Gestresste Fische

So geht es nach der Hitzewelle den Zentralschweizer Gewässern

· Online seit 23.06.2022, 12:27 Uhr
Mehrere Tage glühende Hitze in der Schweiz. Dies bringt Gewässer an ihre Grenzen und Fische in Lebensgefahr. In einigen Kantonen ist bereits fünf nach zwölf. Wie steht es um die Zentralschweizer Gewässer?
Anzeige

Tote Fische im nur wenige Zentimeter tiefen Wasser in der Emme in Burgdorf. Mit diesen Bildern informierte der zuständige Fischereiverein die Bewohner, die an der Emme wohnen: Meidet den Fluss als Badegewässer!

DRINGENDER AUFRUF AN DIE BEVÖLKERUNG ENTLANG DER EMME! Der tiefe Wasserstand der Emme macht es unumgänglich die Bitte...

Posted by Fischereiverein an der Emme Burgdorf on Monday, June 20, 2022

Die steigenden Wassertemperaturen und die tiefen Wasserstände sorgen dafür, dass Fische sterben – nicht nur in Burgdorf, sondern auch in der Zentralschweiz.

Fische im Seetal in Lebensgefahr

Zum Beispiel im Seetal. Am Dienstagvormittag ging bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (LAWA) eine Meldung ein. Die Wassertemperatur sei während der tagelangen Hitzewelle teils auf den kritischen Wert von über 25 Grad angestiegen, dabei wird es für Fische lebensgefährlich. «In einem solchen Fall versuchen wir, möglichst viele Fische zu retten und sie in ein nahe liegendes, kühleres Gewässer umzusiedeln, um ein Fischsterben zu verhindern.», so Philipp Amrein, Zuständiger bei der LAWA.

Reuss ist ein privilegiertes Gewässer

Besser als die Lage im Seetal sieht diejenige der Reuss aus: Sie hätte aktuell noch genügend Wasser, sagt Franz Stadelmann vom Fischereiverein Reuss Luzern. Dadurch bewegt sich die Oberflächentemperatur bei 20 Grad, was für die Fische in Ordnung sei. «Die Reuss ist ein privilegiertes Gewässer. In der Reussebene zwischen Emmen und Gisikon kommt es zu einem Grundwassereinstoss von 12 Grad. Dort können sich die Tiere abkühlen», betont Stadelmann.

Lage (noch) entspannt

Auch im Kanton Schwyz ist die Lage gut, sagt auf Anfrage das Amt für Gewässer Schwyz. Ein Vorteil sei das Schmelzwasser, welches noch immer abfliesst und Wasser hergibt. Der Kanton Nidwalden schreibt, dass die Situation – Stand jetzt – ebenfalls noch nicht kritisch sei. Dies vor allem, weil ein Teil der Gewässer mit ausreichend vorhandenem Grundwasser gespiesen werde. Zudem sorgten die jüngsten Niederschläge nun für allgemeine Entspannung.

Juhu, Regen!

Die Niederschläge erfreuen auch den Kanton Obwalden. Gemäss des Fischereiaufsehers Armin von Deschwanden fielen die Schnee- und Regenmengen alles andere als hoch aus, dementsprechend ist man nun auf dieses Wasser von oben angewiesen.

Zurzeit sei zwar alles noch im grünen Bereich, aber: «Wir erhoffen uns von den vorausgesagten Gewitterfronten und den tieferen Temperaturen in den nächsten Tagen eine Entspannung der Situation. Wie lange die Entspannung anhalten wird, wissen wir aber natürlich nicht. Hoffen wir das Beste», so Armin von Deschwanden.

Prävention statt Hinterherhinken

Fürs Seetal kam der Regen aber etwas zu spät. Um solche lebensbedrohlichen Situationen - wie diejenige im Seetal - für Fische aber möglichst zu verhindern, versucht das LAWA präventive Massnahmen vorzunehmen. «Beispielsweise das Anpflanzen von Hecken entlang der Gewässer, damit diese Schatten spenden und die Wassertemperatur um zwei bis drei Grad kühler gehalten werden kann», so Amrein.

Zudem könne auch der Mensch einen Beitrag leisten - daher auch der Appell des Fischervereins an die Bewohnerinnen und Bewohnern. Wenig und dazu noch warmes Wasser bedeute für die Fische Stress. «Der Mensch verstärkt diesen Stress, wenn er in den See oder ins Fliessgewässer springt und Überreste von Sonnencreme oder andere Substanzen die Wasserqualität zusätzlich verschlechtern», erklärt Philipp Amrein. In gefährdeten Gebieten sollte daher aufs Baden verzichtet werden, um nicht weitere Stressfaktoren für die Fische zu verursachen.

(mbi/bli)

veröffentlicht: 23. Juni 2022 12:27
aktualisiert: 23. Juni 2022 12:27
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch