Bald elf Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj der internationalen Gemeinschaft zu langes Zögern vorgeworfen. «Die Zeit, welche die freie Welt zum Denken benötigt, wird vom Terrorstaat (Russland) zum Töten genutzt», sagte Selenskyj am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum in Davos in einer Videoansprache. Aktuell gehe es insbesondere darum, Russland bei dessen militärischer Mobilmachung zuvorzukommen.
Selenskyj forderte: «Die Belieferung mit westlichen Kampfpanzern muss einer nächsten Invasion mit russischen Kampfpanzern zuvorkommen.» Das betreffe auch die Bereitstellung von Flugabwehrsystemen. Diese müssen vor den «nächsten russischen Raketenangriffen kommen». An diesem Freitag trifft sich im rheinland-pfälzischen Ramstein die internationale Ukraine-Kontaktgruppe. Dabei geht es auch um weitere militärische Hilfe für das angegriffene Land.
Russland kontrolliert einschliesslich der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim gut 18 Prozent des ukrainischen Territoriums. Für eine erfolgreiche Gegenoffensive zählt Kiew auf die Lieferung Hunderter Kampfpanzer aus dem Westen.
Selenskyj kritisierte, dass nach dem russischen Überfall am 24. Februar 2022 mehrere Tage verstrichen seien, bevor die ersten Sanktionen verhängt wurden. Im Jahr 2014 sei auf die russische Annexion der Krim noch zögerlicher reagiert worden. «Die Welt darf weder heute noch irgendwann zögern», mahnte Selenskyj.
(sda/osc)