Butterzopf und Leistungssport

Die Talente dieser Luzernerin könnten gegensätzlicher nicht sein

18.10.2022, 11:43 Uhr
· Online seit 18.10.2022, 11:16 Uhr
Vera Stocker ist eine der besten Bäckerinnen der Welt. Und die beste Hürdenläuferin der Schweiz in ihrer Altersklasse. Warum für sie Backstube und Rennbahn perfekt zusammenpassen und wie die 21-jährige Luzernerin zwei Passionen unter einen Hut kriegt.
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Seit diesem Sonntag ist es offiziell: Vera Stocker ist neben U23-Schweizer-Meisterin im 400-Meter-Hürdenlauf auch eine der besten Bäckerinnen der Welt. Sie hat sich 2020 mit ihrem Sieg an den Swiss Skills für die internationale Berufsmeisterschaft World Skills qualifiziert. Dort hat sie mit über 10 unterschiedliche Sorten Brote und Gebäcke und einem Schaustück, das einem Kunstwerk ähnelt, – alles im Stile des Mottos «Valentinstag» – überzeugt und sich die Bronzemedaille geholt.

Dies, obwohl der zweitägige Wettkampf mit einem Malheur begann: «Ich habe die Baguette im Backofen vergessen», so Vera Stocker. Die ganze Woche hätte sie deswegen zittern müssen. Jetzt sei sie umso glücklicher, dass es dennoch fürs Podest gereicht hat.

Auch wenn sie lächelt, wenn sie das so sagt, ist ein Tropfen Wehmut in ihrer Stimme zu hören. Enttäuscht? «Nicht enttäuscht, ich bin stolz auf mich, dass ich mich nach der anfänglichen Panne gefangen und weitergemacht habe», so die 21-Jährige. «Und doch: Ich darf mir nicht überlegen, was gewesen wäre, wenn ich die Baguette nicht im Ofen vergessen hätte –das Ziel ist immer zu gewinnen.»

Leichtathletik sei Dank, Backen sei Dank 

Ihr Kampfgeist, ihr Durchhaltewille und die Gabe, trotz Rückschlägen nicht aufzugeben, habe sie vom Sport, so Vera Stocker. Seit Jahren nimmt sie an Leichtathletikwettkämpfen teil. «Gleichzeitig beruhigt mich das Backen. Es ist die perfekte Ergänzung zum Sport.»

Sofern sie den Fokus jeweils auf eines von beidem legen könne: «Das hat sich bei den U23-Schweizermeisterschaften und den World Skills sehr gut ergeben: Im September fand die Schweizermeisterschaft statt, fast zeitgleich haben wir den Auftrag für die World Skills erhalten. Nach der Schweizermeisterschaft bin ich in eine verlängerte Trainingspause und konnte mich voll und ganz auf die World Skills konzentrieren», erzählt Vera Stocker.

Ein Verzicht, der sich nicht wie einer anfühlt

Gerade die vergangenen vier Wochen waren für Vera Stocker enorm intensiv. «Im letzten Monat habe ich weder im Betrieb gearbeitet, noch bin ich ins Training. Ich habe beinahe Tag und Nacht geübt, Rezepte geändert, dann wieder ganz verworfen», so die frischgebackene Profi-Bäckerin.

Viel Zeit für Familie, Freunde und ihren Freund blieb da nicht. Aber: «Ich kenne das vom Sport. Es ist für mich nichts Neues zu verzichten. Absurderweise fühlt es sich aber auch nicht an wie ein klassischer Verzicht. Ich brauche das Adrenalin und ich mag es, mich voll reinzuhängen.»

Und jetzt?

Und jetzt? Erst mal ein paar Tage Ferien? «Noch nicht – heute treffen wir uns in der Trainingsgruppe und besprechen den neuen Trainingsplan.» Ihre sportlichen Ziele: Nichts weniger als den Schweizermeistertitel im 400-Meter-Hürdenlauf in ihrer Alterskategorie verteidigen und an der U23-Europameisterschaft in Finnland teilnehmen. «Dafür muss ich aber nach meiner langen Trainingspause viel trainieren», sagt sie und lächelt. Man hört ihr die Vorfreude an.

Im Dezember seien dann ein paar Tage Ferien geplant. Wohin, das wisse sie noch nicht. Vielleicht bizli wellnessen, oder so. Aber höchstens ein, zwei Tage. Dann dürfe es auch gerne auf die Ski oder sonst wohin, wo's was zu erleben gibt.

veröffentlicht: 18. Oktober 2022 11:16
aktualisiert: 18. Oktober 2022 11:43
Quelle: PilatusToday

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