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«Man kann fast nirgends mehr duschen»

Littauer Chauffeur

«Man kann fast nirgends mehr duschen»

17.04.2020, 11:52 Uhr
· Online seit 17.04.2020, 11:52 Uhr
Die Corona-Krise macht es den Lastwagen-Chauffeuren nicht einfacher, ihre Ware auszuliefern. Vor allem, wenn sie nach Italien fahren müssen. Doch bringt die aktuelle Situation auch Vorteile, wie uns ein Chauffeur auf dem Weg nach Florenz erklärt hat.
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Trotz der Coronakrise müssen viele Chauffeure weiterhin über die Grenze nach Italien ausliefern. «Anfangs hatten wir schon ein schlechtes Gewissen, dass die Chauffeure nach Italien fahren müssen, und waren dementsprechend auch zurückhaltend», sagt Bruno Mathis, Verantwortlicher bei Martin Brunner Transport in Littau. «Aber jetzt sind wir wieder bereit, um nach Italien fahren zu können. Selbstverständlich haben wir auch Vorkehrungen getroffen, um auch unsere Chauffeure schützen zu können.»

Alle Fahrer haben Desinfektionsmittel bei sich und müssen teilweise mit dem Fieberthermometer nachmessen, ob sie weiterhin symptomfrei sind. Zudem wurden den Chauffeuren Schutzmasken zur Verfügung gestellt.

PilatusToday hat mit Thomas Frommenwiler gesprochen. Er ist Chauffeur bei Martin Brunner Transport. Zum Zeitpunkt des Interviews waren er und sein Arbeitskollege unterwegs nach Florenz.

Was ist das für ein Gefühl, momentan nach Italien zu fahren?

Sicher ist ein spezielles Bauchgefühl mit dabei. Aber im Grossen und Ganzen ist es nicht gross anders als bisher. Man merkt aber, dass es weniger Verkehr auf der Autobahn hat. An der Grenze zu Italien muss man länger beim Zollbüro warten wegen des Sicherheitsabstands. Ausserdem hat man in Italien weniger Verpflegungsmöglichkeiten.

Wie gefährlich ist es für Chauffeure, nach Italien zu fahren?

Schlussendlich kommt es auf den Chauffeur an, wie gut er ausgerüstet ist. Ich habe eine Schutzmaske dabei, viel Wasser, um die Hände regelmässig waschen zu können und natürlich auch Desinfektionsmittel. Dementsprechend ist mein Beruf nicht viel gefährlicher als andere Jobs.

Was kommt für eine Reaktion von den Italienern, wenn Sie dort herumfahren?

Die Reaktionen der Einheimischen sind fast gleich null. Ab und zu wird man ein bisschen komisch angeschaut, wenn man mit einem Schweizer Kennzeichen herumfährt und ein Schweizer Kreuz den Anhänger ziert. Sonst kommt keine grosse Reaktion von den Menschen zurück.

Wie verbringt man dann die Zeit in Italien?

Ich und ein Mitarbeiter werden drei Nächte in Italien verbringen. Wir werden sicher selber kochen müssen. An der Raststätte, bei der wir gerade waren, war alles offen und man konnte problemlos einkaufen. Es gibt andere Länder, bei denen die Vorkehrungen diesbezüglich strenger sind als in Italien.

Was ist jetzt anders an der Arbeit als früher?

Ich bemerke, dass man viel mehr Schweizer Chauffeure, welche ins Ausland fahren, unterwegs antrifft und dass der Zusammenhalt untereinander viel grösser ist und man hilfsbereiter ist als früher. Grund dafür ist sicherlich, dass man sich als Fahrer nicht mehr gross verteilen kann, da die meisten Cafés und Restaurants geschlossen sind. Für mich persönlich finde ich an dieser Zeit am schlimmsten, dass man fast nirgends Duschen kann – für mich ist es schon Alltag geworden. Darum habe ich auch immer viel Wasser dabei, damit ich mich wenigstens mit einem Lappen waschen kann.

Wo gibt es Einschränkungen beim Transport?

Man muss flexibler sein, weil man nicht weiss, ob die Bestimmungen verschärft werden und man vielleicht plötzlich nicht mehr als Ausländer abladen darf. Ansonsten sind wir nicht eingeschränkt – im Gegenteil. Da sehr viele von Zuhause aus arbeiten, sind die Strassen viel leerer und dementsprechend gibt es auch fast keinen Stau mehr, was zu unserem Vorteil ist.

veröffentlicht: 17. April 2020 11:52
aktualisiert: 17. April 2020 11:52
Quelle: PilatusToday

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