Gewalt unter Mitschülern

Good News: Gewaltbereitschaft an Luzerner Schulen sinkt

· Online seit 20.05.2021, 06:21 Uhr
Psychische und physische Gewalt unter Mitschülern ist an Schulen keine Seltenheit. Eine neue Studie des Kinderhilfswerks Unicef zeigt, dass jedes dritte Kind davon betroffen ist. Auch an den Schulen im Kanton Luzern erleben Schülerinnen und Schüler Gewalt. Zugenommen habe sie allerdings nicht.

Quelle: PilatusToday

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Streitereien, Beleidigungen und Mobbing. Diese Arten von Gewalt erleben auch Schülerinnen und Schüler an Schulen im Kanton Luzern. Das bestätigt Alex Messerli, Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands LLV. Konflikte kämen auf den verschiedensten Schulen und Stufen unterschiedlich vor. Obwohl Gewalt durchaus ein Thema ist, beobachtet Alex Messerli keine Zunahme.

Die Lehrkräfte werden bereits in der Ausbildung geschult, wie sie mit Konflikten unter Schülern umgehen müssen. Die Luzerner Schulen würden bereits viel machen, lernen aber immer dazu, so Alex Messerli. «Diese Haltung ist entscheidend, da Gewalt ein Ohnmachtszeichen ist. Dieses gilt es zu sehen, zu entschärfen und mit den Lernenden Instrumente zu entwickeln, Konflikte auf eine friedliche Art zu lösen.» Das sei in der Praxis nicht immer ganz einfach. Denn viele Konflikte passierten nicht direkt im Unterricht und müssten häufig im Nachhinein geklärt werden.

Mädchen öfters betroffen als Jungen

Mädchen werden laut der Unicef-Studie doppelt so häufig ausgegrenzt oder gemobbt wie Knaben. Das bestätigt Alex Messerli. Er habe keine Daten, die dagegen sprächen. Die häufigere Gewalt an Mädchen sei vor allem in Hinblick auf die Gleichberechtigung frustrierend.

Warum Mädchen häufiger unter psychischer, physischer und vor allem auch sexueller Gewalt leiden, sei schwierig zu sagen, erklärt Andreas Jud, Kinderschutzexperte der Hochschule Luzern. Mädchen seien offener als Jungen und würden eher darüber sprechen, wenn sie Gewalt erlebt haben.

Bei den Knaben werden die Fälle häufiger unter den Teppich gekehrt, so Andreas Jud. Es herrsche immer noch das Rollenbild, dass Jungs Stärke und Männlichkeit beweisen müssen. Es falle ihnen schwerer Gewalterlebnisse zuzugeben und sich Hilfe zu holen.

Gewalt zu Hause bei fast jedem dritten Kind

Nicht nur in der Schule erleben viele Kinder Gewalt. Gemäss Unicef sind 29 Prozent der Kinder schon mal von einem Elternteil geschlagen worden. 24 Prozent leiden zu Hause unter psychischer Gewalt. Die Corona-Pandemie birgt die Gefahr, dass Betroffene vermehrt Konflikten innerhalb der Familie ausgesetzt sind. Die Stadt Luzern hat deshalb die Fachtagung «Der lange Schatten der Corona-Krise – häusliche Gewalt und fehlende Perspektiven» durchgeführt. Thematisiert wurden insbesondere die Folgen, Frühwarnzeichen und Präventionsmassnahmen.

Von Gewalt betroffen sind vor allem Kinder aus finanziel ärmeren Familien. Unicef fordert deshalb, dass diese Kinder und Jugendliche verstärkt unterstützt werden. Zentral sei dabei, dass vermehrt gegen die Kinderarmut in der Schweiz gekämpft wird. Zudem müssten auch die Gewaltprävention, die Hilfsangebote und das Monitorin verbessert werden.

veröffentlicht: 20. Mai 2021 06:21
aktualisiert: 20. Mai 2021 06:21
Quelle: PilatusToday

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