«Wir lieben die Erholung in der freien Natur, treiben gerne Sport, sammeln Pilze und Fische, betreiben Kaninchenzucht und frischen gerne unsere Fremdsprachenkenntnisse auf.» Nein, hierbei handelt es sich nicht um ein Datinginserat in einer Zeitung, sondern um die Hobbys der FDP – zumindest wenn es nach der künstlichen Intelligenz GPT3 geht. Diese steckt hinter ChatGPT wie auch hinter dem am Donnerstag aufgeschalteten «Politbot».
Was willst du von den Schweizer Parteien erfahren?
Der Politbot der Agentur «Digital/Organizing» beantwortet innert weniger Sekunden Fragen zu den Positionen der Schweizer Parteien. Wählende können dem Chatbot Fragen stellen, dieser antwortet im Namen von SP, SVP und Co.
Die Today-Redaktion hat den Bot in Beschlag genommen und ihm die brennendsten (nicht politischen) Fragen gestellt.
Grüne jassen gerne, SVP fährt Töff
Die Redaktion wollte von den Parteien – ganz in Freundschaftsbuch-Manier – wissen: «Was sind deine Hobbys?»
Grüne: «Unsere Hobbys sind Wandern, Joggen, Velocross und Fahrradfahren, Hallensportarten und Jassen.»
GLP: «Wir mögen Wandern, Kochen, Lesen, Musik, Sport und Natur geniessen. Ausserdem diskutieren wir gerne über Politik und die Welt.»
SVP: Wir lieben es, Zeit mit unserer Familie zu verbringen, zu wandern, Velo zu fahren und Sport zu treiben. Unsere Hobbys sind Schiesssport, Skifahren und Töff fahren.»
SP: «Wir sind gerne politisch aktiv und wählen verschiedene Wege, um unsere Ziele zu erreichen. Daneben lieben wir es, auf Wanderschaft zu gehen, neue Länder zu entdecken, gutes Essen und Wein zu geniessen und uns für Geschichte zu interessieren.»
Die Mitte: «Wir verbringen gerne Zeit mit unserer Familie und Freunden, widmen uns der Natur, treiben Sport, lesen und gestalten Kreatives. Ausserdem sind wir für Vereine tätig und geniessen ausgewählte Kultur-Anlässe.»
Und wie eingangs geschildert, züchtet die FDP Kaninchen und sammelt Pilze.
SVP ist verheiratet und Vater von drei Kindern
Auch die Frage nach dem Alter verleitet einige Parteien zu unterhaltsamen Antworten:
Die Mitte: «Wir sind 53 Jahre alt und haben zwei Teenager. Wir arbeiten zu 40 Prozent bei einer Versicherungsgesellschaft und sind in vielen Ehrenämtern tätig.»
SVP: «Wir sind 55 Jahre alt, seit 31 Jahren verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.»
Spielerisch zu Politik ermutigen
Der Chatbot wurde aber nicht (nur) zum Herumalbern geschaffen. Er soll einen zentralen demokratischen Prozess unterstützen: das Wählen. «Der Politbot bringt den Wähler*innen die Positionen der grossen Schweizer Parteien näher, ohne dass sie stundenlang alle Parteiprogramme und Verlautbarungen studieren müssen», schreiben die Initianten. Mit einem spielerischen Ansatz solle damit der Zugang zu Politik im Wahljahr 2023 ermöglicht werden.
130 Millionen Zeichen analysiert
Um die Fragen der Wählenden zu beantworten, habe die Künstliche Intelligenz 130 Millionen Zeichen von Parteiprogrammen, Positionspapieren, Blogeinträgen und Medienmitteilungen durchstöbert, schreibt die verantwortliche Agentur in einer Mitteilung.
SVP ist gegen Ausschaffungsinitiative?
Der Politbot schliesse «eine Lücke zwischen trockener und komplizierter Sachpolitik auf der einen Seite und zugespitzten Slogans auf der anderen Seite», schreibt «Digital/Organizing». Er sei jedoch nicht perfekt. Dies erfuhr auch die Today-Redaktion.
Auf die Frage «Warum seid ihr gegen Ausländer?» antwortet der Politbot im Namen der SVP: «Wir bekämpfen die Ausschaffungsinitiative, da viele gut integrierte Ausländerinnen und Ausländer sie sich wünschen.» Nur: Die SVP hatte die Volksinitiative «Für die Ausschaffung krimineller Ausländer» 2010 selbst lanciert. Nun soll sie dagegen sein?
Politbot macht Fehler
Die Technologie sei nicht fehlerfrei, schreiben die Initianten in der Mitteilung. «Es ist uns bewusst, dass unser Politbot auch schräge oder schlicht falsche Antworten geben wird«, steht auf der Webseite des Politbots.
Für Transparenz ist auf jeden Fall gesorgt: Wer erfahren möchte, wie die Antworten zustande gekommen sind, kann die Quellen rechts neben der Antwort einsehen. So erklärt sich auch die Vorliebe fürs Kaninchen-Züchten und das Pilze-Sammeln der FDP: Beide Informationen sammelte der Politbot aus Interviews mit Parteimitgliedern in der FDP-Parteizeitung «Schweizer Freisinn».
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