Zentralschweiz
Luzern

«Ich wurde ausgenutzt»: 37-Jähriger soll 10 Jahre hinter Gitter

Kokainhandel in Reiden

«Ich wurde ausgenutzt»: 37-Jähriger soll 10 Jahre hinter Gitter

13.05.2024, 18:37 Uhr
· Online seit 13.05.2024, 14:37 Uhr
Im Drogenprozess vor dem Luzerner Kriminalgericht hat der Beschuldigte den ihm zur Last gelegten Kokainhandel eingestanden. Er habe Befehle aus Albanien ausgeführt und sei vom Organisator des Drogenhandels ausgenutzt worden, sagte er.
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Im Drogenprozess vor dem Luzerner Kriminalgericht hat der Verteidiger für seinen Mandanten eine Freiheitsstrafe von 6,5 Jahren gefordert. Er gewichtete damit die Rolle des Beschuldigten in dem Drogenring geringer und die Geständnisbereitschaft höher ein als die Staatsanwaltschaft, die für zehn Jahre plädierte.

Der Staatsanwaltschaft beschuldigte den 37-jährigen Albaner, 2020/21 während sechs Monaten für einen albanischen Drogenboss in Reiden LU 82 Kilogramm Kokaingemisch entgegengenommen, portioniert und an weitere Drogenringe veräussert zu haben. Er soll damit 3,5 Millionen Franken umgesetzt und das Geld auch gewaschen haben.

Der Staatsanwalt sprach am Montag von einer «unvorstellbaren Menge» Drogen. Das umgesetzte Kokain hätte für fast eine Million «Linien» gereicht, sagte er.

Hohe Vertrauensposition

Der Beschuldigte handelte auf Instruktionen des Drogenbosses, der sich in Albanien aufgehalten haben dürfte. In der Schweiz sei er aber der «Kopf der Bande» gewesen, sagte der Staatsanwaltschaft. Zudem habe er mit dem Handel mehr als die halbe Schweiz abgedeckt. Er habe somit innerhalb der Organisation eine hohe Vertrauensposition inne gehabt.

Im Strafantrag der Staatsanwaltschaft ist eine Strafreduktion von 2,5 Jahren enthalten, weil der Beschuldigte geständig war. Gemäss Staatsanwalt war die Beweislage indes erdrückend. Der Beschuldigte habe sich deswegen gesagt: «Geständnis ist die beste Verteidigung».

Der Beschuldigte, der in Albanien Fussballprofi war und nach eigenen Angaben 400 bis 600 Euro pro Monat verdiente, hatte im Wettbüro des albanischen Drogenbosses Spielschulden von 20'000 Euro. Dieser habe ihm darauf angeboten, in der Schweiz Drogen zu verkaufen und die Schulden abzubezahlen, sagte er vor Gericht.

«Ich wurde ausgenutzt»

Der Drogenboss stellte dem Beschuldigten einen Lohn von 3000 Franken pro Monat in Aussicht. In der Schweiz habe er gemerkt, dass dieses Gehalt angesichts des umgesetzten Kokains «lächerlich» sei, sagte der Beschuldigte. «Ich wurde ausgenutzt», sagte er.

Der Beschuldigte sei bis zu seinem 34. Lebensjahr ein rechtschaffener Bürger gewesen, sagte der Verteidiger. Dann sei er dem Irrtum und der Verlockung des Glücksspiels erlegen. Statt des schnellen Geldes seien Schulden gekommen und die Abhängigkeit von einem skrupellosen Mann.

Vor der Verhaftung des Beschuldigten war dieser von den Behörden überwacht worden. Die Wohnung in Reiden war laut Verteidiger verwanzt. Die Behörden hätten schon vorher eingreifen können, sagte der Verteidiger. Man habe den Beschuldigten aber gewähren lassen, deswegen sei eine grosse Menge Kokain zusammen gekommen.

Der Verteidiger betonte, dass sein Mandant keine Entscheidungsbefugnisse inne gehabt habe. Er sei somit in der Hierarchie des Drogenrings nicht der Oberste gewesen.

Riskantes Geständnis

Der Verteidiger sagte zudem, dass der Beschuldigte mit seinem Geständnis ein Risiko eingegangen sei. Er müsse in Albanien mit Repressionen rechnen. Der Beschuldigte sagte, vom Gericht dazu befragt, dass in Albanien «alles möglich» sei.

Nicht nur beim Strafmass, sondern auch beim Landesverweis gingen die Anträge von Staatsanwaltschaft und Verteidigung auseinander. Die Staatsanwaltschaft beantragte 15 Jahre, die Verteidigung zwölf Jahre.

In seinem letzten Wort bekräftigte der Beschuldigte sein Geständnis. Er habe eine hundertprozentige Schuld, sagte er. Er bat das Gericht um eine mildere Strafe, als von der Staatsanwaltschaft beantragt, und dass es ihm eine zweite Chance gebe.

Das Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt schriftlich eröffnet.

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(sda)

veröffentlicht: 13. Mai 2024 14:37
aktualisiert: 13. Mai 2024 18:37
Quelle: PilatusToday / sda

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