Deutschland

Zurückgehaltenes Gutachten fordert Kulturwandel in der Kirche

· Online seit 25.03.2021, 16:16 Uhr
Ein vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bisher zurückgehaltene Missbrauchsgutachten fordert einen Kulturwandel in der katholischen Kirche.
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Dem derzeitigen männerbündlerischen System müsse unter anderem durch die Berufung von Frauen in Führungspositionen entgegengewirkt werden, empfiehlt die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl, deren Gutachten am Donnerstag vom Erzbistum Köln erstmals unter strengen Auflagen zur Einsicht freigegeben wurde. Das Erzbistum Köln ist das grösste Bistum in deutschen Sprachraum und eines der reichsten weltweit.

Die Gutachter untersuchten den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester. Ihre Untersuchung wurde von Woelki bisher unter Verschluss gehalten, wofür er äusserungsrechtliche Bedenken anführt. Westpfahl Spilker Wastl weist die Vorwürfe zurück. Woelki gab stattdessen ein neues Gutachten bei dem Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag, das in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.

Ebenso wie Gercke sehen auch die Gutachter von Westpfahl Spilker Wastl Pflichtversäumnisse unter anderem bei Woelkis Vorgänger Joachim Meisner (1933-2017) und beim früheren Kölner Personalchef Stefan Hesse, heute Erzbischof von Hamburg. Hesse hat den Papst mittlerweile um seine Entlassung gebeten. Woelki wird auch in dem bisher zurückgehaltenen Gutachten nicht belastet.

Die Gutachter von Westpfahl Spilker Wastl dokumentieren einerseits, inwiefern etwa aufeinanderfolgende Erzbischöfe und Generalvikare Vorwürfen gegen Priester nicht entschieden nachgingen, die mutmasslichen Sexualstraftäter nicht bestraften und sich wenig um die Opfer kümmerten. Andererseits werden aber auch Faktoren aufgeführt, die nach Meinung der Gutachter im spezifischen System der katholischen Kirche den Missbrauch von Kindern begünstigen können.

veröffentlicht: 25. März 2021 16:16
aktualisiert: 25. März 2021 16:16
Quelle: sda

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