Gegen Pädophilie im Netz

Meldestelle soll Kantone im Kampf gegen Kinderpornografie entlasten

· Online seit 04.04.2022, 20:01 Uhr
Es ist ein trauriger Rekord. Noch nie gab es in der Schweiz so viele Verdachtsfälle von Pädokriminalität im Netz, wie im letzten Jahr. Seit Montag gibt es jetzt eine erste nationale Meldestelle. Das heisst: Wer verdächtiges Material entdeckt, kann das unkompliziert auf der Seite clickandstop.ch melden.
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Sie machen sich im Internet an Kinder ran oder schauen mit ihnen Pornos. Das Problem der Pädokriminalität im Internet wird immer grösser. Genau dem soll clickandstop entgegenwirken, sagt der Mitinitiant der Plattform, der Zuger Guido Fluri: «Wir wollen vor allem die Dunkelziffer brechen. In der Schweiz wurden nur mehrere Hundert Fälle verfolgt. Schaut man sich den europäischen Durchschnitt an, müssten es 10'000 bis 15'000 Fälle pro Jahr in der Schweiz sein.»

Ermittlungsarbeit wird komplizierter

Damit probiere man auch, die kantonale Behörden zu entlasten. Viele Kantone hätten zu wenig Personal, um Pädokriminalität im Netz ausfindig zu machen. Im Kanton Nidwalden kann man zwar im Moment noch alle Fälle abdecken. Aber: «Es ist viel komplizierter geworden. Man braucht Kenntnis bei den Online-Tools, auch im Bereich Big Data. Jemand muss die Daten auswerten», sagt Senad Sakic, Chef Kriminalpolizei Nidwalden. Früher habe man bei Hausdurchsuchungen ein paar Bundesordner mitgenommen und sie händisch durchgeschaut. «Heute braucht es Spezialwissen, welches sich die Ermittler aneignen müssen.»

Ressourcenknappheit sei drum nicht nur in der Pädokriminalität ein Problem, sondern allgemein. «Es ist eine grundsätzliche Frage, wie wir die digitale Kriminalität in Zukunft bewältigen will. Man sieht klar, dass es eine Verlagerung der Kriminalität in den digitalen Raum gibt», sagt die Nidwaldner Sicherheitsdirektorin Karin Kayser. Auch die Politik müsse sich Gedanken machen, wie man dem Problem begegnen will.

Schnell und anonym

Die Seite clickandstop helfe, die Polizeiarbeit in diesem Bereich zu erleichtern. Wer ein entsprechendes Video von Kindern oder Jugendlichen im Internet findet, kann das schnell und anonym melden. «Viele haben eine gewisse Hemmung, den Strafverfolgungsbehörden direkt einen Hinweis zu geben. Bei einer privaten Meldestelle kann man das ganz einfach weiterleiten, wenn man einen Verdacht oder klare Erkenntnisse hat», so Guido Fluri.

Das sei auch höchste Zeit – in anderen Ländern gebe es solche Meldestellen schon länger.

veröffentlicht: 4. April 2022 20:01
aktualisiert: 4. April 2022 20:01
Quelle: PilatusToday

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