Psychische Gesundheit

Corona schlägt den Menschen aufs Gemüt

· Online seit 09.11.2020, 19:02 Uhr
Nicht nur in den Spitälern ist die Corona-Pandemie ein Problem, sondern auch bei den psychiatrischen Diensten. Vor allem bei den ambulanten Behandlungen gibt es viel zu tun. Und auch die Beratungsstelle der Pro Juventute hat massiv mehr Anfragen als noch letztes Jahr.

Quelle: PilatusToday

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In der Zuger Seeklinik in Oberwil, die auch für die Kantone Uri und Schwyz zuständig ist, sind die Zahlen seit März im Vergleich zum Vorjahr um 25 bis 30 Prozent gestiegen. Vor allem Menschen mit psychischen Vorbelastungen leiden unter der Corona-Pandemie, sagt Chefärztin Angelika Toman. Sie spüre eine Art Nachholeffekt, weil viele Leute während der ersten Welle ihre Arztbesuche aufs Nötigste reduzierten.

In der zweiten Welle habe man zehn Prozent mehr Patienten als sonst. Betroffen seien vor allem Menschen mit einer Mehrfachbelastung, beispielsweise berufstätige Eltern oder Personen, die in sogenannten systemkritischen Berufen arbeiten. Viele Leute berichten, dass sie sich dünnhäutiger und labiler fühlen im Moment, erklärt Angelika Toman. Dies auch, weil ihnen die Möglichkeiten fehlten das zu tun, was ihnen guttut – etwa Vereinssport zu treiben oder mit Freunden einen Kaffee zu trinken.

Die Sorgen und Nöte, welche die Pandemie mit sich bringt, spürt aber auch die Beratungsstelle der Pro Juventute, die unter anderem das Sorgentelefon 147 betreibt. Man habe drei Mal mehr Anfragen als noch im letzten Jahr, erklärt Oliver Frei, Regionalleiter Zentralschweiz bei Pro Juventute. Das Thema Beziehungen habe am stärksten zugenommen: «Freunde finden, Freunde verlieren, Kontakte zu anderen halten, Konflikte mit den Eltern und das Selbstbild, das sind die Themen mit den stärksten Zunahmen», sagt Oliver Frei.

Die Ungewissheit, wie es weitergeht und die fehlenden sozialen Kontakte sind also auch bei den Jugendlichen ein grosses Problem.

Bei den Ambulatorien der Seeklinik geht man davon aus, dass die Nachfrage für Behandlungen noch länger hoch bleiben. Erst, wenn ein Ende der Pandemie in Reichweite rückt, rechne man mit Besserung.

(red.)

veröffentlicht: 9. November 2020 19:02
aktualisiert: 9. November 2020 19:02
Quelle: Tele 1

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