Zug

Roboterbus fühlt sich auf der Strasse nicht richtig wohl

05.05.2020, 18:41 Uhr
· Online seit 05.05.2020, 11:25 Uhr
Selbstfahrende Busse haben noch Schwierigkeiten, sich in den Verkehr einzugliedern und mit dem Getümmel auf der Strasse zurechtzukommen. Dies hat der Probebetrieb von «MyShuttle» in Zug gezeigt.
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An dem Projekt, das von 2017 bis 2019 dauerte, waren die SBB, die Zugerland Verkehrsbetriebe, die Autoverleiherin Mobility, die Stadt Zug und eine Immobilienentwicklerin beteiligt. In dem am Dienstag publizierten Abschlussbericht kommt das Konsortium zum Schluss, dass der MyShuttle zu wenig intelligent war, um im Fliessverkehr zurechtzukommen. Zu oft reagierte er einfach nur mit einem Stopp.

Über 2'000 Kilometer ohne Unfälle

Das Fahrzeug verfügte über sechs Sitz- und zwei Stehplätze. Zudem war immer ein Sicherheitsfahrer an Bord. «MyShuttle» fuhr zu Beginn mit 10 km/h, am Schluss des Testbetriebs mit 16 km/h. Im ganzen Jahr 2019 verkehrte der Minibus auf öffentlichen Strassen und legte dabei über 2'000 Kilometer zurück.

Die Ergebnisse könnten positiv gewertet werden, heisst es in dem Abschlussbericht. 84 Prozent aller 2019 zurückgelegten Kilometer seien im automatisierten Betrieb zurückgelegt worden. Unfälle habe es keine gegeben.

Mühe bei schlechtem Wetter

Mit dem lebhaften Betrieb auf der Strasse hatte der Roboterbus aber seine Schwierigkeiten. Auf unerwartete Baustellen oder in die Strasse ragende Pflanzen reagierte er mit einem Bremsmanöver, slalomfahrende Velos führten zu Stopps. Am herausforderndsten war für den «MyShuttle» das Linksabbiegen. Zu schaffen machten ihm auch das Wetter. Bei schlechten Verhältnissen wie Schnee oder Starkregen, war kein Shuttle-Betrieb möglich, da die Wahrnehmung der Sensoren des Fahrzeugs zu stark beeinträchtigt war.

Die Technologie selbstfahrender Fahrzeuge sei zwar imstande, dieses mit hoher Präzision zu manövrieren, heisst es in dem Abschlussbericht. Im Fliessverkehr stosse sie aber an ihre Grenzen. Ein reaktives Bremsen, wenn Gefahren und Hindernisse auftauchten, genüge nicht. Der Bus müsse vorausschauender fahren und reagieren können. Zudem wäre es hilfreich, wenn smarte Ampeln mit dem Fahrzeug kommunizieren könnten.

Wichtige Erkenntnisse gewonnen

Das Konsortium bezeichnet das Projekt aber als erfolgreich, dies wegen den gewonnenen Erkenntnissen und weil es einen Beitrag zur Akzeptanz von selbstfahrenden Fahrzeugen geleistet habe.

Auch eine Befragung der mitgefahrenen Bevölkerung ergab, dass 92 Prozent «MyShuttle» wieder nutzen würden. Die Akzeptanz und das Interesse bei den Fahrgästen sei sehr gross gewesen.
Ebenso das Sicherheitsgefühl und auch der «Spassfaktor» bei der Fahrt, teilt uns Olivier Dischoe, Mediensprecher der SBB, auf Anfrage mit. Hingegen habe das verzögerte Anfahrtsverhalten des Shuttles vereinzelt zu Irritationen geführt, so Dischoe weiter.

Über den Serieneinsatz von selbstfahrenden Fahrzeugen sind sich jedoch selbst Experten uneinig und sprechen von einem Zeitraum von zehn bis 25 Jahren, bis die dafür notwendige technische Reife erreicht ist und die entsprechenden gesetzlichen Zulassungen vorhanden sind.

veröffentlicht: 5. Mai 2020 11:25
aktualisiert: 5. Mai 2020 18:41
Quelle: sda / Pilatus Today

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