Klare Absage an Bundesrat

Zentralschweizer Kantone lehnen Impf-Gutscheine ab

06.10.2021, 16:40 Uhr
· Online seit 06.10.2021, 14:45 Uhr
Die Kantonsregierungen der meisten Zentralschweizer Kantonen setzen Fragezeichen hinter die geplante Impfoffensive des Bundes. Während sie gegen eine nationale Impfwoche nichts einzuwenden haben, kritisieren sie die geplanten Gutscheine für Impf-Überzeuger scharf.
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In Luzern, Schwyz, Zug, Uri und Obwalden stimmen die Regierungen mit dem Bundesrat überein, dass die Impfquote in der Schweiz erhöht werden muss. Dies geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahmen der Zentralschweizer Kantone zur Impfoffensive des Bundes hervor.

Eine nationale Impfwoche sei sinnvoll. Der Kanton Luzern unterstützt den Ausbau der mobilen Beratungs- und Impfstellen, dies im Gegensatz zu Schwyz, Obwalden und Zug. Sie sind der Meinung, dass das Potential der Impfungen durch mobile Impfaktionen weitgehend ausgschöpft ist.

Individuelle Beratung umstritten

Der Kanton Uri unterstützt grundsätzlich die Absicht, dass die 170 mobilen Impfstellen und Impfbusse Impfungen «niederschwellig» direkt zu den Leuten bringen. Er weist allerdings darauf hin, dass dies nur in Ballungszentren erfolgversprechend sei. Erfahrungen hätten gezeigt, dass in ländlichen Regionen damit kaum etwas zu erreichen sei. Der Vorschlag der individuellen Information mithilfe von Impfberatern, sprich dem Besuch von BAG-Mitarbeitern zu Hause oder einem persönlichen Telefongespräch, lehnt der Kanton Uri ab.

Die Impfaktion in der Schweiz dauert bereits neun Monate. Die Zuger Regierung ist demnach überzeugt, dass es nach einer so langen Zeit keinen Mangel an Informationen bei nicht-geimpften Personen gebe. Im Kanton Zug würden Hausärzte und Apotheken als erste Anlaufstelle des Vertrauens beraten. Das habe sich bewährt.

Deutliches «Nein» zu Beratungsgutscheinen

Bei Beratungsgutscheinen ergebe sich der Vorwurf der Käuflichkeit und Glaubwürdigkeit, kritisiert der Kanton Obwalden. Auch die Schwyzer Regierung erteilt den Gutscheinen eine «klare Absage». Die Schweiz solle weiterhin auf finanzielle Anreize für die Impfung verzichten, da sie missbrauchsanfällig seien. Bei den Impfskeptikern dürfte eine Prämie zudem kaum etwas bewirken, schreibt auch der Kanton Uri.

Das sehen auch die Zuger und Luzerner Regierungen so. In Luzern wird überdies befürchtet, dass die Beratungsgutscheine kontraproduktiv sein könnten. Impfwillige würden demnach die Impfung aufschieben und die Einführung der Gutscheine abwarten. Die Gutscheine würden für die Kantone auch einen grossen Aufwand bedeuten. Der Bund solle lieber genügend alternative Impfstoffe zur Verfügung stellen für jene, die der mRNA-Technologie kritisch gegenüber stehen.

Ausstiegsszenario gefordert

Der Kanton Zug verweist in seiner Stellungnahme daraufhin, dass gemäss des 3-Phasen-Modells die Aufhebung der Massnahmen geplant gewesen sei, sobald die impfwillige Bevölkerung sich impfen lassen konnte. Die Durchführung einer Impf-Offensive erwecke den Anschein eines Strategiewechsels, bei dem ein bestimmtes Impfziel angestrebt wird. Die Zuger Kantonsregierung fordert daher eine transparente Kommunikation, sollte der Bundesrat tatsächlich von seinem eigentlichen Plan abweichen und ein Impfziel mit der Aufhebung der Massnahmen verknüpfen.  

Noch einen Schritt weiter geht die Schwyzer Regierung. Sie verlangt vom Bundesrat ein klares Impfziel inklusive Ausstiegsszenario. Der Kanton Nidwalden will seine Antwort auf den Bundesratsvorschlag vorerst nicht veröffentlichen.

veröffentlicht: 6. Oktober 2021 14:45
aktualisiert: 6. Oktober 2021 16:40
Quelle: PilatusToday

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