Wahlen Luzern

Regierungsratswahlen öffnen Stadt-Land-Graben in Luzern

· Online seit 03.04.2023, 18:15 Uhr
Ein linker Regierungsrat in der Stadt, ein rechter auf dem Land: Bei den Regierungsratswahlen im Kanton Luzern könnten die Ergebnisse im Kanton nicht unterschiedlicher sein. Auffallend ist zudem die unterschiedlich hohe Stimmbeteiligung in der Stadt und auf dem Land.

Quelle: Tele 1

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«Ich bin natürlich schon links, weiI mir die Natur, das Soziale und Kultur wichtig sind und ich es wichtiger finde als die Wirtschaft und das Kapital», sagt Annette aus Luzern. So wie ihr ging es augenscheinlich vielen Menschen aus der Stadt Luzern: Wäre es nach ihnen gegangen, würde das Ergebnis der Regierungsratswahlen ganz anders aussehen.

Gemäss den Ergebnissen in der Stadt Luzern wären Ylfete Fanaj (SP, neu), Christa Wenger (Grüne, neu) und Zoé Stehlin (Juso, neu) an der Spitze, gefolgt von Fabian Peter (FDP, bisher) und der Chiara Peyer (Junge Grüne, neu). Auffallend: Die Jungpolitikerin Zoé Stehlin schneidet in der Stadt Luzern besser ab als die beiden Bisherigen und auch die junge Grüne, Chiara Peyer, schafft immer noch mehr Stimmen als Reto Wyss (Mitte, bisher).

Auf dem Land ganz anders

Im Wahlkreis Entlebuch herrscht genau das Gegenteil: Reto Wyss (Mitte, bisher), Michaela Tschuor (Mitte, bisher), Fabian Peter (FDP, bisher) und Armin Hartmann (SVP, neu) sind dicht auf. Andrea Kaufmann (Junge Mitte) folgt auf dem fünften Platz. SP und Grüne liegen abgeschlagen auf den letzten Plätzen. Woher stammt dieser Unterschied zwischen Stadt und Land?

Politologe Tobias Arnold von Interface Politikstudien in Luzern ordnet gegenüber PilatusToday und Tele 1 ein: «Der Stadt-Landgraben hat in der Schweiz eine sehr lange Geschichte. Gerade in Kantonen mit einer Stadt und vielen ländlichen Gebieten wie Luzern zeigt sich dieser Graben stark. Das sind unterschiedliche Lebensrealitäten und unterschiedliche Themen, welche die Menschen im Alltag beschäftigen. Das äussert sich dann schlussendlich in politischen Wahlen.»

Gemäss Arnold wird Politik in einem Kanton mit einer starken städtischen und ländlichen Wählerschaft nicht unbedingt einfacher. «Ich würde da aber auch positiv sein: In der Schweiz haben wir das Konkordanzsystem sogar auf Bundesebene. Letztendlich muss man miteinander schauen, wo die gemeinsamen Nenner liegen und kann so die Politik einen Schritt weiterbringen.»

Tiefe Stimmbeteiligung in der Stadt

Auch die Stimmbeteiligung unterscheidet sich in der Stadt und auf dem Land stark. Im Wahlkreis Entlebuch entschieden sich 50,9 % der stimmberechtigten Bürgerinnen und Bürger für den Gang an die Urne, im Unterschied zu 38.9 % in der Stadt Luzern. Tobias Arnold hat auch dafür eine Erklärung: «Letztendlich geht es für Parteien und Kandidierende darum, die eigene Wählerschaft zu mobilisieren und an die Urne zu bringen. Das scheint in der Stadt weniger gut gelungen gewesen zu sein als auf dem Land. Das ist sicher für die Zukunft wichtig, wenn die städtische Politik in der kantonalen Politik eine Rolle spielen möchte.»

Bei einer Umfrage in der Stadt Luzern bestätigt sich der Eindruck. Viele Personen geben gegenüber PilatusToday und Tele 1 an, dass sie nicht gewählt haben. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Überforderung mit dem Wahlvorgang, Unverständnis und fehlendes Interesse. Auf dem Land hingegen ist die Stimmbeteiligung deutlich höher. Verena aus Schüpfheim betont die Wichtigkeit des Mitbestimmens für eine Randregion: «Die Zukunft liegt in der Regierung. Ich finde es wichtig, der Region eine Stimme zu geben.»

Wie sich der Stadt-Land-Graben im Kanton Luzern weiterentwickeln wird, zeigt sich spätestens beim zweiten Wahlgang am 14.Mai.

veröffentlicht: 3. April 2023 18:15
aktualisiert: 3. April 2023 18:15
Quelle: PilatusToday

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