3-tägiger Gerichtsprozess

Luzerner Autohändler verhökerten geklaute Luxuskarossen aus Italien

05.09.2022, 09:09 Uhr
· Online seit 05.09.2022, 08:06 Uhr
Vor dem Luzerner Kriminalgericht beginnt am Montag ein dreitägiger Prozess gegen fünf Luzerner Autoschieber. Sie sollen in der Schweiz Autos verkauft haben, die zuvor in Italien gestohlen worden waren. Den Beschuldigten drohen bis zu fünf Jahre Haft.
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Hehlerei, Geldwäscherei, Betrug und Misswirtschaft: Das sind nur einige der Straftaten, für die sich fünf Männer im Alter von 41 bis 60 Jahren vor dem Luzerner Kriminalgericht zu verantworten haben, berichtet die «Luzerner Zeitung».

Alle fünf waren in der Autohandelsbranche tätig. Sie sollen in Italien gestohlene Autos in der Schweiz weiterverkauft haben. Dabei handelt es sich um Luxusautos von Mercedes, Audi, BMW oder Porsche. Mehreren Beschuldigten wird auch vorgeworfen, drei Firmen finanziell ausgehöhlt und damit deren Konkurs verursacht zu haben. Die Staatsanwaltschaft fordert Strafen zwischen 15 Monaten und fünf Jahren.

Helfershelfer in Italien

Die Schieberei flog anhand der vorgefundenen Zollpapiere auf. Insgesamt elf Fahrzeuge aus Italien wurden über einen unbekannten Autohändler namens «Antonio» in die Schweiz geliefert und in Luzern verzollt. Der nicht näher bekannte Antonio trat meist in Begleitung weiterer unbekannter Personen auf. Die Diebstahlanzeigen in Italien zeigten, dass die Fahrzeuge im Zeitraum von April 2007 bis Dezember 2008 entwendet wurden. Die fünf Angeklagten konnten dabei auf Helfershelfer in Italien zählen, welche die Autos teils mit Waffengewalt den Besitzern wegnahmen.

Die Identifikationsnummern einzelner Luxuskarossen wurden gefälscht, genauso wie die Verkaufsvereinbarungen, Eigentumsurkunden, Servicehefte und Fahrzeugausweise. Damit wollten die Hehler die Herkunft der Fahrzeuge verschleiern, wie der Anklage zu entnehmen ist.

Die Kaufpreise wurden bar bezahlt und zu den meisten der elf Fahrzeuge wurde nur ein Schlüssel geliefert. Die fünf Beschuldigten kooperierten zusammen, tauschten Preise und Handelsdetails untereinander aus – es kann daher von einer Mittäterschaft aller Beschuldigten ausgegangen werden. Die Anklage schreibt von einem «gut ausgebauten und funktionierenden Team».

Anklageschrift umfasst 300 Seiten

Die Männer stammen aus der Schweiz, Spanien, Portugal und der Türkei. Alle wohnen mittlerweile in der Zentralschweiz. Auf knapp 300 Seiten werden die fünf Anklagen formuliert. Darin wird ihr Mitwirken bei den einzelnen Straftaten in unterschiedlicher Intensität dargestellt.

Beim Beschuldigten mit einer drohenden Haftstrafe von fünf Jahren kommen zur Hehlerei und Geldwäscherei auch noch die Straftatbestände Betrug, Urkundenfälschung, ungetreue Geschäftsbesorgung, Misswirtschaft und Veruntreuung. Zudem wird noch eine Ersatzforderung des Staates in der Höhe des Deliktsbetrages (rund 1,4 Millionen Franken) geltend gemacht.

Sie flogen auf, als ein Auto nicht geliefert wurde

Als ein Käufer, der zwei Autos bestellt hatte, die Autos nicht geliefert bekam und auch nicht die 15'000 Franken Anzahlung zurückerhielt, erstattete er Anzeige. Ermittlungen diesbezüglich ergaben, dass sich der betreffende Autohändler weder um die Auslieferung der Autos noch um die Rückerstattung der Anzahlung kümmerte. Der Autohändler hat sich damit der Veruntreuung schuldig gemacht.

Anzeigen kamen auch vom Konkursamt Luzern. Zwei der Beschuldigten figurierten als faktische Geschäftsführer. Sie kamen jedoch ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nach, sondern höhlten die Firmen finanziell weiter aus. Sie machten sich der ungetreuen Geschäftsbesorgung schuldig.

«Sehr komplexer Fall»

Mehrere der Beschuldigten sassen bereits in Untersuchungshaft. Dass es erst am Montag, etliche Jahre später, zur Hauptverhandlung am Kriminalgericht Luzern kommt, begründet die Staatsanwalt auf Anfrage schriftlich: «Der Fall ist sehr komplex, international und aufwendig.» Eingeplant sind drei Verhandlungstage, sie finden wegen der hohen Anzahl der Beteiligten an der Universität Luzern statt.

(Luzerner Zeitung/Sandra Monika Ziegler)

veröffentlicht: 5. September 2022 08:06
aktualisiert: 5. September 2022 09:09
Quelle: PilatusToday

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