Für fast 1000 Millionen

«Grosse Strassenprojekte stehen im Widerspruch zur eigenen Klimapolitik»

· Online seit 06.07.2023, 06:50 Uhr
Entlastungstunnels in Zug, Hauptstrassenausbau in Schwyz oder der Bypass in Luzern: Grosse Strassenprojekte sind in der Zentralschweiz keine Seltenheit. Und das im Zeitalter des Klimawandels? Der WWF findet dies fraglich und will ein Umdenken.
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Das Strassennetz in der Zentralschweiz ist ausgelastet. Jeden Tag stehen die Autos im Stau. Um dem entgegenzuwirken, werden in diversen Kantonen grosse Strassenprojekte lanciert.

So wurde erst vergangene Woche im Kanton Zug ein weiterer Schritt in Richtung der Entlastungstunnels gemacht. Für Tunnels in Zug und Unterägeri werden 990 Millionen Franken benötigt. Das Klima scheint bei solchen Projekten zweitrangig zu sein.

Geld für Umweltschutz statt für Strassen

Das Geld könne man auch anders einsetzen. Dies findet zumindest Stephan Buhofer, Geschäftsleiter des WWF Zug. «Nur schon der Verzicht auf diese Investition wäre ein Beitrag zum Umweltschutz», so Buhofer. Stattdessen sollte das Geld für den Umweltschutz verwendet werden. So würde es eine Milliarde Franken kosten, die ewl, die heutzutage zu fast 90 Prozent fossil heizt, auf erneuerbare Energie umzustellen, wie er als Beispiel aufführt.

Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten

Dennoch kann Buhofer das Vorhaben der Zuger Kantonsregierung verstehen. «Vom Standpunkt der Entlastung von Zentren ist das verständlich. Vom Standpunkt des Umwelt- und Klimaschutzes hingegen nicht.»

Je einfacher es sei, das Auto zu benutzen, desto mehr benutzt man es. «Es ist hinlänglich bekannt, dass neue Strassen zu mehr Verkehr führen. Der WWF Zug steht dessen Unterstützung durch den Ausbau der Infrastruktur mit Steuergeldern ablehnend gegenüber.»

Eine inkonsequente Regierung

«Der Regierungsrat hat die Grundsätze und übergeordneten Ziele der Energie- und Klimastrategie Kanton Zug verabschiedet», so Buhofer. Gemäss diesen will man beispielsweise die Treibhausgasemissionen der Stadt Zug bis 2050 um mehr als 80 Prozent reduzieren. Bis 2030 sollen die Emissionen 29 Prozent tiefer ausfallen. «So stehen grosse Strassenprojekte zumindest heutzutage im Widerspruch zur eigenen Klimastrategie.»

Bewusstsein existiert noch nicht

Obwohl die Klima- und Energiestrategie verabschiedet wurden, stimmen die Politik und das Volk immer wieder für Projekte des Strassenbaus. So zeigte eine Umfrage beispielsweise auch, dass eine Mehrheit der Bevölkerung den Ausbau der A1 auf sechs Spuren unterstützen würde. So werweisst Buhofer:

Hinzu komme, dass einzelne Handlungen nur geringen Einfluss auf den Klimawandel hätten und der Glaube, die Technik werde es schon zur rechten Zeit richten, überwiege.

Kantonsparlament steht hinter Regierung

Trotz der regen Kritik von Umweltverbänden und linken Parteien steht die Mehrheit des Kantonsparlaments hinter den Vorschlägen der Regierung. So heisst es vonseiten der SVP: «Der Regierung ist es gelungen, eine pragmatische und zukunftsgerichtete Richtplananpassung vorzulegen», wie Adrian Risi zitiert wird. Auch die Mitte unterstützte die Richtplananpassung. Bei der Schlussabstimmung wurde die Vorlage mit 56 zu 16 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen.

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veröffentlicht: 6. Juli 2023 06:50
aktualisiert: 6. Juli 2023 06:50
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch