Zentralschweiz
Luzern

Millionen verlocht – Vermögensverwalter sieht Schuld auch bei Geldgebern

Kantonsgericht Luzern

Millionen verlocht – Vermögensverwalter sieht Schuld auch bei Geldgebern

· Online seit 08.02.2023, 20:23 Uhr
Nach acht Jahren zeigte sich der 53-jährige Schweizer selber an. Erstinstanzlich wurde er verurteilt, nun kämpft er am Kantonsgericht weiter.
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Sieben Jahre Gefängnis und vier Jahre Berufsverbot fordert die Staatsanwaltschaft für einen ehemaligen Vermögensverwalter. Es geht um gewerbsmässigen Betrug und mehrfache Urkundenfälschung, so die «Luzerner Zeitung». Das Kriminalgericht verurteilte ihn im Herbst 2021 zu sechs Jahren und zwei Monaten Gefängnis und sprach ein dreijähriges Berufsverbot aus. Damals wie heute fordert die Verteidigung zwei Jahre Haft. Der mehrfache Betrug ereignete sich von 2007 bis 2015.

An der Verhandlung vom Dienstag am Luzerner Kantonsgericht reichte der Verteidiger ein neues Gutachten über den Beschuldigten ein. Das zeige, so der Verteidiger, dass der Beschuldigte während der Tatzeit unter einer Störung litt, die sein Tun beeinflusste. Deshalb sei vom Kantonsgericht eine verminderte Schuldfähigkeit zu prüfen, so der Antrag des Verteidigers.

Sein Mandant habe krankhaft an sein System geglaubt und eigenes Geld wie auch das seiner Familie investiert. Im Urteil des Kriminalgerichtes wird von einem Gesamtschaden von 8,1 Millionen Franken und nach Abzug von Rückzahlungen von einem Vermögensschaden von über 6 Millionen Franken ausgegangen.

Anstatt Gewinn Totalverlust

Aus der Anklageschrift ist zu entnehmen, dass der Mann acht Jahre bis zur Selbstanzeige im Frühjahr 2015 für die eingeklagten Gelder als Vermögensverwalter tätig war. 28 Geschädigte haben knapp 8,7 Millionen Franken investiert. Doch seine Anlagetaktik bescherte den Geldgebern keinen Gewinn, sondern einen Totalverlust.

Um seine «Kundschaft» bei der Stange zu halten, fälschte er Kontoauszüge und suggerierte so eine positive Vermögensentwicklung und einen fiktiven Gewinn – das Gericht spricht von 680 gefälschten Kontoauszügen. Das streitet der Beschuldigte auch nicht ab und sagt: «Ich bin der Täter, ich habe sehr Schlimmes gemacht, was ich zutiefst bereue, es gibt nichts zu beschönigen.»

Das Geld brauchte der Treuhänder, um Löcher in seiner Tradinggesellschaft zu stopfen und sein extravagantes Leben zu finanzieren. Während das Kriminalgericht dabei noch von jährlich einer Viertelmillion Franken ausging, die er abgezweigt haben soll, beteuert der Beschuldigte, dass es sich dabei jährlich um 64’000 Franken handelte.

Rückzahlungsangebot und Opfermitverantwortung

Auch nicht einverstanden ist der Beschuldigte mit den Summen, die er den Geschädigten zurückzahlen soll: «Der Geldfluss wurde falsch berechnet.» Der Verteidiger beantragte deshalb bereits vor Kriminalgericht eine neue Berechnung. Der Antrag wurde damals abgelehnt mit der Begründung: «Der urteilsrelevante Sachverhalt ist aufgrund der vorhandenen Beweismittel hinreichend erstellt, weshalb sich weitere Beweiserhebungen erübrigen.»

Sein Anwalt setzt zur Verteidigung auch die Opfermitverantwortung ein und sagt vor Kantonsgericht: «Einige der Geschädigten, die durchaus mit der Finanzbranche bekannt waren, haben nicht sorgfältig genug geprüft.» Er bemängelt zudem, dass der Wille seines Mandanten, den Schaden zu begrenzen, nicht genügend berücksichtigt wurde: «Mein Mandant war immer kooperativ, von Beginn an reuig und jetzt auch zu Zahlungen bereit.»

So habe der Beschuldigte einigen Personen E-Mails gesendet, darin gab er an, elf Prozent der Schulden per saldo aller Ansprüche zu bezahlen, sie sollten sich doch innert der nächsten Tage melden. Es seien keine Rückmeldungen eingegangen. Der Staatsanwalt dazu: «Jahrelang kein Zeichen und dann dies, Verzicht und Frist, das wundert doch nicht? Der Beschuldigte hat direkt vorsätzlich mit einem ausgeklügelten System seine 28 Kunden ausgenommen.» Das Urteil wird den Parteien schriftlich zugestellt.

(Sandra Monika Ziegler/Luzerner Zeitung)

veröffentlicht: 8. Februar 2023 20:23
aktualisiert: 8. Februar 2023 20:23
Quelle: Luzerner Zeitung

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