Zusatzkredit für Cheerstrasse

«Rundherum wird etwas gemacht, nur bei uns nicht»

18.05.2021, 17:17 Uhr
· Online seit 18.05.2021, 11:00 Uhr
Der Ausbau der Cheerstrasse in Littau wird erneut teurer. Die Luzerner Stadtregierung beantragt dem Parlament bereits zum zweiten Mal einen Zusatzkredit. Zudem will er eine weitere Volksabstimmung. Dies kommt im betroffenen Quartier gar nicht gut an.

Quelle: PilatusToday

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Die Cheerstrasse verbindet Littau-Dorf mit dem Bahnhof und dem Littauer Boden. 2009 entschied die damals noch existierende Gemeinde Littau an der Urne, den Bahnübergang beim Bahnhof aufzuheben und die Strasse im Bodenhof unter der Bahnlinie durchzuführen.

Nach der Fusion Littau-Luzern wurde das Projekt aus Kostengründen vorerst zurückgestellt. 2015 stellte die Stadt fest, dass der ursprünglich gesprochene Kredit von 13,8 Millionen Franken nicht reicht. Das Stadtluzerner Stimmvolk bewilligte 2017 einen Zusatzkredit, womit neu 20,16 Millionen Franken zur Verfügung standen. Im Projekt nicht mehr enthalten war allerdings eine Rad- und Personenunterführung.

Im Zuge der Neuplanung zeichnete sich erneut ab, dass das gesprochene Geld nicht ausreichen wird. Ein externer Bericht, der 2020 veröffentlicht wurde, stellte den bisherigen Planern ein schlechtes Zeugnis aus.

Kreuzung statt Kreisel und Altlasten

Unterdessen hatte es der Kanton zudem abgelehnt, die Cheerstrasse im Bodenhof mit einem doppelspurigen Kreisel an die Kantonsstrasse Emmenbrücke-Wolhusen anzubinden und forderte stattdessen ein Kreuzung mit Ampel. Es kamen weitere Kostendefizite und Altlasten zum Vorschein, womit sich das Projekt auf neu 32,5 Millionen Franken verteuert.

Die Regierung der Stadt Luzern beantragt dem Stadtparlament daher einen Zusatzkredit von 12,3 Millionen Franken. Ohne diesen sei der Projektabbruch unvermeidbar, hält er in seinem Bericht fest, den er am Dienstag veröffentlichte.

Zwar würden mit dem Ausbau die Bedingungen für den ÖV verbessert und der Quartierraum werde aufgewertet. Doch in einer Gesamtverkehrsbetrachtung überzeuge das Projekt nicht, hält der Stadtrat fest. So gibt es etwa für den Velo- und Fussverkehr keine Verbesserung. Es sei nicht angenehm, zweimal mehr Geld beantragen zu müssen, sagte Mobilitätsdirektor Adrian Borgula (Grüne) vor dem Medien.

Baubeginn 2022

Weil sich aber das Volk schon zweimal an der Urne für den Ausbau ausgesprochen hat, lege man dem Stadtparlament nun trotzdem den Zusatzkredit vor, und sei bereit, den Ausbau voranzutreiben. Auch sei es ein Signal für die Littauer Bevölkerung, dass der Stadtrat die Demokratie höher gewichte als das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Überhaupt werde in dem Stadtteil sehr viel in Infrastruktur investiert, betonte Borgula.

Allerdings beantragt der Stadtrat ein obligatorisches Referendum für den Zusatzkredit. Das Volk solle noch einmal abstimmen können, weil die bisher gefassten Entschlüsse nicht umgesetzt werden könnten. Bogula sagte, ein Projekt, das den Ansprüchen des Stadtrats genügen würde, wäre noch einmal teurer geworden.

Abstimmung hat entscheidenden Einfluss 

Lehnt das Parlament den Zusatzkredit ab, ist der Ausbau vom Tisch. Das würde sich auch auf den neuen Bushof auswirken, der komplett neu geplant werden müsste, wie Markus Sigrist vom Tiefbauamt ausführte. Er wies darauf hin, dass das vorliegende Projekt gut sei.

Die Nettokosten für die Stadt würden 29,7 Millionen Franken betragen. Das Stadtparlament berät am 24. Juni über den Zusatzkredit. Der Baubeginn ist für Sommer 2022 vorgesehen, die Stadt rechnet mit knapp drei Jahren Bauzeit.

Kritik lässt nicht lange auf sich Warten

Gegen das Projekt ausgesprochen haben sich bereits die Jungen Grünen der Stadt Luzern. In einer Stellungnahme forderten sie, das Geld stattdessen in den Umweltschutz zu investieren. Und auch der Quartierverein an der Emme ist nicht begeistert von einer erneuten Abstimmung, wie ihr Präsident Christoph Oertli gegenüber Tele 1 sagt: «Rundherum wird etwas gemacht, nur bei uns nicht.» Weiter befürchtet er, dass bei einer dritten Abstimmung wohl mit einem Nein zu rechnen sei.

veröffentlicht: 18. Mai 2021 11:00
aktualisiert: 18. Mai 2021 17:17
Quelle: sda

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