Lehrstellenmarkt

«Leute denken, der Job sei dreckig» – Urner Firma sucht Recyclisten

21.07.2020, 16:20 Uhr
· Online seit 21.07.2020, 15:44 Uhr
Recycling liegt im Trend. Weil die Menschen immer umweltbewusster werden, steigen auch die Ansprüche an die Recyclingfirmen. Um diese zu erfüllen, braucht es qualifizierten Nachwuchs. Doch dieser lässt sich nicht so einfach finden. Ein Urner Lehrbetrieb sucht noch nach Lernenden.

Quelle: PilatusToday

Anzeige

Mit dem beladenen Gabelstapler fährt Janosch Heinl an uns vorbei. Sein Ziel: die Kartonpresse. Mit viel Fingerspitzengefühl lädt er das Recyclingmaterial ab und aktiviert das massive Gerät. Krachend wird der Karton plattgemacht. Dazwischen muss Janosch Heinl auch selber anpacken und den Karton von Hand sortieren. Eine Arbeit, die alles andere als repetitiv ist.

Per Zufall auf den Job gekommen

Janosch Heinl ist diplomierter Recyclist EFZ. Auf seinen Beruf ist er per Zufall gekommen. «Ursprünglich habe ich eine Lehre in der Automobilbranche begonnen. Weil es dort aber vor allem um Elektronik ging und nicht um Mechanik, war es nicht der richtige Beruf für mich», erzählt der junge Mann aus Sisikon.

Er schaute sich nach Alternativen um und interessierte sich zuerst für eine Lehre als Logistiker. Als ihm der verwandte Beruf des Recyclisten vorgeschlagen wird, wird er auf die freie Lehrstelle bei der Paul Baldini AG in Altdorf aufmerksam.

Dort arbeitet er noch heute, nach Abschluss der Ausbildung. Es sei vor allem die Abwechslung, die Spass mache, so der Recyclist. «Mal stehe ich, wie heute, an der Kartonpresse und an anderen Tagen bediene ich Kunden.»

Man muss kein Umweltaktivist sein

Auch Geschäftsleiter Ivo Baldini betont: Recyclisten durchlaufen während drei Jahren eine vielseitige Ausbildung, in denen sie sich ein breites Know-How aneignen. Dies sei wichtig, denn das Bewusstsein für Recycling innerhalb der Bevölkerung wird immer grösser. «Die Privatkunden, die uns ihr Material bringen, haben den Anspruch, dass wir fachgerecht entsorgen», so der Geschäftsleiter.

Wieso hat das Recyclingunternehmen dann Schwierigkeiten, geeignete Lernende zu finden? Es sei das Image, findet Ivo Baldini. «Abfall hat einen schlechten Ruf und die Leute denken, der Job sei dreckig.» Dabei handle es sich um eine vielseitige Aufgabe, bei der man sich nicht nur die Hände schmutzig macht. Genauigkeit bei der Bedienung der Maschinen und ein grosses Fachwissen über die zu verwertenden Materialien seien genauso wichtig, sagt Ivo Baldini.

Eine Recyclistin oder ein Recyclist sollte zudem eine positive Grundhaltung zum Thema Recycling mitbringen. Umweltaktivist müsse man aber nicht sein, so Ivo Baldini. «Wenn aber jemand kommt und sagt: ‹Zu Hause schmeisse ich sowieso alles in den Abfall›, dann ist es aber nicht der richtige Job.»

(tma)

veröffentlicht: 21. Juli 2020 15:44
aktualisiert: 21. Juli 2020 16:20
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch