Ex-Parteipräsidentin

Jungfreisinnige erhält wegen Insta-Post Maulkorb und tritt aus Partei aus

01.07.2023, 17:30 Uhr
· Online seit 01.07.2023, 14:56 Uhr
Auf Instagram unterstützte die Jungfreisinnige Kim Rast vor dem zweiten Wahlgang der Regierungsratswahlen SP-Kandidatin Ylfete Fanaj. Das passt offenbar nicht allen Parteimitgliedern. Nach einem Rüffel des Vorstands tritt die ehemalige JFLU-Präsidentin per sofort aus der Partei aus.
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«Wie ein Fanaj-Fan-Post zum Parteiaustritt führte» – so titelt das News-Portal «Zentralplus». In der Story von Kim Rast auf der Social Media Plattform Instagram ist zu lesen: «Mit den Jungfreisinnigen will ich nichts mehr zu tun haben!» Hinter all dem steckt ein parteiinterner Knatsch, der offenbar völlig aus dem Ruder lief.

Was bedeutet «Stimmfreigabe»?

Das Ganze nimmt laut «Zentralplus» bereits im Mai seinen Lauf. Nachdem die FDP im ersten Wahlgang der Luzerner Regierungsratswahlen den SVP-Kandidaten Armin Hartmann unterstützte, beschloss die Partei für den zweiten Wahlgang Stimmfreigabe. ««Aaaaapropos Fraue», postete darauf hin die ehemalige Präsidentin der Jungfreisinnigen Kanton Luzern (JFLU), Kim Rast, über einem Foto des Wahlplakates von SP-Frau Ylfete Fanaj.

Diese Unterstützung scheint besonders einem Parteimitglied sauer aufgestossen zu sein. «Ein Mitglied ist auf uns zugekommen und wollte auf Basis der Statuten, dass wir den Beitrag auf Instagram prüfen», sagt JFLU-Präsident Thomas von Allem auf Anfrage von «Zentralplus».

«Da die Partei Stimmfreigabe beschloss, habe ich zugestimmt, für Ylfete Fanaj einen Beitrag zu posten. Sie selbst hatte mich dafür angefragt, da wir uns persönlich kennen», erzählt die 22-jährige Kim Rast gegenüber PilatusToday und Tele 1. Sie kennen sich seit Kim Rast im Jugendparlament war. «Ylfete hatte uns und unsere Anliegen immer sehr unterstützt, deshalb halte ich sie für eine sehr gute Politikerin und würde sie immer wieder supporten. Ausserdem ist war und wir die Konkordanz in der neuen Regierung sehr wichtig», so Kim Rast. «Ich würde alles genau wieder so machen!»

Vorstand rüffelt Rast per Brief

«Prüfen» bedeutete im konkreten Fall, dass sich der Vorstand der JFLU mit einem Brief an die Udligenswilerin Kim Rast und an noch ein anderes Mitglied wandte. «Ich bin aufgrund von meiner Meinung angemacht worden und habe sogar eine offizielle Verwarnung vom Vorstand bekommen», schreibt Kim Rast auf Instagram. Von Allmen sieht diese Brief allerdings nicht als offizielle Verwarnung, wie er gegenüber «Zentralplus» sagt.

Parteileitung will von keinem Maulkorb reden

Der Vorstand der Jungfreisinnigen interpretiert den Vorfall anders. Es sei falsch von einem Maulkorb zu schreiben. «Uns ist es sehr wichtig, dass jedes Mitglied der Jungfreisinnigen seine Meinung frei äussern kann», so Von Allmen. Die Parteileitung sei statuarisch dazu verpflichtet gewesen, einen Parteiausschluss zu prüfen. Dies deshalb, weil ein Parteimitglied ein entsprechendes Gesuch gestellt habe.

«Der Vorstand kam einstimmig zum Schluss, dass bei Kim Rast kein Ausschlussgrund vorliegt», schreibt Thomas von Allmen weiter. Ausserdem habe sich die Partei Rasts Unterstützung für die kommenden Wahlen sichern wollen. Die Parteileitung stehe nach wie vor hinter Kim Rast.

«Ich wurde auf der persönlichen Ebene angegriffen»

Rast stört sich besonders an der Art und Weise, wie kommuniziert wurde. «Mich hat es extrem getroffen, dass man mit mir nicht das Gespräch gesucht hat. Es kam dieser Brief per Post, einfach aus heiterem Himmel. Dabei bin ich mit dem aktuellen Präsidenten der JFLU eigentlich gut befreundet. Er war mein Vize, als ich Präsidentin war», erzählt Kim Rast.

Dass wegen eines Mitglieds, das den Parteiausschluss forderte, gleich ein solcher Brief geschrieben wird, sei für sie nicht nachvollziehbar: «Ich habe das Beschwerde-Schreiben des Mitglieds gesehen. Ich wurde auf der ganz persönlichen Ebene angegriffen. So etwa, weil mein Freund in der Juso politisiert. Das geht doch nicht! Da hätte ich mir schon mehr Rückendeckung des Parteivorstandes gewünscht. Ja, erwartet!»

Kein Weg zurück

Der Austritt aus der Jungpartei sei für sie endgültig. «Nun gibt es keinen Weg zurück. Ich hatte auch viele gute Momente in dieser Partei. Aber mein Entscheid ist definitiv», so Kim Rast. Sie bleibe aber weiterhin aktives Mitglied der FDP Kanton Luzern und auch ihrer Ortspartei FDP Udligenswil. «Ich stehe nach wie vor hinter den Anliegen dieser Partei. Ausserdem hatte ich auch viele positive Reaktionen aus FDP-Kreisen auf diesen Trubel mit meinem Insta-Post. Das macht mir Mut», gibt sich die Udligenswilerin positiv.

(hsa)

veröffentlicht: 1. Juli 2023 14:56
aktualisiert: 1. Juli 2023 17:30
Quelle: PilatusToday

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