Kinder wollen ein Klavier – Blasinstrumente stossen immer weniger auf Interesse
Seit Jahren erleben die Bläser einen Rückgang der Neulernenden, erzählt Rainer Peter gegenüber PilatusToday und Tele 1. Peter ist Studienkoordinator der Musikpädagogik an der Hochschule Luzern. Das Klavier hingegen boome seit Covid, was auf nicht stattfindende Instrumentenparcours zurückzuführen sein könnte. «Die Eltern wählen dann für ihr Kind, was sie kennen. Insbesondere die Klarinette und das Saxofon sind von einem Rückgang betroffen. Zudem war der Konkurrenzkampf zwischen all den tollen Freizeitangeboten noch nie so gross wie heute.»
Fabio aus Sempach ist in der sechsten Klasse und hat sich vor vier Jahren für das Saxofon entschieden. Er erzählt, was ihm daran so gefällt: «Man kann beim Saxofon mit wenigen Tasten sehr viele Töne erzeugen und viele Lieder spielen. Was mich auch beeindruckt, sind die ganzen Tonklappen.»
Fabio findet es schade, dass wenig Saxofon gespielt wird. «Nur, weil es nicht so viele spielen, heisst es nicht, dass es kein tolles Instrument ist. Es ist ein gutes Instrument und es kann gerne mehr gespielt werden. Man kann beim Saxofon mit sehr wenig Wissen sogar die ersten Lieder spielen.»
Corsin Tuor ist Dirigent, Dozent und Abteilungsleiter an der Musikschule Stadt Luzern. Er mutmasst als Grund des Rückgangs, dass Blasinstrumente oft als schwieriger zu erlernen angesehen werden als beispielsweise das Klavier. Die Folgen davon seien vielfältig.
«Orchester können nicht richtig besetzt werden. Gemeindemusikschulen müssen – zumindest bei den Ensembles – fusionieren, was wiederum längere Wege für die Kinder bedeutet und mehr Kinder abschreckt. Zudem ist mit einem Pensenrückgang für einzelne Instrumentallehrpersonen zu rechnen», erklärt Peter.
Der Studienkoordinator empfiehlt, möglichst viele Auftritte mit den Lernenden zu organisieren. «Kinder sind soziale Wesen und spielen gerne in der Gruppe. Oft spricht sich das herum und Nachbarskinder und Freunde wollen auch das gleiche Instrument spielen.»
Tuor ergänzt: «So banal es klingt: Beim gemeinsamen Musizieren begegnen sich Menschen aus Fleisch und Blut. Kein Online-Chat, keine Whatsapp-Nachricht, kein Skype-Gespräch und keine virtuelle Welt kann solche leibhaftigen realen Begegnungen ersetzen.»
Es sei wichtig zu beachten, dass zwar ein allgemeiner Abwärts-Trend bestehe, gleichzeitig aber immer noch viele Lernende ein Blasinstrument wählen, so Tuor.