Besondere Geschichten

«Seine Augen strahlten»: Fotograf erzählt von Begegnung mit ukrainischem Bub

13.10.2022, 15:04 Uhr
· Online seit 13.10.2022, 11:35 Uhr
Er schlendert durch Strassen und geht auf Menschen zu, die ihn faszinieren. Es sind besondere Geschichten, die den Fotografen Davide Nestola bewegen. So zum Beispiel jene von Timur, einem ukrainischen Jungen, den er kürzlich in Luzern kennenlernte. Das Video ging viral. Nun haben wir den Fotografen persönlich getroffen.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

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«Der junge Mann, der hier vorne auf der Bank sitzt, interessiert mich. Er strahlt eine besondere Ruhe aus», sagt Davide Nestola überzeugt, während er auf den Mann zusteuert. Und damit hatte der 30-jährige Fotograf nicht Unrecht, ein weiteres Mal ist er auf eine spannende Geschichte gestossen. Der junge Mann namens Hasan ist vor rund zwei Wochen der Liebe wegen nach Luzern gekommen. Bisher lebte er auf den Malediven. Zurzeit versucht er sich in einer neuen Welt einzuleben. Mit Luzern habe er sich bereits angefreundet, die Stadt gefalle ihm gut.

Wie alles begann...

Schnell wird klar, mit welcher Leidenschaft Fotograf Davide Nestola aus dem Kanton Freiburg fotografiert. «Wenn ich fotografiere, vergesse ich für einen Moment alles, um mich herum.»

Vor etwa vier Jahren hat alles angefangen. Davide Nestola war fasziniert von Vlogs und begann selbst zu filmen. Kurze Zeit später entdeckte er auf seiner Reise nach Japan die Strassenfotografie. Ein Lächeln, eine Umarmung, eine Geschichte. «Jeder einzelne Mensch lebt seine Geschichte. Für einen selbst mag sie nichts Besonderes sein, doch es sind genau die Geschichten, von denen andere lernen können», sagt der 30-Jährige, während er einen Schluck Kaffee trinkt und durch seine Bildergalerie scrollt.

Nach seiner Reise nach Japan war für ihn klar: Er möchte die Porträts, die er dort erstellte, auf Social Media teilen. Zudem wollte er damit in Schweizer Städten weiterfahren. «Heute bin viel unterwegs und fotografiere nicht nur bei mir in Freiburg, auch in vielen anderen Städten, unter anderem in Luzern.»

Eine besondere Begegnung

Und in Luzern hatte er vergangenen Monat eine besondere Begegnung. Er stiess auf einen Jungen namens Timur, der neben der Kapellbrücke fischte. Nachdem der Fotograf die Mutter des Jungen um Erlaubnis fragte, kam er mit Timur ins Gespräch. Erst kürzlich seien sie aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtet. Der Junge mag Fussball und ist Fan vom Verein BSC Young Boys. Sein Video ging mit fast 6 Millionen Klicks durch die Decke. Sogar der Fussballverein YB hat sich bei Davide Nestola gemeldet und lud die beiden zu einem Fussballspiel ein. Vergangenen Samstag war es so weit und die beiden reisten nach Bern. «Timur hat sich riesig gefreut, seine Augen strahlten, es sind Momente, die mich glücklich machen.»

Die Geschichte mit Timur habe dem Fotografen geprägt. «Er hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dass ich genau an diesem Punkt weiterfahren soll und weitere Geschichten auf mich warten.»

Zurzeit verdient der 30-Jährige sein Geld als selbstständiger Fotograf. In Freiburg hat er sein eigenes Studio. Er fotografiert und filmt an Hochzeiten und bietet Porträts- und Pärchenshootings bei sich im Studio an. «Am meisten Spass machen mir jedoch die Strassenporträts.» Zurzeit verdiene er damit kein Geld, das soll sich in Zukunft aber ändern. «Mein Traum wäre es, eines Tages von den Porträts leben zu können.»

Schon kommende Woche stürzt sich Davide Nestola ins nächste Abenteuer. Er geht auf eine Weltreise – ein Jahr lang wird er unterwegs sein. «Meine Kamera liegt zuoberst im Gepäck. Während meiner Reise möchte ich ganz viele weitere Geschichten von Menschen festhalten.» Mit all den Porträts möchte er nach seiner Reise ein Buch herausbringen.

veröffentlicht: 13. Oktober 2022 11:35
aktualisiert: 13. Oktober 2022 15:04
Quelle: PilatusToday

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