Produktion eingestellt

Methadon-Engpass: «Es ist eine Frage von ein paar Wochen»

· Online seit 08.01.2023, 11:15 Uhr
In der Schweiz droht möglicherweise bald ein Methadon-Engpass. Swissmedic entzog dem grössten Schweizer Methadon-Hersteller die Betriebsbewilligung. Das synthetische Opioid wird in der Substitutionstherapie eingesetzt.
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In der Schweiz droht möglicherweise ein Methadon-Engpass. Anfangs Dezember musste der grösste Schweizer Methadon-Hersteller Amino AG ihre Produktion einstellen. Die Swissmedic hat infolge fehlender Vertrauenswürdigkeit der fachtechnischen Personen der Aargauer Firma die Betriebsbewilligung sistiert. Ebenfalls wurde das Pflichtlager gesperrt und darf bis auf Weiteres nicht freigegeben werden.

Aber wie kam es zum vorläufigen Bewilligungsentzug? Grund dafür war ein Einbruch im Jahr 2017. Sieben Jugendliche verschafften sich Zugang in eine alte Produktionsstätte der Firma. Die Polizei konnten die Einbrecher stellen und wurden auf die Produktionsstätte aufmerksam. In diesen stellten sie Sicherheitsmängel fest – der Zugang zum Gebäude war nicht oder kaum gesichert, wie der SRF-Podcast «News Plus» berichtet.

Angst vor Methadon-Knappheit

Aktuell sei noch unklar, wann und ob die Pharmafirma die Betriebsbewilligung zurückerlangt, schreibt die schweizerische Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) am Mittwoch in ihrer Medienmitteilung. Für die erneute Betriebsaufnahme müsse zuerst Ersatz für den Inhaber gefunden werden. Wie lange die Suche nach einer Nachfolge dauere, sei jedoch unklar.

Trotz der unklaren Situation bleibt die Lage in der Zentralschweiz vorerst ruhig. Anfragen betreffend Aufstockung des Vorrats habe es bei der Abgabestelle in Baar noch nicht gegeben, meint Adrian Kormann, Psychiater für Abhängigkeitserkrankungen. Auch in Luzern wurden noch keine Mängel festgestellt. Auf Anfrage bestätigt ein Mitarbeiter der Alten Suidterschen Apotheke in Luzern, dass sie noch genügend Methadon-Tabletten an Lager hätten. Die Apotheke hat als eine der einzigen Luzerner Apotheken eine Abgabelizenz für Methadon.

Import von ausländischen Herstellern

Der drohenden Versorgungsnotlage könnte mit einer Notzulassung für den Import von Methadon-Produkten Abhilfe verschafft werden, meint der Suchtmediziner Thilo Beck. Momentan liege die Zulassung den Behörden vor. «Wenn sie das zügiger machen würden, könnte man einen Engpass verhindern», betont Beck. Ausstehend sei noch die Bewilligung von Swissmedic sowie eine Preisfestlegung für die Übernahme der Importkosten durch die Krankenkasse.

Auch wenn die Erteilung von Bewilligungen komplex und teuer ist: «Es ist eine Frage von ein paar Wochen, bis Grosshändler, wie Praxen und Drogerien ihren Vorrat aufgebraucht haben», sagt Beck.

veröffentlicht: 8. Januar 2023 11:15
aktualisiert: 8. Januar 2023 11:15
Quelle: PilatusToday

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