Yannick Hagmann ganz persönlich
Welche ist Ihre Lieblingsortschaft in der Zentralschweiz und
wieso?
Eindeutig die Stadt Luzern mit Region. Das Panorama ist auch
nach einem halben Leben in Luzern noch atemberaubend. Man ist schnell in der
Natur. Die Stadt hat gerade die richtige Grösse, ist nicht zu klein, aber auch
nicht zu gross. Dazu ein reichhaltiges Angebot an Kultur, Bildung und Kunst.
Wo trifft man Sie zum Einkaufen an?In der praktischen Bahnhofmigros. Zwischen der Schulbank - die ich abends drücke - und dem Busperron sozusagen.
Was machen Sie an einem sonnigen Sonntag?Morgens gerne einen erweiterten Vita-Parcours. Ich bin da ein klassischer Waldläufer. Wenn nicht gerade eine dieser berüchtigten Chemieprüfungen von Carlos (unserem MINT-Lehrer) ansteht. Am Nachmittag bin ich im Studierzimmer.
Wo verbringen Sie ihre Ferien?In letzter Zeit vor allem in der Bibliothek. Sonst bleibe ich gerne in der Region. Nach Italien hat es mich aber auch schon verschlagen, diese schöne Sprache spreche ich seit meiner Berufslehre ja.
Wer ist Ihr Vorbild?In der ersten Primarklasse war ich von Spiderman fasziniert, eine grosse Kinonummer wurde aus dem Aussenseiter dann aber erst 20 Jahre später. Die Comics wären heute vermutlich ein Vermögen wert. Nun habe ich keine Vorbilder mehr. Bis auf meine Plastikdinosaurier die ich im Regal stehen habe. Aber unser neuer Geschichtslehrer ist echt Klasse.
Verfügen Sie über ein geheimes Talent?
Ich bin ein sehr vielseitig interessierter Mensch und führe ein
recht unauffälliges Leben. Ich kann gut pragmatische Lösungen finden.
Wenn Sie einen Tag König der Schweiz wären, was würden Sie
sofort ändern?
Ah, eines dieser Gedankenexperimente! Ich würde wohl zuerst erst
einmal zuhören, was mir die Menschen zu sagen haben. Denn vielleicht wollen die
Menschen ja gar nichts ändern. Vielleicht will aber auch der Eine etwas ändern,
der Andere aber wiederum nicht und der Dritte wieder etwas anderes. Warum wäre
meine Meinung dann mehr wert als andere? Die Schweiz verteilt zum Glück keine
Kronen oder sie verteilt die Kronen an die Bürger. Was im Grunde dasselbe ist.
Und so ist es ganz recht.
Yannick Hagmann zur Politik
Wie schätzen Sie die Arbeit des Luzerner Ständerats ein?
Das müssten Sie die Amtierenden fragen. Als einfacher Bürger
nehme ich wahr, dass die Zugverbindungen nach Zürich in letzter Zeit etwas
seltener geworden sind. Das ist für eine Touristenregion natürlich nicht so
toll.
Warum sollte die Bevölkerung Sie wählen?
Ich kann mir eine kritische Meinung bilden und bin unabhängig.
Zudem kann ich mich schnell in Themenkomplexe einarbeiten, was wir während der
berufsbegleitenden BM Gesundheit und Soziales ja die ganze Zeit dürfen, äh..
müssen! - Die Interessen der Luzerner gegenüber denen da oben in Bundesbern
wahren, das würde ich mir aber schon noch zutrauen.
Alle Parteien haben ein paar unschlagbar gute Argumente. Meist verwenden Sie sie aber nur, um dem anderen eins auszuwischen, sich zu profilieren oder zu spalten.
Was sind ihre politischen Schwerpunkte und wieso?
Der Naturschutz, eine aktive Aussenpolitik (ohne EU-Beitritt),
eine restriktive Finanzpolitik und eine liberale Gesellschaft.
Ich halte es für sehr wichtig unsere Naturschutzgebiete zu bewahren und zu ihnen höchste Sorge zu tragen. Darin drückt sich die Kultur aber auch Lebensqualität einer Nation aus. Ob Sie dieser Gebiete erhalten kann oder nicht. Einen guten Umgang mit der Natur findet. Sie dient uns als Rückzugsort vom Alltag, zum Alleinsein und unter Freunden sein. Und natürlich als Reservat für unsere Wildtiere.
Meiner Meinung nach sollten wir unser bürgernahes Modell der Demokratie mit seinen Formen der Bürgerbeteiligung und Formen der Integration unterschiedlicher Sprachkulturen aktiv in die Welt tragen. Die Autokratien und das Populistische sind ja wieder am Zunehmen, in letzter Zeit. Dem müssen wir etwas entgegensetzen. Es betrübt mich, wenn hier aufgewachsene Mitbürger Verständnis für solche Diktatoren zeigen, nach Braunau oder Moskau pilgern und damit im Herzen die Überlegenheit unseres Modells nicht anerkennen wollen und verleugnen.
Ich finde wir sollten auch damit aufhören, ständig irgendwelche neuen Probleme an den Staat delegieren zu wollen, weil wir glauben, dass wir sie selbst nicht bewältigen können. Wertschätzung, die Fähigkeit einander wieder zuzuhören, das sind Dinge die eine neue Behörden in den wenigsten Fällen lösen kann. Im Gegenteil Institutionen entfremden den Bürger oft vom Gemeinwesen. Sie bauen eine Schranke auf. Eine Institution, ausgestattet mit viel Macht und ein oft überforderter Vertreter derselben, der sich auf irgendeinen vermeintlichen Paragrafen berufen will, das ist meist eine recht gefährliche Mischung.
Wie wird die Schweiz im Jahr 2035 aussehen?
Ich hoffe, dass wir dann wieder selbst als weltweites Vorbild
gelten können. Mit unserer aussenpolitischen Wahrnehmung steht es heute leider
nicht mehr zum Besten. Was auf gegenseitigen Missverständnissen, aber auch an
einer zu grossen Teilen misslungenen Schweizer Aussenpolitik beruht. Wir werden
in der Welt oft als Opportunisten wahrgenommen, mit denen man sich lieber nicht
an den Tisch setzt. Als Tüpflischeisser. Oft mit Fug und Recht. Weil das, was
wir tun, eben nicht nur widersprüchlich wirkt, sondern es vielfach auch ist. Wir
sollten wieder vermehrt für unsere Werte einstehen in der Welt: Demokratie,
Angegriffenen unter die Arme greifen. Chinas Parteikader die rote Karte zeigen,
wenn es hierzulande wieder einmal zulangen will. Vielleicht haben wir bis dahin
auch das demokratische Taiwan auf der Landkarte als Nation anerkannt und
unterhalten ein Freihandelsabkommen mit denen, schicken keine Waffen mehr in
Diktaturen wie Saudi-Arabien und pochen dann im nächsten Moment wieder auf
Neutralität. Das wäre doch zu wünschen.