Nidwalden

Ennetbürger Natursteinmauer erhitzt Gemüter

29.04.2020, 15:59 Uhr
· Online seit 29.04.2020, 14:13 Uhr
Natursteinmauern prägen das Landschaftsbild von Ennetbürgen. Ein Winzer muss seine Mauer nun aber zurückbauen, weil er keine Baubewilligung eingereicht hatte. Oder darf die Mauer doch stehen bleiben?
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Wenn in Zeiten von Corona eine Natursteinmauer die Gemüter erhitzt, dann scheint die Welt aus den Fugen. Was etwas absurd klingt, ist aber tatsächlich so. Konkret geht es um die Natursteinmauer von Beat Zimmermann in Ennetbürgen. «Mein Telefon klingelt seit Tagen, ich erhalte viel Unterstützung. Die Betroffenheit der Bürger ist gross, denn sie sehen, dass hier etwas Neues entsteht», sagt Zimmermann. Auch in den Leserbriefspalten der Medien äussern sich die Leute zur Mauer.

Doch von vorn: Seit vergangenem Jahr baut Beat Zimmermann mit seiner Partnerin Erlita Terte auf 2,5 Hektaren Weinreben im Weingärtli in Ennetbürgen an. Aus herumliegenden Steinen haben sie kürzlich auf ihrem Grundstück eine Natursteinmauer gebaut.

Keine Baubewilligung eingereicht

Solche Natursteinmauern findet man überall am Bürgenberg, sie prägen die Landschaft. Zudem bieten sie verschiedenen Tieren wie Insekten, Eidechsen oder gewissen Schlangen einen Lebensraum.

Nur: Eine Baubewilligung für diese Natursteinmauer hatte Beat Zimmermann nicht. Die Natursteinmauer blieb nicht lange unentdeckt. Von verschiedener Seite wurden Meldungen an das Nidwaldner Amt für Raumentwicklung gerichtet. Diverse Bautätigkeiten seien da im Gang, hiess es. Gemeinsam mit der Gemeinde Ennetbürgen nahm dieses dann einen Augenschein vor Ort.

Rosen gepflanzt zur Früherkennung von Ungeziefer

Die Gemeinde hat dann mit Beat Zimmermann Kontakt aufgenommen und ihn auf die fehlende Baubewilligung aufmerksam gemacht. Dieser hat das fehlende Baugesuch daraufhin nachgereicht. Einige Teile des Baugesuchs habe man nachträglich bewilligt, heisst es seitens des Amts für Raumentwicklung. Der Teil, der die Natursteinmauer betrifft allerdings nicht – denn: Wer eine neue Natursteinmauer bauen will, der muss einen landwirtschaftlichen Nutzen nachweisen können.

Das konnte der Winzer laut dem Kanton Nidwalden offenbar nicht. «Ich hielt das gar nicht für nötig, das in dem Baugesuch zu erwähnen. Ich habe gedacht, es sei klar, dass wir diese Mauer für unsere landwirtschaftliche Tätigkeit gebaut haben.» Was er beim Gesuch nicht geschrieben hat: Zwischen dem ehemaligen Stall und der besagten Mauer hat Zimmermann Rosen angepflanzt. «Die Rosen braucht es zur Früherkennung von Ungeziefer. Was an den Rosen ist, ist bald auch an den Reben», sagt Zimmermann.

Zimmermann hätte sich Dialog gewünscht

Nun müsste Zimmermann die Mauer eigentlich zurückbauen. Dagegen wird er Beschwerde einreichen – allerdings erst dann, wenn er die Beschwerdefrist ausgereizt hat. «Wir wollen, dass die Mauer so lange wie möglich bestehen bleibt», so Zimmermann.

Dass die Rosen für den Rebbau wichtig sind, das will Zimmermann in der Beschwerde deutlich machen. Der Weinbauer hätte sich gewünscht, dass dieser Schritt gar nicht erst nötig gewesen wäre. Denn einerseits wurden ihm so 1400 Franken für die Ablehnung des Baugesuchs aufgebürdet, andererseits findet Zimmermann: «Probleme sollte man nicht vom Schreibtisch aus lösen, sondern im gemeinsamen Dialog.»

Beat Zimmermann hofft nun auf eine Kompromisslösung mit dem Kanton. So oder so: Das letzte Wort in dieser Sache ist noch nicht gesprochen.

veröffentlicht: 29. April 2020 14:13
aktualisiert: 29. April 2020 15:59
Quelle: PilatusToday

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