Thermoplan-Affäre

Folter-Vorwürfe haltlos: Verfahren gegen CEO eingestellt

24.03.2023, 11:48 Uhr
· Online seit 24.03.2023, 05:48 Uhr
Jetzt herrscht Klarheit. Die Luzerner Staatsanwaltschaft wird die Anzeige gegen Thermoplan-CEO Adrian Steiner nicht weiterverfolgen. Ihm hat ein ehemaliges Verwaltungsratsmitglied vorgeworfen, ihn gefoltert zu haben – Thermoplan wies die Vorwürfe stets zurück.
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Der Fall sorgte vor einem halben Jahr für viel Wirbel in der Schweiz: Der CEO der Firma Thermoplan, die unter anderem Kaffeemaschinen für Starbucks herstellt, soll mehrere Angestellte gefoltert und erpresst haben. Dies ging aus einer notariell beglaubigten Urkunde hervor, die ein ehemaliges Verwaltungsratsmitglied der Firma verfasste. Darin beschuldigte dieser den CEO Adrian Steiner, dass er ihn sowohl psychisch als auch physisch misshandelt habe, sodass er bleibende Schäden davontrug. Jetzt entschied die Luzerner Staatsanwaltschaft, dass keine Beweise für die Anschuldigungen vorlägen. Sie hat das Verfahren eingestellt.

Was ist passiert?

Nachdem Kopien der Urkunde mit den Anschuldigungen an die Haushalte in Weggis, dem Standort der Firma Thermoplan, ausgeteilt worden sind, zeigte der Verfasser CEO Steiner bei der Luzerner Polizei an. Bei der schriftlichen Einvernahme im August wiederholte Ersterer seine Vorwürfe. PilatusToday erhielt von der Luzerner Staatsanwaltschaft Einblick in den gesamten Prozess seit vergangenem August.

Steiner habe ihn während Jahren gefoltert. Er habe ihn physisch gequält und unter Drogen gesetzt, damit er sich nicht mehr an die Folter erinnern könne. Sein ganzes Haus sei von Steiner verwanzt und abgehört worden. Steiner habe sogar weitere Personen, unter anderem die Besitzerfamilie von Thermoplan, mit ähnlichen Massnahmen gequält. Erst im Sommer 2022 erinnerte sich das frühere Verwaltungsratsmitglied wieder an die Taten – während er in einem Whirlpool badete.

«Überrascht und schockiert über Vorwürfe»

Bei der Einvernahme von Adrian Steiner im September 2022 sei dieser «überrascht und schockiert» gewesen über die Vorwürfe, die gegen ihn gemacht wurden. Er erachtete die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Verwaltungsrat als wertvoll und freundschaftlich. Seit dieser im Jahr 2018 sein Engagement bei Thermoplan beendete, habe Steiner keinen Kontakt mehr zu ihm gepflegt. Auch der Inhaberfamilie stand Steiner freundschaftlich gegenüber. Unverständlich und absurd war es, für ihn zu hören, dass er jene gequält haben soll.

Thermoplan bestritt die Anschuldigungen bereits im Sommer 2022 vehement, wie die Firma damals kommunizierte: «Wir distanzieren uns in aller Form von den genannten Vorwürfen.» Infolge der Vorwürfe gegen ihn klagte Adrian Steiner gegen das ehemalige Verwaltungsratsmitglied – unter anderem wegen übler Nachrede und Verleumdung.

Psychotische Störung diagnostiziert

Im laufenden Prozess von Thermoplan gegen den früheren Verwaltungsrat trat zutage, dass Letzterer während einer Zeit im Herbst 2022 in der Psychiatrie war. Er zeigte psychotisches Verhalten, das sich in einem starken Verfolgungswahn äusserte. Aufgrund seines Verfolgungswahns ging er Drittpersonen an und plante seine Auswanderung.

Die Luzerner Staatsanwaltschaft stellte aus diesem Grund auch das Verfahren gegen Steiner ein. Denn die Vorwürfe des Gequälten erschienen wenig glaubhaft, nicht nachvollziehbar und pauschal. Die Staatsanwaltschaft findet keine tatsächlichen Anhaltspunkte für die Taten. Der Verfolgungswahn, der beim früheren Verwaltungsrat diagnostiziert wurde, passe dabei ins Bild. Zur Einstellung des Verfahrens wollte Thermoplan keine Stellung mehr beziehen. Denn für sie sei die Angelegenheit schon im Sommer abgeschlossen gewesen – das jetzt sei nur die Bestätigung.

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veröffentlicht: 24. März 2023 05:48
aktualisiert: 24. März 2023 11:48
Quelle: PilatusToday

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