100 Jahre Geschichte

Wo heute das KKL steht, stand einst ein Rollschuhpalast

· Online seit 21.07.2023, 15:44 Uhr
Wusstest du, dass es vor dem KKL schon ein Kulturhaus an derselben Stelle gab? Und dass dort noch früher ein Rollschuhpalast stand? Hier erfährst du die ganze Vorgeschichte, die zum Bau des heutigen KKL geführt hat.
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Wer heute aus dem Bahnhof Luzern tritt, sieht es fast zwangsläufig: das KKL. Das Kultur- und Kongresszentrum Luzern mit seinem markanten Dach ist aus dem Stadtbild Luzerns nicht mehr wegzudenken. Das ist umso bemerkenswerter, da es das KKL in seiner heutigen Form erst seit 25 Jahren gibt. Doch auch vorher schon konnte die Bevölkerung Luzerns am selben Ort Kultur und Kunst geniessen. Hier erfährst du, was vor dem KKL war.

Festhütte und Rollschuhpalast

1901 – vor 112 Jahren – war die Stadt Luzern der Austragungsort des eidgenössischen Schützenfests. Das Ereignis, das damals von monumentaler Bedeutung war, benötigte dringend Platz. Wo sollten die Schiessstände unterkommen, wo die grosse Festhütte? Die Wahl fiel sehr schnell auf das brachliegende Areal neben dem Bahnhof Luzern. Dort wurde eine riesige Festhütte errichtet, von aussen mit Verzierungen wie bei einer Burg. Platz für 4500 Besucherinnen und Besucher, die am Bahnhof ankamen, an den Schiesswettbewerben teilnahmen und dann direkt nebenan auf Gleichgesinnte treffen konnten.

Nach dem Schützenfest blieb die riesige Hütte zuerst leer. Dann entschied sich die Stadt Luzern kurz vor dem Ersten Weltkrieg, das Gebäude zu einem Friedensmuseum umzufunktionieren. Doch nach acht Jahren zog das Museum wieder aus und abermals stand die Festhütte leer. Aus ihr wurde eine winterliche Eisbahn und ein sommerlicher Rollschuhpalast.

Das Kultur- und Kongresshaus KKH

Pläne für ein Kulturzentrum in Luzern bestanden schon lange. Der berühmte Komponist Richard Wagner etwa, der zeitweise in der Leuchtenstadt im Exil lebte, machte sich für eine Oper stark. Doch wirtschaftlich war die Situation angespannt und so kam es vorerst nicht zum Bau eines Kulturzentrums.

Die Zahl der Touristen nach dem Ersten Weltkrieg war viel niedriger als zuvor. Da sich immer weniger Reisende in die Zentralschweiz verirrten, forderte die Stadtregierung die Planung eines Kulturzentrums. Wurden die Ideen Jahrzehnte zuvor noch verworfen, startete 1929 der Architekturwettbewerb.

Das neue Kulturzentrum sollte am Bahnhofsplatz entstehen und somit gut erreichbar sein – der alte Rollschuhpalast fiel dem zum Opfer. Schliesslich wurde der Zuschlag dem Zürcher Architekten Armin Meili gegeben, auch das Volk sprach sich für ihn aus. Er sollte das KKH erstellen, das Kultur- und Kongresshaus.

Innert weniger Monaten fuhren die Bagger und die Abrissbirnen auf und machten die Festhütte dem Erdboden gleich. Ein monumentaler Bau sei verschwunden, titelte die «Luzerner Nachrichten» in einer Ausgabe aus jener Zeit. Doch ein nicht minder monumentaler Bau sollte entstehen. Das Kultur- und Kongresshaus Luzern wurde in drei Jahren errichtet und 1933 eingeweiht – kurz darauf wurde es mit einem Brunnen ergänzt. Dieser Brunnen steht bis heute vor dem KKL.

Mehr Platz, bitte!

Im KKH sollten dem Namen gemäss fortan nicht nur musikalische und kulturelle Darbietungen gezeigt, sondern auch Tagungen abgehalten werden. Dazu besass das Gebäude mehrere grosse Säle, die auch zusammengelegt werden konnten. Schon im Jahr 1938 fand die erste Aufführung der Musikfestwochen Luzern statt – noch heute gibt es diese Events unter dem Namen des Lucerne Festivals. Doch Architekt Meili und die Stadt hatten unterschiedliche Pläne für das Gebäude.

Finanziell stand das KKH zudem unter einem schlechten Stern. In den Anfangsjahren reihten sich Verluste an Verluste und teilweise kamen private Gönner für die Schulden auf. Die Instandhaltung des KKH wurde dabei vernachlässigt – so mussten in den 1970er-Jahren umfangreiche Renovationsarbeiten durchgeführt werden.

Architekt Meili nahm 1970 die Planung des Umbaus selbst in die Hand. Einerseits durch einen Umbau des bestehenden, aber auch durch einen grossen Anbau sollte das KKH für die nächsten Jahrzehnte gerüstet sein. Wie sich herausstellen sollte, war das ein Trugschluss. Nach zwei Jahren stand das umgebaute Gebäude am angestammten Platz und war nun auch ein Kulturzentrum. Doch grundlegende Mängel konnten nicht beseitigt werden.

Die Akustik im grossen Konzertsaal blieb sehr schlecht, die Konstruktion insgesamt war mangelhaft, auch weitere Renovationen halfen nicht. In den 1980ern galt das KKH dann als baufällig – nur 40 Jahre nach Erstellung.

Das Projekt «Opus»

1988 war klar: Ein neues Kulturzentrum muss her! Wo, war zuerst aber noch unklar. Gegen Ende der 1980er wurde nach teilweise grossem Widerstand eine Architektur-Ausschreibung gestartet für ein neues Gebäude. Dieses sollte einen äusserst hochwertigen Konzertsaal erhalten, der Frust über die mangelhafte Akustik im KKH sass tief, und für die verschiedensten kulturellen Angebote Platz bieten.

Ein Jahr später stand der Sieger des Wettbewerbs fest. Es war das Projekt «Opus» der Architekten Jean Nouvel und Emmanuel Cattani aus Paris, das am Ort des KKH hätte gebaut werden sollen. Bereits zu Beginn war das Projekt umstritten. Denn der Konzertsaal sollte teilweise ausgelagert werden. Dort, wo jetzt Schiffe halten, hätte aus der Fassade des Gebäudes ein Schiff herausragen sollen.

Schliesslich entschieden sich die Stadtregierung und die Stiftung, die sich mit dem Neubau befasste, gegen das Gewinnerprojekt «Opus». Denn Nouvel und Cattani hätten gewisse Vorgaben nicht eingehalten und somit die Wettbewerbsvorschriften verletzt. Doch das Projekt, das von der Regierung favorisiert wurde, konnte nicht realisiert werden. Es hätte am Löwenplatz gebaut werden sollen, direkt neben dem Bourbaki.

Bahn frei für das KKL

Nachdem 1991 entschieden wurde, dass das baufällige KKH abgerissen werden könne, kehrte Jean Nouvel zurück und präsentierte einen erneuten Vorschlag für ein neues Kulturzentrum. Es ist, mit wenigen Änderungen, das heutige KKL. Nach einem behördlichen hin und her sprachen die Regierungen von Stadt und Kanton Luzern rund 100 Millionen für den Neubau – schliesslich kostete das KKL aber über 200 Millionen Franken.

Bis 1998 wurde das alte KKH abgerissen und das neue Kultur- und Kongresszentrum gebaut. Am 18. August 1998 fand die feierliche Eröffnung mit einem Symphoniekonzert statt. Die Akustik sei nicht mit jener im KKH zu vergleichen, hiess es plötzlich von aller Seite, der neue Konzertsaal sei einer der besten der Welt.

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veröffentlicht: 21. Juli 2023 15:44
aktualisiert: 21. Juli 2023 15:44
Quelle: PilatusToday

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redaktion@pilatustoday.ch