Trotz Wandbild

Abfallproblem an der Dammstrasse sorgt weiter für Kopfzerbrechen – was ist die Lösung?

· Online seit 15.09.2023, 16:53 Uhr
Illegal entsorgter Abfall hat sich regelmässig bei der Entsorgungsstelle an der Dammstrasse gestapelt. Obwohl die Stelle zwischen der Reuss und der Baselstrasse mit einem grossen Wandbild aufgewertet wurde, nimmt die Problematik nicht ab.
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«Es sind nicht einfach ein paar Tüten mit Plastikflaschen», sagt Anwohnerin Birgit Kurz. «Es hat Möbelstücke, Töpfe, Porzellangeschirr und sogar Lebensmittelresten. Das stinkt im Sommer und lockt Ungeziefer an.» Es sei nicht nur für Passanten bei der Entsorgungsstelle an der Dammstrasse eine Zumutung, sondern auch für die Mitarbeitenden des Werkdienstes, die alles wegräumen müssen.

Wandbild hübsche den Ort auf, hilft aber nicht 

Birgit Kurz hat beim Wandbild-Projekt Mitte August auch mitgewirkt. Als eine von rund 270 Personen aus den umliegenden Quartieren hat sie während zwei Wochen ein riesiges Wandbild kreiert, welches den Platz aufwerten sollte. Organisiert wurde das Projekt von der Stadt Luzern, dem Verein BaBeL (Basel-, Bernstrasse Luzern) und zwei künstlerisch tätigen Vereinen. Durch die Aufwertung sollte signalisiert werden, «dass dies kein Areal mehr ist, das man einfach mit Abfall entstellen kann», wie die Stadt Luzern damals mitteilte.

Sogar während den Arbeiten am Wandbild sei ein Auto hingefahren und habe den Warnblinker eingeschalten. «Kofferraum auf, Säcke raus, dann stiegen sie wieder ins Auto und fuhren weg.» Die Anwohnerin habe einen anderen Abfallsünder direkt auf das Vergehen angesprochen, nachdem er ebenfalls säckeweise Abfall aus seinem Auto ausgeladen habe. Er reagierte aggressiv und meinte, es würde sie nichts angehen.

Dass das Wandbild allein das Problem nicht lösen würde, war auch dem Verein BaBeL und der Stadt Luzern bewusst, wie in einer Medienmitteilung der Stadt Luzern schon kurz nach Abschluss des Projektes zu lesen war. Die Idee und Hoffnung war, dass die Verschönerung einen Beitrag zur Bekämpfung des Problems leistet, sagt Matthias Bättig vom Strasseninspektorat der Stadt Luzern. Dies sei aber nur eine Massnahme in einem Massnahmen-Mix gewesen.

Das Kunstwerk hätte sich aber dennoch gelohnt, findet Julia Rettenmund-Imfeld vom Verein BaBeL: «Wir stehen hinter dem Projekt. Das Quartier konnte als Gemeinschaft zusammen ein schönes und nachhaltiges Projekt kreieren.» Dass es für die Bekämpfung des Abfallproblems weitere Massnahmen brauche, sei allen von Anfang an bewusst gewesen.

Eine weitere Massnahme wurde bereits umgesetzt: Ein Erklärvideo, wie man richtig entsorge, wurde vor zwei Wochen publiziert. Des Weiteren wird falsch entsorgter Abfall regelmässig untersucht, um den «Abfallsünder» zu ermitteln. Dadurch sind laut der Abfallberatung der Stadt Luzern in den letzten 20 Jahren fast 4000 Rechnungen versandt und gut 1200 Strafanzeigen ausgestellt worden.

Eine Überwachungskamera? Ein Zaun? Es bleibt schwierig.

Die Stadt sei weiterhin mit dem Verein BaBeL, der Quartierarbeit und mit Leuten aus dem Quartier im Gespräch, um nach weiteren Massnahmen gegen das Problem bei der Dammstrasse zu suchen, sagt Matthias Bättig von der Stadt Luzern.

Die Installation von Überwachungskameras wird immer mal wieder als Lösung vorgeschlagen. Da stelle sich aber die Frage der Verhältnismässigkeit, sagt Bättig. «Permanente Überwachung des öffentlichen Raums ist ein sensibles Thema. Eine Studie zur Kamera-Überwachung am Bahnhofplatz hat zudem gezeigt, dass dies gar nicht die erwünschte abschreckende Wirkung zur Folge hat.» Bei einem Pilotversuch bei der Sammelstelle Fluhmühle habe sich zudem gezeigt, dass die Leute den Abfall einfach wo anders, ausserhalb des Kamerabereiches deponieren würden.

Es sind also weitere Ideen nötig. Anwohnerin Birgit Kurz habe auch schon einen Zaun vorgeschlagen. Der Zutritt wäre nur tagsüber möglich. Vermutlich würde der Abfall dann aber einfach neben dem Zaun hingestellt.

Die eine Lösung zu finden, die das Problem von heute auf morgen löst, dürfte sich also als Utopie herausstellen. Aufzugeben und das einfach so hinzunehmen, liegt für die Anwohnerin aber nicht drin. «Wir müssen da weiter dranbleiben», sagt Birgit Kurz. «Vielleicht können wir doch noch etwas bewirken, wenn wir hartnäckig bleiben und nicht aufgeben.»

veröffentlicht: 15. September 2023 16:53
aktualisiert: 15. September 2023 16:53
Quelle: PilatusToday

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