Spaniens Ex-König Juan Carlos geht ins Exil
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Die in Sachen Monarchie gewöhnlich sehr gut informierte Tageszeitung «El Mundo» versicherte, die Entscheidung sei in erster Linie von Felipe getroffen worden. Das Königshaus habe Juan Carlos zum Verlassen Spaniens «gezwungen», so das Blatt. Die Affäre hatte dem Image Felipes und der spanischen Monarchie sehr geschadet. Die Rufe nach einer Abschaffung der Monarchie waren zuletzt immer lauter geworden.
Mit seiner Entscheidung wolle er dazu beitragen, die Ausübung der Arbeit seines Sohnes als Staatschef zu erleichtern, «angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse derzeit verursachen», schreibt Juan Carlos in deutlicher Anspielung auf die Justizermittlungen, die gegen ihn derzeit nicht nur in Spanien, sondern auch in der Schweiz laufen.
«Es ist eine Entscheidung, die ich mit tiefen Gefühlen, aber mit grosser Ruhe treffe», fügt Juan Carlos in seinem Brief hinzu. Wohin er zieht, wurde vorerst nicht mitgeteilt.
Skandal um Schnellbahnstrecke
Im Skandal um mutmassliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium hatte das Oberste Gericht in Madrid am 8. Juni Ermittlungen gegen Juan Carlos eingeleitet.
Bei den Untersuchungen gehe es darum, die «strafrechtliche Relevanz der Taten abzugrenzen oder auszuschliessen», die nach der Abdankung von Juan Carlos als König im Juni 2014 erfolgt seien, teilte die Staatsanwaltschaft am Obersten Gericht seinerzeit mit.
In der sogenannten «Affäre um den Wüsten-Zug» ermitteln die für Korruption und Wirtschaftsdelikte zuständigen Behörden schon seit 2018. Im Jahr 2008 soll Juan Carlos Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen US-Dollar aus Saudi-Arabien kassiert haben.