Freizeitverkehr

Nach Ansturm auf Mythen: So rüsten sich die Zentralschweizer Bergbahnen

· Online seit 23.05.2020, 07:10 Uhr
Der Aufmarsch von Wanderern auf dem Mythen war am Donnerstag riesig. Dicht gedrängt standen die Leute auf dem Gipfel – und das in Zeiten von Corona, in denen noch immer Abstandregeln gelten. Wie bereiten sich andere Bergbahnen auf den Ansturm vor?
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Das schöne Wetter, es lockte am Donnerstag Tausende in die Berge. Statt sich an einer Promenade oder am Strand zu fläzen, schnürten viele Schweizer an Auffahrt die Wanderschuhe. Besonders prekär wurde die Situation etwa auf dem Grossen Mythen. Auf dem Gipfel drängten sich die Leute eng aneinander – Abstand war so kaum möglich.

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Zugangsbeschränkung war schon öfter Thema

Braucht es auf dem Mythen eine Zugangsbeschränkung? Hans Reichmuth, Präsident des Vereins der Mythenfreunde winkt ab. Darüber habe man schon einige Male nachgedacht und die Idee stets wieder verworfen. «Wir wollen nicht in die Freiheit der Leute eingreifen. Sie sollen dorthin gehen können, wo sie wollen», sagt er. «Der Mythen ist für alle da. Wir wollen den Leuten ermöglichen, dass sie den Weg auf den Gipfel gehen können.»

Ausserdem habe es am Donnerstag gar nicht so viele Leute auf dem Berg gehabt. Es hätte schon Tage gegeben, da wären viel mehr Leute auf den Mythen gewandert, so Reichmuth. Und doch: Bis dato gab es dieses Jahr bereits 5'000 Besteigungen – Auffahrt noch nicht miteinberechnet. Das sei eher viel im Vergleich mit anderen Jahren. Dass im Sommer der grosse Ansturm kommt, glaubt Reichmuth aber nicht. «Sobald die Grenzen offen sind, gehen viele Leute wieder ins Ausland in die Ferien.» Schliesslich appelliert Reichmuth auch an die Eigenverantwortung der Wanderer, sich an die Abstandsregeln zu halten.

Bergbahnen möchten wie der öffentliche Verkehr behandelt werden

Auf dem Pilatus bleibt der grosse Ansturm momentan noch aus. Wie Sprecher Tobias Thut, Leiter Marketing, auf Anfrage von PilatusToday sagt, seien auf der Krienseregg und der Fräkmüntegg bei schönem Wetter am Wochenende bereits Verpflegungsangebote offen. Jedoch verteilen sich die Leute auf dieser Fläche gut.

Problematisch könnte es ab dem 8. Juni allerdings auf dem Gipfel, Pilatus-Kulm werden. Dort ist der Platz beschränkt. Am 8. Juni dürfen die Bergbahnen voraussichtlich ihren Betrieb wieder aufnehmen. Der Bundesrat entscheidet wohl in seiner Sitzung vom Mittwoch darüber.

«Der Tenor der Bergbahnen ist klar: Wir würden es begrüssen, so behandelt zu werden wie der öffentliche Verkehr», sagt Thut. Soll heissen: Dass sie die Bahnen füllen können und bei grossem Aufkommen eine Maskentrage-Empfehlung erlassen. Da die Bahnen allerdings zum Freizeitverkehr gehören, erarbeiten die Pilatus-Bahnen Szenarien für die Eröffnung mit eingeschränkten Kapazitäten.

Auf dem Pilatus könnte es zum ersten Mal zu einer Beschränkung kommen

Dass es bei Eröffnung der Bahnen in den ersten Tagen zu einem grossen Ansturm auf Pilatus-Kulm kommt, hält Thut für unwahrscheinlich. Zudem würde sich der Andrang schon bei der Warteschlange regulieren. Wenn die Leute sehen, dass bereits viele Personen anstehen, hätten sie keine Lust, sich auch so lange anzustellen. Ausserdem glaubt Thut, dass die Mehrheit der Personen noch immer am Abstand von zwei Metern festhält, sprich, sich gar nicht in volle Gondeln begeben möchte.

Aber dieses Jahr läuft vieles etwas anders als gewohnt. «Es kann sein, dass wir zum ersten Mal eine Beschränkung für den Gipfelbesuch einführen müssen, falls wir nur mit beschränkten Kapazitäten fahren können und der Andrang gross ist.»

Stanserhorn: Für die Gäste hat es genügend Platz

Bereits etwas Erfahrung sammeln konnten die Stanserhorn-Bahnen. Seit dem 16. Mai ist dort das Restaurant für Wanderer geöffnet, der Berg ist aktuell nur zu Fuss erreichbar. «An sehr sonnigen Tagen konnten wir pro Tag bereits gegen 450 Wanderer begrüssen. Das ist sehr erfreulich», sagt Marketingleiterin Fabienne Huber. Die Sonnenterrasse biete mit Corona-Abstand Platz für bis zu 200 Gäste, im Restaurant drinnen finden weitere 80 Gäste Platz. Huber versichert: «Für die Gäste hatte es jederzeit genügend Platz.»

Was, wenn dann aber noch die Bergbahn-Reisenden hinzukommen? «Darüber hat sich die Stanserhorn-Bahn bereits Gedanken gemacht. Bestimmt fahren wir nicht mit der vollen Kapazität, dafür häufiger. Zudem fehlen die ausländischen Gruppengäste, was wieder mehr Platz für die Schweizer Individualgäste bringt», sagt Huber. Die verfügbaren Plätze werden online aufgeschaltet. So kann jeder Gast einen Online-Boarding-Pass für fünf Franken kaufen und sich so ein Zeitfenster reservieren. Aber selbstverständlich beziehe man auch die Entscheide des Bundesrates vom kommenden Mittwoch in die Planung mit ein.

veröffentlicht: 23. Mai 2020 07:10
aktualisiert: 23. Mai 2020 07:10
Quelle: PilatusToday

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