Schenkon

Zu Besuch in der ersten WG für Querschnittgelähmte

23.09.2020, 17:36 Uhr
· Online seit 21.09.2020, 16:38 Uhr
In Schenkon ist am Wochenende eine aussergewöhnliche WG-Party gestiegen. Im Projekt namens «ParaWG» werden acht männliche Teilnehmer zwischen 17 und 27 Jahren beim Übergang in ein selbstständiges Leben unterstützt. Wir waren in Schenkon zu Besuch.

Quelle: Tele1

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Ein Wohnungsinserat für das einzigartige Projekt der Schweizer Paraplegiker-Stiftung wurde bereits Ende 2019 ausgeschrieben. Wie die Stiftung in einer Medienmitteilung schreibt, war die Nachfrage so gross, dass man eine zweite Wohnung dazu mieten konnte. Eine dritte befinde sich in Planung. Die Bewohner aus den Kantonen Luzern, Zürich, Thurgau, Neuenburg, Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein bleiben zwischen sechs Monaten und drei Jahren in der Paraplegiker WG.

Viele Hürden auf dem Weg zur Selbstständigkeit

Vielen jungen Erwachsenen mit einer Querschnittslähmung fällt es schwer, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. «Es gibt unzählige Hürden für Paraplegiker, die aus einem wohlbehüteten Umfeld in eine eigene Wohnung ziehen möchten», sagt Projektleiterin Andrea Violka von ParaHelp, einem Unternehmen der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Für viele sei es schwierig, sich in einem neuen Umfeld zu organisieren und sozial zu integrieren. Auch seien Paraplegiker – je nach Bedürfnissen – auf ein Helfernetz angewiesen, um gewisse alltägliche Herausforderungen zu stemmen.

In der ParaWG werden die jungen Erwachsenen je nach Lähmungsgrad individuell von einem Team aus Fachleuten unterstützt. «Wir helfen zum Beispiel beim Duschen oder Anziehen», sagt Andrea Violka. Aber auch, wenn die Bewohner erstmals mit dem öffentlichen Verkehr längere Strecken zurücklegen, dürfen sie auf Unterstützung zählen. Man wolle erreichen, dass alle Bewohner ihr Leben nach dem Auszug selbstständig meistern können. So meint der 21-jährige Paraplegiker Martin Gassner aus Liechtenstein: «Ich erhoffe mir von der Zeit in der ParaWG, dass ich danach ein eigenständiges Leben führen kann.»

ParaWG soll sich selber finanzieren

Auf Anfrage von PilatusToday und Tele1 bestätigt Projektleiterin Andrea Violka: «Die Stimmung in der WG ist sehr gut und die Vorfreude ist bei allen riesig.» Die gegenseitige Unterstützung der acht Bewohner – die sich zuvor nicht kannten – sei gross. «Es wird miteinander diskutiert, wie man gewisse Probleme am besten löst und Herausforderungen überwindet.» Bei der Integration in den Arbeitsmarkt, sucht man individuelle Lösungen. «Wir haben Bewohner, die bereits berufstätig sind und eine Ausbildung machen. Anderen wird geholfen herauszufinden, wo ihre Stärken liegen», sagt Andrea Violka.

Die Wohnform soll ab dem kommenden Jahr finanziell selbsttragend sein. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung hat das Projekt vorfinanziert. Das Fachspezialisten-Team wird von der Invalidenversicherung mitfinanziert und diverse Firmen und Stiftungen haben sich an der ParaWG beteiligt. (mda)

veröffentlicht: 21. September 2020 16:38
aktualisiert: 23. September 2020 17:36
Quelle: PilatusToday

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