Zentralschweiz

Nach Kinderarztpraxis-Schliessung in Kriens: Gibt es noch genügend Kinderärzte in der Zentralschweiz?

Praxis-Schliessung in Kriens

Gibt es in der Zentralschweiz noch genügend Kinderärzte?

· Online seit 08.09.2023, 05:55 Uhr
In Kriens schliesst per Ende September eine von insgesamt nur zwei Kinderarztpraxen. Ein Mitte-Politiker fordert nun von der Stadt Massnahmen zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit. Die Lage in der Zentralschweiz ist angespannt.
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Am vergangenen Montag reichte Davide Piras, Einwohnerrat Die Mitte, einen politischen Vorstoss mit dem Titel «Fehlende Kinderarztpraxis in Kriens: Kritische Lage der medizinischen Versorgungssicherheit bei Kindern» ein.

Grund für seinen Vorstoss ist die Schliessung der Kinderarztpraxis am Dorfplatz per 30. September 2023. «Die Schliessung erfolgt bedauerlicherweise, da keine Kinderärztin oder Kinderarzt gefunden wurde, der die Praxis leiten kann», sagt Piras im Gespräch mit PilatusToday und Tele 1. Ab Oktober hat die Stadt Kriens damit nun nur noch eine Kinderarztpraxis: «Und dies ist für die Grösse der Stadt nicht ausreichend.»

Patienten neu in Luzern

«Trotz schwieriger Versorgungslage und der bereits starken Auslastung möchten wir weiterhin allen Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern eine hochwertige kinder- und jugendmedizinische Versorgung in der Kinderarztpraxis Neustadt in Luzern anbieten», steht auf der Webseite der schliessenden Praxis.

Wie Davide Piras erfahren hat, seien daher die Wartezeiten bereits jetzt sehr lange. «Ich habe gehört, dass man auch für kleinere Behandlungen rund zwei Wochen warten muss.» Eine Situation, die sich nun verschärft und die für ihn mittel- und langfristig unhaltbar sei. «Wir sind kein kleines Dorf, sondern die zweitgrösste Stadt im Kanton. Wir brauchen eine zentrumsnahe Praxis für die Krienser Bevölkerung.» Zur Einordung: Die Geburtenzahl in Kriens beträgt rund 250 bis 300 im Jahr.

Stadt soll sich einmischen

Die Praxis sei zentral gelegen, wurde frisch renoviert und hatte viel Klientel. Um die Versorgungssicherheit in Kriens zu gewährleisten, fordert Davide Piras von der Stadt Kriens Massnahmen. «Wichtig ist es daher, dass die Stadt zuerst die Gründe herausfindet, weshalb keine Nachfolge gefunden wurde», erklärt er. Danach gelte es, Rahmenbedingungen zu schaffen und Netzwerke auszunützen. «Hier können die Behörden sicherlich behilflich sein.» Schliesslich gehe es auch um die Standortattraktivität von Kriens.

Falls eine neue Ärztin oder ein neuer Arzt gefunden wird, müsste sich diese jedoch eine neue Lokalität suchen. Die schliessende Praxis, erst noch renoviert, wird in Zukunft als Praxis für innere Medizin weiterbetrieben. «In dieser Praxis können keine Kinder mehr medizinisch betreut werden», heisst es auf der Webseite.

Unterversorgung in gewissen Regionen

Die Geschehnisse in Kriens seien «bedauerlich», erklärt Renate Röthlin, Präsidentin Zentralschweizer Kinderärzte. «Diese Situation ist leider ein gutes Beispiel, wie wohl noch andere folgen werden und schon oft eingetreten sind. Praxen schliessen, weil keine Nachfolge gefunden wird.» Für Patienten sei dies unangenehm und mit Umtrieben verbunden. «Und belastet die bestehenden Praxen zusätzlich», führt Röthlin aus.

Die Kinderärztin meint, dass die Versorgung in städtischen Gebieten besser gewährleistet sei. «Der Mangel an Kinderärzten in der Zentralschweiz ist jedoch nicht überall gleich ausgeprägt. Besonders dramatisch ist er in gewissen ländlichen Regionen, wo es eine Unterversorgung gibt.» Anzeichen, dass Kriens nur ein Einzelfall ist, liefern diese Antworten nicht.

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veröffentlicht: 8. September 2023 05:55
aktualisiert: 8. September 2023 05:55
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch