Lärmbelastung

Luzern ist der lärmigste Ort in der Deutschschweiz

· Online seit 23.11.2021, 18:49 Uhr
Gemäss einer Studie der Zürcher Kantonalbank lebt es sich in der Deutschschweiz nicht etwa in Zürich am lautesten, sondern in Luzern. Damit belegt sie den vierten Platz schweizweit. Lauter ist es nur in der Romandie und im Tessin.
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Vielerorts müssen die Anwohner mit einer Dauerbeschallung leben, die deutlich über dem Grenzwert liegt. Eine Analyse zeigt, wo der Lärm am schlimmsten ist und welche Lösungen es gibt. Am lärmigsten ist es demnach in der Stadt Luzern:

Fast 60 Prozent aller Wohnadressen in Luzern sind an einem Ort, an dem der Lärm über 50 Dezibel erreicht. Das ist so laut wie ein Fernseher im Wohnzimmer. Sogar knapp jede zehnte Wohnadresse in Luzern ist einem Lärm von über 60 Dezibel ausgesetzt, was einem Rasenmäher aus zehn Meter Entfernung entspricht. Damit steht Luzern sogar noch vor Basel und Zürich auf der Liste.

Bern top, Genf flop

In der lautesten Stadt der Schweiz, in Genf, sind 96 Prozent der Wohnadressen von Lärm betroffen. Ausserdem haben ein Drittel aller Wohnadressen in Genf einen Lärm von über 60 Dezibel zu verzeichnen. Ein solcher Lärm dürfte selbst bei geschlossenen Fenstern wahrgenommen werden. Deutlich ruhiger wohnt es sich in Bern. Dies obwohl die Stadt als autofreundlich gilt. Nur gerade 40 Prozent aller Berner Wohnadressen haben eine Lärmbelastung von 50 Dezibel oder höher.

320 Millionen Mietzinseinbussen durch Lärm

Auch hat die Analyse ergeben, dass gerade an ruhigen Lagen die grössere Nachfrage zu höheren Mietpreisen führen wird. Dies bedeutet gleichzeitig, dass Vermieter von lärmigen Wohnungen den Mietern beim Mietzins entgegenkommen müssen. An den lärmigsten Strassen müssen Wohnungen um etwa 2,2 bis 4 Prozent günstiger angeboten werden.

Gemäss der Analyse summieren sich die Mietausfälle in der Schweiz, welche durch Strassenlärm entstehen, jährlich auf 320 Millionen Franken. In Luzern betragen die Mieteinbussen jährlich sechs Millionen Franken. Durch den Lärm fallen für Vermieter auch weitere Kosten an. Der häufige Mieterwechsel führt einerseits zu einem grösserem administrativen Aufwand, andererseits ist das Leerstandrisiko höher.

Tempo 30-Zonen können helfen

In der Schweiz sind also trotz Lärmschutzvorschriften noch immer sehr viele Mietwohnungen massivem Strassenlärm ausgesetzt. Das Thema wird ein heisses politisches Eisen bleiben. Diskutiert werden verschiedene Lösungsansätze: Ersatzneubauten an befahrenen Strassen, die Förderung von E-Mobilität oder eine Temporeduktion auf 30 km/h.

Die Zürcher Kantonalbank spricht sich unter anderem für Erstere aus. Neubauten hätten einen viel besseren Lärmschutz und würden mit einer höheren Ausnützung dem Wohnungsmangel in den Städten entgegenwirken, heisst es in der Studie. Tempo 30 bezeichnet die ZKB als «wirkungsvolle, aber für die Mobilität auch sehr drastische Massnahme», um den Lärm zu reduzieren. 

Aufgrund der leisen Motoren versprechen sich viele Menschen auch von Elektroautos mehr Ruhe. «Dies wird allerdings kaum für die Städte gelten, denn bei einer Geschwindigkeit unter 50 km/h dominiert der Lärm der Reifen auf dem Asphalt», schreibt die ZKB. Den Städten stehe demnach ein «gewaltiger Kraftakt» bevor.

(red.)

veröffentlicht: 23. November 2021 18:49
aktualisiert: 23. November 2021 18:49
Quelle: PilatusToday

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