Zentralschweizer-Skigebiete

Eine Schliessung der Skigebiete wäre «branchenweit dramatisch»

27.11.2020, 10:52 Uhr
· Online seit 27.11.2020, 06:21 Uhr
Obwohl mehrere europäische Länder fordern, dass die Skisaison erst Mitte Januar beginnen soll, will Alain Berset davon noch nichts wissen. Für die Skigebiete wären stillstehende Lifte ein Todesstoss.
Sven Brun
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Italien, Frankreich und zuletzt auch Deutschland wollen den Start der Skisaison auf Mitte Januar verschieben. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte am Donnerstag, dass alle Skigebiete europaweit schliessen müssen. In der Schweiz ist dies jedoch nicht absehbar. Die Skigebiete sind bereits geöffnet und wollen dies um keinen Preis auch wieder rückgängig machen. Alain Berset sagte erst an seiner Pressekonferenz am Donnerstag, dass Skigebiete mit klaren Schutzkonzepten vorerst offenbleiben können.

Dieser Entscheid wurde durchaus auch kritisch kommentiert. Wie vom Schweizer Komiker Deville, der mit einer Fotocollage an die Ereignisse des letzten Winters im österreichischen Ischgl erinnern möchte.

Dennoch, für Urs Egli, Marketingleiter der Titlis-Bergbahnen, wäre eine Schliessung branchenweit dramatisch. Nach dem vergangenen Horror-Winter mit Millionenverlusten wäre ein erneutes Ski-Verbot kaum mehr tragbar. Zwei Drittel der Bergbahnen seien bereits vor der Corona-Pandemie nicht rentabel gewesen. «Es geht ums Eingemachte», sagt er. Die Titlis-Bergbahnen hätten ein sehr umfangreiches Schutzkonzept, das funktioniere. «Ein erneuter Ski-Lockdown wäre unverständlich», sagt Egli im Gespräch mit PilatusToday und Tele1. Falls dies geschehe, müssten im Gegenzug Gelder vom Bund fliessen.

Innovatives Schutzkonzept der Titlis-Bergbahnen:

Auch Stefan Kern, Mediensprecher des Skigebiets Andermatt-Sedrun, ist der Meinung, dass die Schutzkonzepte funktionieren. Er erhalte viele positive Rückmeldungen, die Besucher fühlen sich sicher. «Mir ist kein einziger Corona-Fall bekannt», sagt er gegenüber PilatusToday und Tele 1. Er hoffe schwer, dass es nicht erneut zu heftigen Massnahmen kommen wird. «Skigebiets-Schliessungen wären katastrophal», sagt Kern deutlich. Die Zeit von Weihnachten und Neujahr sei die Stärkste und könne bis zu einem Drittel des gesamten Umsatzes ausmachen.

Skifahren tut gut

Dass der Umsatz-Verlust des Hauptgeschäfts während den Weihnachtferien existenziell bedrohlich wäre, meint auch René Koller. Der Direktor der Bergbahnen Sörenberg sagt: «In den nächsten vier Monaten erwirtschaften wir 80 Prozent des gesamten Umsatzes» und fügt hinzu: «Diese Massnahmen könnten definitiv Konkurs für viele Skigebiete bedeuten».

Für René Koller ist noch ein weiterer Aspekt wichtig. Er spüre, dass es die Menschen in der Corona-Zeit wieder nach Draussen zieht. «Energie tanken in der Natur fördert auch die Gesundheit», sagt er. An einem Ort wie im Sörenberg wären Bergbahnen-Schliessungen zudem kontraproduktiv. Gemäss Koller seien viele Kunden Ferienhaus-Besitzer. «Es würde die Menschenmenge einfach ins Dorfzentrum verlagern anstatt auf die Skipisten».

Ski-Insel Schweiz?

Die Botschaft von Alain Berset, dass die Skigebiete offen bleiben, sollte in den Gebieten äusserst positiv aufgenommen worden sein.  «Wir bereiten uns normal vor», sagt Stefan Kern. Es sei sogar denkbar, dass aufgrund von Ski-Verboten in den Nachbarländern mehr Ausländer in die Schweiz zum Skifahren kämen. Immer mit Vorbedacht, dass die internationalen Reisebeschränkungen es zulassen.

Die sieht auch Urs Egli so. Es sei möglich, dass das Interesse an Schweizer Skigebieten zunehmen könne. Grundsätzlich hoffe man aber definitiv, dass alle Skigebiete weltweit von Massnahmen verschont bleiben. Egli sagt: «Ob ein Skigebiet in China, den USA oder in Europa, wir hoffen für alle, dass diese offen bleiben können.»

Quelle: CH Media Video Unit

veröffentlicht: 27. November 2020 06:21
aktualisiert: 27. November 2020 10:52
Quelle: PilatusToday

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