Heisse Tage und Nächte

Hitzefrei in der Schweiz – gibt es das?

23.08.2023, 08:31 Uhr
· Online seit 21.06.2022, 10:11 Uhr
Seit mehreren Tagen erlebt die Schweiz einen Hitzetag nach dem anderen. Das Arbeiten draussen fällt schwer und verursacht Schweissperlen. Kann man deswegen zu Hause bleiben? Wir haben für euch recherchiert, ob die Schweiz Hitzefrei kennt und wie umliegende Länder mit der Hitze umgehen.
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Die Sonne brennt auf den Asphalt, die Luft schimmert von der glühenden Hitze. Bei diesen Bedingungen machen Bauarbeiter gerade einen Abschnitt einer Strasse neu. Solche Situationen hat man in den vergangenen Tagen oft gesehen, trotz Hitze arbeiten die Bauarbeiter weiter.

Die Schweiz kennt kein Hitzefrei

Dies, weil es im schweizerischen Arbeitsrecht kein sogenanntes Hitzefrei gibt. Auch bei hochsommerlichen Temperaturen muss grundsätzlich gearbeitet werden.

Wer jetzt denkt: «Hä? Das gab es doch vor Jahren?» Richtig. Vor der Jahrtausendwende gab es tatsächlich in vielen Kantonen hitzefreie Tage. Seit inzwischen 20 Jahren gibt es in der Schweiz allerdings kein Hitzefrei mehr. 2003 schuf Basel-Stadt die Regelung als letzter Kanton ab.

Mehr Unfälle an Tagen über 30 Grad

Eine Entscheidung, die Folgen haben kann. Eine statistische Analyse unter Beizug von täglichen Wetterdaten hat laut der Unfallversicherung Suva gezeigt, dass sich an Tagen mit Temperaturen über 30 Grad sieben Prozent mehr Unfälle ereignen als an anderen Sommertagen. «Hitze macht müde und beeinträchtigt die Konzentration. Eine Schaufel am Boden kann so schnell zur Stolperfalle werden», schrieb die Suva Mitte Juli in einer Mitteilung.

Darum sei es wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und das Arbeitstempo der Hitze und dem Körpergefühl anzupassen. Nicht nur, um Fehltritte zu verhindern, sondern auch, um keine Hitzeerkrankungen wie Hitzekrämpfe, Hitzeerschöpfungen oder Hitzschläge zu kriegen. «Diese gesundheitlichen Störungen treten rasch auf und können unter Umständen lebensbedrohlich verlaufen», warnt Irène Kunz-Vondracek, Arbeitsmedizinerin der Suva.

Gewerkschaft Unia macht klare Ansage

Die Gewerkschaft Unia hat am vergangenen Freitag klare Forderungen geäussert: einen Stopp der Baustellen. «Ab einer gewissen Temperatur muss die Arbeitsweise angepasst werden. Wenn das nicht möglich ist, muss die Arbeit ganz eingestellt werden», so die Unia.

Etwas anders sieht das der Schweizerische Baumeisterverband: «Zielführender als eine generelle Hitzefrei-Regelung ist es, wenn jeder Unternehmer täglich mit seinem Team entscheidet, ob gewisse Arbeiten nicht oder nur reduziert durchgeführt werden», sagt Mediensprecher Matthias Engel.

Am zentralsten seien die Arbeitszeiten: «Am Vormittag sind ideale Baubedingungen mit Temperaturen von 18 bis 25 Grad. Ziel für alle auf dem Bau ist es, am Morgen früh mit der Arbeit zu beginnen und am Nachmittag möglichst früh Feierabend zu machen», so Engel weiter. Erst am späten Nachmittag werde es wärmer als 30 Grad – im Normalfall hätten die Bauarbeiter dann schon Feierabend.

Mehr Flexibilität statt Baustopp

Das Problem: In der Deutschschweiz erlauben einige kleinere Städte und gewisse Landgemeinden Bauarbeiten bereits ab 6.00 Uhr. Vielerorts sind Bauarbeiten aber erst ab 7.00 Uhr erlaubt, so beispielsweise auch in Luzern.

Das war früher anders, wie Matthias Engel vom Schweizerischen Baumeisterverband erklärt: «Bauarbeiter und Handwerker starteten ihren Arbeitstag um 5.00 Uhr morgens, arbeiteten – mit kurzen Pausen – bis am frühen Nachmittag durch und gingen danach nach Hause.» Solch flexible Arbeitszeiten seien heute aber kaum noch möglich.

Hitzewellen stellen den menschlichen Organismus auf eine harte Probe. Was bei Hitze im Körper passiert und welche Massnahmen schützen, erfährst du im nachfolgenden Video.

Quelle: Reuters

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(bli)

veröffentlicht: 21. Juni 2022 10:11
aktualisiert: 23. August 2023 08:31
Quelle: PilatusToday

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