Lehrpersonenmangel

«Eltern erlauben sich zu viel!»: Eine ehemalige Lehrerin erzählt

· Online seit 13.08.2023, 14:13 Uhr
Der Lehrermangel bleibt in der Schweiz ein Problem. Die PH Luzern schildert, was dagegen unternommen wird. Einen ehrlichen Einblick in den Beruf gibt die pensionierte und nun wieder arbeitstätige Lehrerin Cornelia Gmünder.
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Administrative Aufgaben, Forderungen vom Lehrplan, Erwartungen der Eltern: Man trägt viel Verantwortung, erzählt Cornelia Gmünder, ehemalige Lehrperson gegenüber PilatusToday und Tele 1. Geregelte Arbeitszeiten habe man nicht, Überstunden sind an der Tagesordnung. «Aus diesen Gründen wechseln wohl Lehrpersonen den Beruf.» Eine ähnliche Meinung haben auch weitere Lehrpersonen im Gespräch mit PilatusToday:

Freude darf nicht fehlen

Cornelia Gmünder ist mittlerweile pensioniert und springt ab und zu noch als Primarlehrperson ein. «Ich habe mich über die Stellvertretungsanfrage gefreut! Die Arbeit mit den Lernenden steht dabei im Vordergrund. Das war ja der Grund, weshalb ich ursprünglich in den Lehrerberuf eingestiegen bin. Die genannten Stressfaktoren fallen weg!»

Ein volles Pensum würde sie jedoch nicht mehr in Angriff nehmen. Dafür brauche man junge, energetische Lehrkräfte. Die Pensionierten eignen sich für Stellvertretungen, erklärt Cornelia. Doch die Freude sollte beim Lehrersein nicht fehlen. Denn:

Die pensionierte Lehrerin wünscht sich, dass der Schwerpunkt wieder beim Unterrichten der Lernenden steht. Man sollte die Arbeitsbedingungen erleichtern. Wie? Beispielsweise die Einmischung der Eltern minimieren. «Die Eltern sollte man in die Schranken weisen! Viele erlauben sich zu viel und mischen sich in Dinge, die sie wirklich nichts angehen.»

Wieder mehr PH-Studierende 

Der Lehrerberuf solle wieder attraktiv gestaltet werden. Damit könne gegen den Lehrermangel vorgegangen werden, sagt die Lehrerin mit über 40 Jahren Berufserfahrung. Die Pädagogische Hochschule Luzern setzt sich mit vielen Mitteln gegen diesen Lehrermangel ein. Sie macht gezielt auf den Beruf aufmerksam – angeblich mit Erfolg.

Marco von Ah, Leiter Kommunikation und Marketing der PH Luzern, berichtet gegenüber PilatusToday, dass die Anzahl der Studierenden, die sich für den Lehrerberuf entscheiden, in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sei und sich in den letzten 10 Jahren insgesamt verdoppelt habe. Mit dem Slogan «Talente der Zukunft entdecken und fördern», wirbt die PH Luzern um den Lehrberuf.

PH Luzern auch auf Tiktok aktiv

Mithilfe von Imagefilmen, gezielter Social Media-Werbung und studienspezifischen Infoveranstaltungen holt die PH potenzielle Studierende direkt ab. Auch Quereinsteigenden stehen verschiedene Optionen zur Ausbildung offen.

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An den Infoveranstaltungen zeigte sich unter anderem, dass den jungen Menschen die Jobsicherheit besonders wichtig ist. «Als Lehrperson darf man gemäss dem im Frühjahr 2023 erschienen Bildungsbericht davon ausgehen, dass man in den nächsten 10 Jahren ausgezeichnete Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Auch die 316 Diplomierten vom Juli 2023 sind gesuchte Fachkräfte. Uns ist nicht bekannt, dass jemand von ihnen keine Anstellung gefunden hat», führt von Ah im Gespräch aus. Von Ah ist daher überzeugt:

Überdurchschnittliche Berufstreue

Dass viele Lehrpersonen den Beruf nach der Ausbildung nicht antreten würden oder ihn schnell wechseln, wie es oft heisst, entspricht nicht ganz der Wahrheit. Die Absolvierenden der PH Luzern sind grossmehrheitlich auch fünf Jahre nach Studienabschluss immer noch im Beruf tätig. Mit Pensen, die höher als 80 oder 90 Prozent sind, wie im aktuellen Bildungsbericht 2023 nachzulesen ist. Das sei eine überdurchschnittliche Berufstreue, sagt der Kommunikationsleiter. Bei Cornelia Gmünder war es über 40 Jahre die Freude am Unterrichten, die sie im Beruf hielt:

Cornelia erklärt, was die Arbeit so spannend macht: «Als Lehrperson kann man seine Kreativität spielen lassen, musische Begabungen entfalten, sich sportlich betätigen, die Lernenden gemäss ihren Fähigkeiten fördern. Und fröhliche Kindergesichter, die dich am Morgen in der Schulstube willkommen heissen, verzaubern auch einen grauen Alltag in etwas Besonderes.»

(pna)

veröffentlicht: 13. August 2023 14:13
aktualisiert: 13. August 2023 14:13
Quelle: PilatusToday

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