Wegen Bucherer-Entlassungen

«Ist Reichtum verwerflich?» Luzerner Wirtschaft ist wütend auf SP

18.08.2020, 17:58 Uhr
· Online seit 18.08.2020, 17:04 Uhr
Ein Facebook-Post, der Wellen schlägt. Die SP Kanton Luzern kritisiert in einem Facebook-Post die Entlassungswelle von Bucherer. Das kommt bei der Citiyvereinigung Luzern und dem Wirtschaftsverband Stadt Luzern ganz schlecht an.
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2,5 Milliarden schwer sei Jörg Bucherer. Mit einem Bruchteil dieses Vermögens könnte er die Löhne seiner Mitarbeiter über Jahre bezahlen, heisst es auf einem Facebook-Post der SP Kanton Luzern. Und weiter: «Jetzt müssen jene, die ihm das Geld verdient haben, gehen. Die Öffentlichkeit muss einspringen.» Bucherer habe zudem in den letzten 15 Jahren massiv von Steuergeschenken profitiert.

Der Unternehmer entlässt aufgrund der Corona-Pandemie 170 Mitarbeiter am Standort in Luzern. Das wurde letzte Woche bekannt (PilatusToday berichtete).

Die SP scheint mit ihrem Post einen wunden Punkt getroffen zu haben. Prompt reagieren der Wirtschaftsverband der Stadt Luzern (WVL) sowie die City Vereinigung mit gepfefferten Antworten.

Ist Reichtum verwerflich?

«Offenbar lässt sich die Partei vom Hass-Getwitter inspirieren, welchen in einigen Ländern schon gang und gäbe ist», heisst es von Alexander Gonzalez, Präsident des WVL. Wer über Jahrzehnte einen wesentlichen Anteil an Steuergeldern beitrage, hunderten von Familien ein Einkommen ermögliche, scheine offensichtlich in der Denkweise der SP-Protagonisten eine «zu verachtende und aus unserer Gesellschaft auszugrenzende Person» zu sein, so Gonzalez weiter.

Und die City Vereinigung Luzern verlautet: «Sollen künftig keine unternehmerischen Risiken mehr eingegangen werden, wenn die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden kann, dass selbst durch absolut unverschuldete Risiken wie die Folgen einer globalen Pandemie auch ein Stellenabbau nicht ausgeschlossen werden kann?» Und weiter: «Ist Reichtum verwerflich, weil Reiche per se unter Verdacht stehen, sich ihrer Verantwortung für das Gemeinwesen zu entziehen?» Die City Vereinigung fragt sich, ob die SP des Kantons Luzern neustens den kompletten Stillstand auf dem Arbeitsmarkt wolle.

«Nüchterne Darstellung der Faktenlage»

Die SP selbst nimmt die Kritik an ihrem Post gelassen. Wie SP-Kantonspräsident David Roth gegenüber Zentralplus sagt, ist er überrascht. «Der Facebook-Post ist eine nüchterne Darstellung der Faktenlage.»

Die Kritik an Milliardären komme für den Wirtschaftsverband «wohl einer Majestätsbeleidigung gleich, während er die Angestellten, die ihre Jobs verlieren, schlicht vergisst», sagt er gegenüber Zentralplus.

Wenn einer der reichsten Luzerner, dessen Kunden seit Jahrzehnten mitten im Zentrum von Luzern parkieren dürfen, 170 Luzernerinnen und Luzerner auf die Strasse stelle, dann nähmen sie sich das Recht zur Kritik raus, so Roth weiter. Ausserdem habe seine Partei den Erlass der Minimalsteuer für kleine Firmen gefordert und die Mietzinsreduktionen für Unternehmen durchgesetzt. Der Wirtschaftsverband vergesse bei seiner Kritik: «Solidarität ist keine Einbahnstrasse.»

(mao)

veröffentlicht: 18. August 2020 17:04
aktualisiert: 18. August 2020 17:58
Quelle: PilatusToday

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