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«Es gibt nur zwei Fälle, in denen man eingreifen muss»

Hilfe für Jungvögel

«Es gibt nur zwei Fälle, in denen man eingreifen muss»

· Online seit 26.06.2023, 09:41 Uhr
Sobald man einen Jungvogel getrennt von seiner Mutter sieht, läuten die Alarmglocken. Muss man das Tier jetzt in eine Pflegestation bringen oder nicht? Diese Tipps gibt ein Experte.
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Im Sommer ist die Hochsaison der Jungvögel. Das bedeutet, die Vogelwarte Sempach hat alle Hände voll zu tun. «Viele Menschen melden sich per Telefon bei uns und fragen nach Hilfe oder bringen die Jungvögel direkt zu uns», sagt Livio Rey, Mediensprecher der Vogelwarte Sempach.

Darum landen Amseln in der Abgabestelle

Eine Vogelart, die oft in der Pflegestation der Vogelwarte Sempach landet, ist die Amsel. Nachdem Amseln geschlüpft sind, bleiben sie etwa 12 bis 16 Tagen im Nest. Danach verlassen sie das Nest, obwohl sie noch nicht fliegen können. «Viele Leute wollen den Jungvögeln helfen, wenn sie sie am Boden sehen und sie nicht fliegen können. Diese Hilfe ist zwar gut gemeint, aber in den meisten Fällen nicht nötig», so Rey. Die Eltern würden sich weiterhin um die Vögel kümmern, auch wenn das Nest bereits verlassen wurde.

In zwei Fällen muss man eingreifen

Werden generell Jungvögel gesichtet, dann gibt es zwei Szenarien, in denen man ihnen helfen soll.

Erstens: Wenn ein Vogel kein Gefieder hat und nicht herumhüpfen kann, dann ist er zu früh aus dem Nest gefallen. In diesem Fall muss der Vogel in eine Pflegestation gebracht werden. «Ist er jedoch befiedert und kann hüpfen, dann ist er alt genug, um aus dem Nest zu sein und braucht keine Hilfe», erklärt Rey.

Zweitens: Hilfe sei gefragt, wenn sich ein Jungvogel in Gefahr befindet. Das kann zum Beispiel sein, wenn sich eine oft befahrene Strasse in der Nähe befindet oder eine Katze herumläuft. In diesem Fall kann man den Vogel mit blossen Händen anfassen und in ein naheliegendes Gebüsch setzen. «Am besten ein bisschen erhöht, dann ist er sicher. Dort wird er dann von den Eltern weiter versorgt», erklärt Rey.

Das solltest du auf keinen Fall machen

«Jungvögel darf man nicht zu sich nach Hause nehmen und sie selbst aufziehen. Dafür braucht es eine kantonale Bewilligung», sagt der Mediensprecher der Vogelwarte Sempach. Bei Unsicherheiten solle man die Vogelwarte kontaktieren. Sie können dann die Situation einschätzen und entscheiden, ob der Vogel Hilfe brauche oder nicht.

Das Problem ist kein neues

Jahr für Jahr werden an der Vogelwarte viele Jungvögel abgeliefert. Anfragen bezüglich der Hilfe von Jungvögeln. «Von den über 1500 Vögeln, die jährlich in unsere Pflegestation kommen, sind etwa ein Drittel Jungvögel. Dabei kann die kompetenteste Pflegeperson die Aufzucht nie so geschickt meistert wie die Vogeleltern. Im Zweifelsfall sollte man daher immer die Vogelwarte kontaktieren, bevor man einen Jungvogel mitnimmt», so Rey.

(pch)

veröffentlicht: 26. Juni 2023 09:41
aktualisiert: 26. Juni 2023 09:41
Quelle: PilatusToday

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