Luzerner Kantonsspital warnt

Erstickungsgefahr für Kleinkinder – Erdnüsse können gefährlich sein

28.11.2021, 11:30 Uhr
· Online seit 28.11.2021, 09:01 Uhr
In der Advents- und Vorweihnachtszeit behandelt das Luzerner Kantonsspital häufig Kleinkinder, welche sich an Erdnüssen verschlucken. Allein in den vergangenen drei Jahren waren es 50 Säuglinge und Kleinkinder.
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In der Samichlaus-Zeit sind Mandarinen und Nüssli besonders beliebt. Für Kleinkinder können die Knabbereien jedoch schnell zur grossen Gefahr werden. «Die kindliche Luftröhre hat einen Durchmesser von rund acht Millimetern und ist damit selbst nicht breiter als eine Erdnuss. Verschluckte Erdnüsse können bei Kleinkindern somit erhebliche Atemwegsbeschwerden auslösen und im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährlichen Atemwegsblockade führen», warnt der leitende Arzt für Pneumologie am Kinderspital Luzern, Nicolas Regamey.

Nicht nur Erdnüsse sind gefährlich

Ob verschluckt oder aus kindlicher Neugier in die Nase gesteckt – das Kinderspital Luzern und die Klinik für Hals, Nasen, Ohren (HNO) des Luzerner Kantonsspitals behandeln in der Advents- und Vorweihnachtszeit häufig Kinder unter drei Jahren mit Fremdkörpern in der Nase oder in den tieferen Atemwegen. «In den letzten drei Jahren mussten wir rund 50 Säuglinge und Kleinkinder behandeln, bei welchen der Verdacht auf eine Verlegung der Atemwege durch Fremdkörper bestand», sagt Regamey.

Es sind jedoch nicht nur Erdnüsse, welche gefährlich sind. Die Liste geht von Steinchen zu Münzen bis hin zu Nadeln. «Mitunter kommt es auch vor, dass ungekochte Äpfel oder Karotten, die während des Spielens oder Gehens gegessen werden und aufgrund eines Stolperers oder beim Hinfallen verschluckt werden, in die Luftröhre geraten.»

Als Folgen akute und chronische Atemwegsprobleme

Im besten Fall kommt die Erdnuss beispielsweise durch Husten selbst wieder aus der Luftröhre des Kleinkindes. Wenn nicht, kann schnell eine akute Erstickungsgefahr entstehen. Mögliche Folgen sind laut Thomas Linder, Chefarzt der HNO-Klinik, Atemschwierigkeiten, Husten oder Lungenentzündungen. «Auch später kann es zu einer gefährlichen Atemnot kommen, wenn der Fremdkörper durch anhaltendes Husten ungünstig verrutscht.»

Wird das Einatmen des Fremdkörpers nicht erkannt, könne dies zu chronischen Atemwegsproblemen beziehungsweise Funktionsstörungen eines gesamten Lungenlappens führen. «Gerade in der Adventszeit, wenn vielerorts kleinteilige Weihnachtsdekorationen die Wohnungen und Häuser zieren, nutzen wir deshalb die Gelegenheit zur Sensibilisierung und möchten Eltern, Betreuer und Bezugspersonen auf die Gefahr der Atemwegsaspiration aufmerksam machen.»

Wie musst du vorgehen?

Ganz wichtig: Ruhe bewahren! Versuche dem Kind den Fremdkörper aus dem Mund zu nehmen. Aber Vorsicht beim Rausnehmen mit den Fingern: Der Gegenstand könnte nämlich noch weiter in den Rachen gelangen. Das Luzerner Kantonsspital unterscheidet zwei Szenarien:

Das Kind hat etwas verschluckt und hustet, aber atmet:

  1. Das Kind vorerst in Ruhe lassen und beobachten.
  2. Bei bleibendem Husten (auch wenn der Gegenstand inzwischen draussen ist) oder sonstigen Atembeschwerden den Arzt aufsuchen. Es könnte sich ein zweiter Fremdkörper in den Atemwegen befinden.

Das Kind atmet nicht mehr:

  1. Rufe unverzüglich den Notruf 144 an.
  2. Säuglinge: Das Kind mit dem Gesicht nach unten auf den Unterarm nehmen und auf den Rücken klopfen.
  3. Heimlich-Griff bei Kindern ab einem Jahr: Die Hände in der Mitte des Kinderbauches verschränken, sodass dieser eingedrückt wird, was das Aushusten des Fremdkörpers unterstützt. Achtung: Diesen Griff wegen Verletzungsgefahr nicht üben, sondern nur im Notfall anwenden.

Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel beim Spital anrufen und sich beraten lassen.

veröffentlicht: 28. November 2021 09:01
aktualisiert: 28. November 2021 11:30
Quelle: PilatusToday

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