Jährliches Millionendefizit

Verliert Kriens sein Hallenbad? – Gespräche über Auslagerung laufen

11.04.2022, 09:55 Uhr
· Online seit 11.04.2022, 09:32 Uhr
Im Raum steht eine Übergabe der Betriebe Hallenbad Krauer und Parkbad an die Hallenbad Luzern AG. Doch auch ohne diese Massnahme versucht die Stadt Kriens, ihre Bäder rentabler zu machen.
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Mehr Synergien, mehr Flexibilität und allenfalls auch Einsparungen für die finanziell klamme Stadt Kriens: Das erhofft sich der Krienser Einwohnerrat mit einer möglichen Auslagerung des Betriebs der beiden Badeanlagen Hallenbad Krauer und Parkbad an die Hallenbad Luzern AG, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt. Das Parlament hat im letzten Jahr ein FDP-Postulat überwiesen, das einen entsprechenden Pilotversuch während drei bis vier Jahren vorschlägt.

Nun liegt der Bericht des Stadtrats vor. Darin kündigt er an, dass im ersten Halbjahr 2022 mit der Hallenbad Luzern AG Gespräche geführt werden, «um die Bereitschaft und die Möglichkeiten zur Auslagerung von heute durch die Stadt Kriens erbrachten Leistungen zu prüfen». Die Hallenbad Luzern AG hat ihrerseits bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert. Die Gesellschaft, die sich im Besitz der Stadt Luzern befindet, betreibt das Hallenbad Allmend, das Strandbad Tribschen, das Waldschwimmbad Zimmeregg, das Regionale Eiszentrum sowie die Sportanlage Würzenbach.

Bereits im Gange ist die Prüfung einer engeren Zusammenarbeit der Hallenbäder der K5-Gemeinden Luzern, Emmen, Kriens, Horw und Ebikon. Auch dieser Prozess soll weitergeführt werden.

Badeanlagen schreiben Defizit von 1,76 Millionen Franken

Im Bericht zum Postulat geht der Krienser Stadtrat auch auf die Situation der beiden Badeanlagen ein. Diese sind, wie andernorts auch, defizitär. Letztes Jahr kam ein Minus von total 1,76 Millionen Franken zusammen, davon entfallen 1,11 Millionen auf das Parkbad. Das liegt etwa im Rahmen der vorhergehenden Jahre. Ziel der Stadt ist, die Betriebe rentabler zu gestalten.

Beim Parkbad bestehe diesbezüglich aber wenig Spielraum. Das Personal sei vor allem bei einer guten Saison «knapp bemessen», heisst es im Bericht. Zwar ist für 2022 nur noch ein Minus von 773’000 budgetiert, doch das gehe vor allem auf interne Umlagen zurück. Potenzial für Mehreinnahmen böte ein Ganzjahresbetrieb, doch ein solcher wäre mit viel Risiko verbunden. Grosse Investitionen, etwa in die Heizung, fielen an. Versuche, den Kiosk auch ausserhalb der Badesaison zu öffnen, wurden in der Vergangenheit wegen des geringen Ertrags abgebrochen.

Weniger Schwimmunterricht wegen Vermietung der Wasserflächen

Mehr Spielraum bestehe beim Hallenbad durch die konsequente Vermietung der Wasserflächen, was andernorts bereits eine gängige Praxis sei. Die Umsetzung der Massnahme habe in diesem Jahr begonnen, so der Stadtrat. Mehreinnahmen von rund 200'000 Franken seien möglich. Mit einigen Nutzern wie der Volksschule oder Sportorganisationen habe man entsprechende Vereinbarungen abgeschlossen, mit anderen sei die Stadt noch in Verhandlung. Weiteres Potenzial bestehe allenfalls noch in einer «moderaten» Anpassung der Ticket- und Abopreise im Rahmen einer Harmonisierung mit den anderen Bädern in der Agglo.

Eine Folge davon ist, dass die Krienser Volksschule ab Sommer weniger Schwimmunterricht anbietet. Sie belegt das Hallenbad statt an sieben nur noch an vier Halbtagen. «Die neu verfügbaren Wasserflächen können in Zukunft der Öffentlichkeit oder kommerziellen Nutzern zur Verfügung gestellt werden», heisst es im Bericht. Der Schwimmunterricht werde nur noch an den 3. und 4. Klassen durchgeführt. Damit richte sich Kriens nach den kantonalen Mindestvorgaben. Die wegfallenden Schwimmstunden werden mit Sportunterricht ersetzt.

Zukunft des Hallenbads ist offen

Langfristig stellt sich die Frage, ob Kriens noch ein eigenes Hallenbad betreiben soll. Die aktuelle Anlage müsse nach 2030 ersetzt werden. «Unter den aktuellen Bedingungen ist ein Ersatz als kritisch zu betrachten», heisst es im Bericht. Es sei zu befürchten, dass das Defizit wegen höherer Kosten stark steigt. Nötig wären ein attraktives Angebot, entsprechend hohe Eintrittspreise und eine «marktgängige» Wassermiete. «Unter diesem Aspekt ist die jetzige schrittweise Heranführung der Nutzer des Hallenbads Krauer an Marktpreise eine wichtige Voraussetzung für die Zukunft.»

veröffentlicht: 11. April 2022 09:32
aktualisiert: 11. April 2022 09:55
Quelle: Luzerner Zeitung

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