Geplante Sanierungen

«Das ist eine Frechheit»: Credit Suisse lässt Wohnungen in Luzern leer stehen

23.08.2023, 14:55 Uhr
· Online seit 22.08.2023, 06:12 Uhr
Am Kauffmannweg in Luzern stehen Wohnungen teilweise seit zwei Jahren leer. Diese gehören der Credit Suisse Anlagestiftungen. Sie begründet dies mit für das nächste Jahr geplanten Sanierungsarbeiten. Für den Mieterverband Luzern ist diese Praxis völlig unverständlich.
Anzeige

Die Liegenschaft am Kauffmannweg 22 und 24 mitten in der Luzerner Neustadt, sieht auf den ersten Blick nicht aussergewöhnlich aus. Im Erdgeschoss befinden sich einige Geschäfte. Ein Blick in den Innenhof verrät aber: Sehr viele Wohnungen stehen leer. Ein Leserreporter schildert gegenüber PilatusToday und Tele 1, dass einige dieser Wohnungen nun bereits seit bis zu zwei Jahren nicht bewohnt werden.

Tote Hose rund um die Liegenschaft

Der Leserreporter, der anonym bleiben möchte, hat von seinem Balkon aus freien Blick auf die betroffene Liegenschaft in der Luzerner Neustadt. «Bei den aktuellen Diskussionen über Wohnungsnot finde ich diesen Leerstand eine Zumutung und eine Frechheit gegenüber der Öffentlichkeit», enerviert er sich.

Er findet es schade, dass die Wohnungen leer stehen: «Wir haben früher im Quartier immer schöne Innenhofbekanntschaften gehabt. Man hat sich zugewinkt, sich einen guten Tag gewünscht. Ich habe diese lockeren Beziehungen jeweils sehr geschätzt.» Aber mit den vielen leeren Wohnungen herrsche sprichwörtlich tote Hose rund um die betroffene Liegenschaft.

Credit Suisse: Sanierung im Frühling 2024

Ein Mediensprecher der Credit Suisse schreibt auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1: «Die leer stehenden Wohnungen am Kauffmannweg in Luzern stehen im Zusammenhang mit einer geplanten Sanierung, über welche alle Mieterinnen und Mieter bereits umfassend informiert wurden. Die zurzeit 19 leer stehenden Wohnungen wurden von den vorherigen Mieterinnen und Mietern gekündigt und aufgrund der geplanten Sanierungsarbeiten nicht weitervermietet. Die Baubewilligung wurde Mitte Mai mit Auflagen erteilt und der Baustart ist für den Frühling 2024 geplant. Es sind keine Kündigungen der bestehenden Mietverhältnisse geplant.»

Die Stadt Luzern bestätigt auf Anfrage, dass das Baugesuch der Credit Suisse Anlageversicherung im vergangenen Jahr eingereicht und am 12. Mai 2023 die Baubewilligung erteilt wurde.

Mieterverband Luzern: Zwischennutzungen wären möglich gewesen

Mario Stübi, Präsident Mieterinnen- und Mieterverband Luzern NW OW UR, findet die Praxis der Credit Suisse nicht in Ordnung: «Das ist stossend und zeugt von mangelndem Gespür für die Bedürfnisse der Bevölkerung.»

Aus der Sicht des Mieterverbandes seien Zwischennutzungen der leer stehenden Wohnungen durchaus möglich gewesen: «Befristete Mietverhältnisse sind etwas völlig Normales und bei vielen Mieterinnen und Mietern ein Bedürfnis. Bei anderen Liegenschaftsverwaltungen ist dieses Vorgehen vor anstehenden Bauprojekten selbstverständlich, warum ist die CS dazu nicht imstande?»

Mieterverband Luzern: Affront gegenüber allen Wohnungssuchenden

Die Praxis der Credit Suisse sei ein Affront gegenüber allen Personen, die auf Wohnungssuche sind: «Es werden Wohnungen leer gelassen, um dann später viel zu hohe Mieten zu verlangen. Die CS übernimmt keinerlei gesellschaftliche Verantwortung und schaut nur auf die Renditenerhöhung. Dabei wurde sie gerade durch Milliarden von Steuergeldern vor dem Kollaps gerettet.»

Es gebe aktuell viel zu wenig Wohnraum und was auf den Immobilienportalen angeboten wird, ist oft völlig überteuert. Die Situation dürfte sich gemäss Mario Stübi aber noch lange nicht verbessern: «Wir müssen uns überlegen, wie wir das Wohnungsangebot erweitern und das Steigen des Mietzinsniveaus stoppen können.»

veröffentlicht: 22. August 2023 06:12
aktualisiert: 23. August 2023 14:55
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch