommierte BBC. Am Freitagnachmittag machte das Boulevardblatt «Sun» publik, dass ein «bekannter Moderator» der BBC einer damals 17-jährigen Person mehrere zehntausend Pfund für intime Fotos bezahlt habe.

Was steckt dahinter? Und wer ist involviert? Hier gibt es die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was wird dem Moderator vorgeworfen?

Es geht um mehrere Anschuldigungen. Nebst der unterdessen 20-jährigen Person soll er noch zwei weitere junge Menschen über Datingseiten kontaktiert haben. Dabei habe er auch die damals geltenden Corona-Kontaktregeln gebrochen.

Anderen Personen soll er beleidigende und bedrohende Nachrichten geschicht haben.

Die junge Person, die im ursprünglichen Bericht der «Sun» erwähnt wird, hat am Montag über einen Anwalt verlauten lassen, dass die Vorwürfe «Blödsinn» seien, die Eltern wollen aber an den Anschuldigungen festhalten.

Wie ist der zeitliche Ablauf des BBC-Skandals?

Die BBC selbst hat sich dazu geäussert. Bereits am 18. Mai 2023 sei ein Familienmitglied des Jugendlichen bei der BBC vorstellig geworden und habe sich über das Verhalten des Moderators beschwert. Einen Tag später kam die interne Untersuchungsstelle zum Schluss, dass kein Straftatbestand vorlag, aber weitere Abklärungen nötig seien.

Gleichentags informierte die Untersuchungsstelle das Familienmitglied, dass die Anschuldigungen ernst genommen werden und man weitere Informationen brauche. Darauf sei keine Antwort eingegangen. Auch habe man versucht, das Familienmitglied im Juni telefonisch zu erreichen, auch hier konnte keine Verbindung hergestellt werden.

Am 6. Juli gelang die «Sun» mit den Anschuldigungen an die BBC. Dabei wurden auch weitere Vorwürfe erwähnt. Die BBC richtete darauf eine Task Force zum Thema ein und konfrontierte auch erstmals den betroffenen Moderator mit den Vorwürfen. Es wurde entschieden, dass er bis zur Klärung der Angelegenheit nicht mehr vor der Kamera arbeiten soll.

Einen Tag später informierte die BBC auch die Polizei, darauf auch die Belegschaft und die anderen Medien. Es wurde bestätigt, dass der Moderator vorläufig suspendiert worden ist.

Das sagt die BBC zu den Vorwürfen

Tim Davie, der Generaldirektor der BBC, spricht von einer «sehr schwierigen und komplexen Situation». Dabei müsse ein Gleichgewicht gefunden werden, zwischen den schweren Anschuldigungen, möglichen Straftatbeständen und der Privatsphäre des Moderators. Natürlich habe aber auch die Öffentlichkeit ein Anrecht auf Aufklärung.

Die BBC bekomme laut Davie rund 500 solche Beschwerden pro Jahr. Jede einzelne werde von einem internen Team abgeklärt und auf die Glaubwürdigkeit geprüft. Die ursprüngliche Beschwerde des Familienmitglieds habe sich jedoch von den Anschuldigungen, die in der «Sun» publiziert worden sind, unterschieden.

Was die Unterschiede sind, wurde nicht kommuniziert. Nur: Es habe keine Anzeichen eines strafrechtlich relevanten Vergehens gegeben, deshalb sei auch die Polizei nicht involviert worden.

Davie äussert sich nicht dazu, ob der Moderator die Anschuldigungen abstreitet.

Welche Fragen sind noch offen?

Nebst der Frage, ob der Moderator sich wirklich etwas zu Schulden hat kommen lassen, gibt es noch weitere Punkte.

Die BBC selbst hat zugegeben, dass der interne Ablauf bei solchen Vorwürfen angepasst werden müsse. Unklar ist auch, ob die Polizei hätte früher hinzugezogen werden sollen.

Die Polizei hat noch keine offizielle Untersuchung eröffnet, deshalb ist auch hier unklar, ob sie selbst von einem strafrechtlich relevanten Vergehen ausgeht.

Ebenfalls nicht geklärt ist, ob der Moderator mit Disziplinarmassnahmen rechnen muss. Bei einvernehmlichen sexuellen Kontakten gilt in England und Wales das Mindestalter 16, allerdings werden bei intimen und freizügigen Bildern alle Personen unter 18 Jahren als Kinder angesehen.

Mehrere Personen haben auf Social Media bereits mögliche Namen des betroffenen Moderators erwähnt. Laut BBC klären derzeit Anwälte ab, inwiefern sie sich damit der Verleumdung strafbar gemacht haben.

Auch die «Sun» muss sich Vorwürfen stellen. So habe der betroffene Jugendliche im Vorfeld der Publikation der Zeitung mitgeteilt, dass nichts «Unangemessenes oder Unrechtmässiges» vorgefallen sei. Trotzdem wurden die Anschuldigungen ohne die Aussagen des Jugendlichen veröffentlicht, was jeglichen journalistischen Standards widersprechen würde.

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veröffentlicht: 12. Juli 2023 17:44
aktualisiert: 12. Juli 2023 17:44
Quelle: FM1Today

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