Mohrenkopf-Debatte

Kopfschütteln auf der Strasse – das sagt die Expertin dazu

18.06.2020, 09:21 Uhr
· Online seit 12.06.2020, 18:24 Uhr
Die Mohrenkopf-Debatte in der Schweiz ist in aller Munde: Seitdem die Migros die Dubler Mohrenköpfe aus dem Sortiment strich, streitet die ganze Schweiz darüber, ob man den Namen ändern soll oder nicht. Die Anti-Rassismus-Kommission der Schweiz findet, es wäre an der Zeit.

Quelle: PilatusToday

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Wenn man die Leute auf der Strasse fragt, ob es richtig sei, den Artikel aus den Regalen zu verbannen, sind fast alle gleicher Meinung: Es ist falsch, Mohrenköpfe zu verbannen. Bei der Frage ob man den Namen anpassen muss, sind die Meinungen unterschiedlich. Viele finden, dass es Tradition sei und man den Namen beibehalten soll. Andere finden, man muss mit der Zeit gehen und dies dementsprechend anpassen. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) hat hier eine ganz klare Meinung.

Frau Brunschwig-Graf, was hält die EKR von dieser Debatte?

Das ist wirklich eine alte Geschichte. Bereits vor drei Jahren gab es diese Debatte, die eine Zeitung führte. Klar, strafrechtlich gesehen ist es nicht strafbar. Jedoch ist es wirklich unangebracht den Namen «Mohrenkopf» zu benutzen. Sofern wir wissen, haben andere Firmen schon lange den Namen zu Schoko-, oder Schaumküsse umgeändert. Aber ich finde auch, man muss dieses Thema nicht stundenlang diskutieren.

Würde es ausreichen, wenn man lediglich den Namen ändert?

Nein natürlich nicht, weil es keine Anti-Rassismus-Strategie ist. Was aber wichtig ist, zu wissen: Mohrenkopf ist für Leute, die eine andere Hautfarbe haben, ein sensibles und unangenehmes Thema. Das ist keine Gesetzesfrage, sondern eine Frage der Empfindlichkeit. Im Französischen wurde der Name schon länger geändert. Früher hiess es noch «tête-de-nègre», jetzt «tête-au-choco».

Wir führen bereits mit den betroffenen Verbänden Gespräche. Einer der Punkte ist sicherlich die Aufklärung der Schweizer Geschichte bezüglich dieses Themas. Es gibt auch viel Pädagogisches zu tun, wie auch die Sensibilisierung der Medien. Die Menschen und auch die Firmen müssen verstehen, dass der Ausdruck «Mohrenkopf» für Betroffene nicht angebracht ist.

Könnte es auch bei anderen Namen oder Gegenständen zu einer solchen Rassismus-Debatte kommen?

Aus unserer Sicht soll die Debatte der Gegenstände oder Namen dazu benutzt werden, eine pädagogische Diskussion zu führen. Das heisst, es reicht nicht aus, den Namen einfach zu ändern. Wichtiger ist es, den Namensursprung zu erklären, beispielsweise bei Zünften, Brunnen, Statuen oder Ortschaften.

veröffentlicht: 12. Juni 2020 18:24
aktualisiert: 18. Juni 2020 09:21
Quelle: PilatusToday

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